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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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roch nach ungenießbarem Essen und Haschisch und den Ausdünstungen von Menschen, die dort viel zu eng zusammengepfercht lebten. Uns vorsichtig an der Wand entlangtastend, gingen wir die wacklige Stiege hinauf. Ich konnte verflucht nichts erkennen, deshalb folgte ich David, wie man es mir angeraten hatte, und legte ihm meine Hand auf die Schulter. Ramses war dicht hinter mir und stützte meinen Ellbogen, damit ich bei einem eventuellen Stolpern nicht abrutschte – was mir ein- oder zweimal passierte, da die gebogenen Spitzen meiner wunderschönen Treter ständig an den rissigen Holzdielen hängenblieben. Ich verabscheute diesen Teil der Geschichte. Rings um mich herum spürte ich krabbelnde, glitschige Unholde.
    Unser Ziel war ein Zimmer im ersten Stock, das sich nur durch den schwachen Lichtstrahl von den anderen abzeichnete, der unter der Tür hindurchfiel. Ramses drückte auf den Türknauf. Er gab sofort nach.
    Yussuf Mahmud bedeutete uns einzutreten und verriegelte dann hinter uns die Tür. Ich nahm an, daß es Yussuf Mahmud war, da er mir nicht vorgestellt wurde. Er warf mir einen durchdringenden Blick zu und sagte etwas auf arabisch, was ich nicht verstand. Es muß sich um etwas außerordentlich Unhöfliches gehandelt haben, denn David zog fluchend sein Messer. Ramses schoß auf den Burschen zu, doch seine Entgegnung verstand ich ebenfalls nicht. Er und der Mann lachten. David lachte nicht, steckte jedoch das Messer zurück in seinen Gürtel.
    Die einzige Lichtquelle im Zimmer war eine Lampe auf dem Tisch, die gefährlich nah bei dem Papyrus stand, der, teilweise entrollt, eine gemalte Vignette preisgab. Ich trat näher heran. Allein seine Größe raubte mir den Atem; die Dicke der Rolle ließ darauf schließen, daß er sehr lang sein mußte. Das winzige Bild symbolisierte die Bürde des Herzens.
    Bevor ich noch mehr erkennen konnte, packte mich Ramses und wirbelte mich zu sich herum, um mir ins Gesicht zu blicken. Er hatte sicherlich gedacht, daß ich einen lauten Aufschrei von mir geben oder näher ins Licht treten könnte – was ich nie im Leben getan hätte! Ich funkelte ihn an, und er grinste hämisch. Du hast keine Vorstellung, wie gräßlich Ali die Ratte bei nahem betrachtet aussieht, selbst wenn er nicht hämisch grinst.
    Der Mann sagte: »Der Bursche ist neu, was? Du bist ein verdammter Idiot, ihn hierher mitzubringen.«
    »Er ist ein so hübsches Geschöpf, daß ich es nicht ertrage, von ihm getrennt zu sein«, brummte Ramses und grinste noch verschlagener. »Komm, stell dich in die Ecke, meine kleine Gazelle, bis wir unser Geschäft abgewickelt haben.«
    In der Nacht zuvor hatten sie sich auf den Preis geeinigt. Da ich jedoch wußte, wie Männer vom Schlage eines Yussuf Mahmud arbeiteten, rechnete ich felsenfest damit, daß er mehr verlangte. Statt dessen schob Yussuf Mahmud Ramses das zerlumpte Päckchen zu – hielt es allerdings mit einer Hand fest – und sagte schroff: »Du hast das Geld?«
    Ramses starrte ihn an. Dann meinte er, besser gesagt, er schnauzte ihn an: »Warum so eilig, mein Freund? Ich hoffe, du erwartest außer uns heute abend keine weiteren Gäste. Ich wäre … enttäuscht, wenn ich deine Gesellschaft mit anderen teilen müßte.«
    »Und ich erst«, sagte der Kerl mit aufgesetzter Dreistigkeit. »Deshalb ist es klüger, nicht länger hier herumzutrödeln. Manche hören Dinge, die nie gesagt worden sind, und sehen durch fensterlose Wände.«
    »Ist dem so? Wer sind denn diese Zauberer?« Ramses beugte sich vor und hatte Alis verschlagenes Grinsen aufgesetzt.
    »Ich kann nicht …«
    »Nein?« Ramses zog einen prall gefüllten Geldbeutel aus den Falten seines Gewandes und ließ einen Regen aus schimmernden Goldmünzen auf den Tisch prasseln. Wir waren übereingekommen, daß sie beeindruckender als Banknoten wirkten, und sie zeigten sicherlich die gewünschte Wirkung auf Yussuf Mahmud. Seine Augen fielen ihm quasi aus dem Kopf.
    »Information ist ein Teil dieses Handels«, fuhr Ramses fort. »Du hast mir nicht erzählt, woher der Papyrus stammt oder über welche Kanäle er zu dir gelangt ist. Wie viele Leute hast du betrogen, getötet oder ausgeraubt, um ihn zu bekommen? Wie viele von ihnen werden ihre Aufmerksamkeit mir zuwenden, sobald er sich in meinem Besitz befindet?«
    Gegenüber David deutete er eine unauffällige Geste an, woraufhin dieser den Papyrus an sich nahm und ihn vorsichtig in die von uns mitgebrachte Holzschatulle legte. Der Mann achtete nicht darauf; sein

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