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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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beisammen hatte, führte er uns an, und die Schritte der Verfolger verklangen schon bald. Wir alle waren müde, außer Atem und sehr schmutzig, als wir schließlich den Fluß erreichten, doch erst als unser Boot Fahrt aufgenommen hatte, gestattete mir Ramses, meinen verschmutzten, stinkenden Umhang abzulegen. Für den Fall, daß ich es zu erwähnen versäumte: Ich trug meine eigene Bluse und Hose unter meiner Verkleidung. Die Jungen allerdings nicht, und deshalb mußte ich mich umdrehen, während sie sich umzogen. Manchmal sind Männer wirklich albern.
    Als wir das andere Ufer erreichten und das kleine Boot vertäuten, wartete ich darauf, daß mir jemand auf die Schulter klopfte und anerkennend meinte: »Gut gemacht!« oder »Wirklich tolle Leistung!« oder etwas Derartiges. Keiner der beiden sprach. Sie verharrten bewegungslos wie zwei Statuen auf den Sitzplätzen im Boot und starrten mich an. Die Schnittwunde an Davids Kehle hatte aufgehört zu bluten. Sie sah aus wie ein dünnes, dunkles Band.
    »Sitzt doch nicht einfach so hier herum«, sagte ich aufgebracht. »Laßt uns zur Dahabije zurückkehren, wo wir gemütlich miteinander reden können. Ich möchte ein Glas Wasser und eine Zigarette und mich umziehen und einen bequemen, weichen Stuhl und …«
    »Du mußt dich mit einem der vier begnügen«, sagte Ramses und wühlte unter seinem Sitz. Er reichte mir eine Wasserflasche. »Wir müssen unser Gespräch beendet haben, bevor wir zur Dahabije zurückkehren. Mutter hängt überall herum, und diese Unterhaltung muß sie wirklich nicht mitbekommen.« Ich nahm einen tiefen Schluck von dem lauwarmen Wasser und wünschte mir, es wäre etwas Stärkeres. Dann wischte ich mir den Mund mit meinem Ärmel ab und reichte die Flasche an David weiter. »Yussuf Mahmud hat uns hintergangen«, sagte ich. »Das Ganze war eine Falle. Und ihr habt damit gerechnet.«
    »Red keinen Unsinn«, entgegnete Ramses schroff. »Wenn ich eine Falle erwartet hätte, hätte ich niemals zugelassen … Ich meine, ich hätte anders reagiert.«
    »Ich verstehe nicht, inwiefern du wirkungsvoller hättest reagieren können«, gestand ich. »Du und David müßt doch vorher schon abgesprochen haben, was ihr im Falle eines Falles tun würdet.«
    »Das machen wir immer so«, sagte Ramses. »Scherz beiseite, Nefret; Tatsache ist, daß ich mich ziemlich übel verschätzt habe. Wir können von Glück sagen, daß wir heil davongekommen sind.«
    »Glück!« stieß ich mißfällig hervor.
    Ramses wollte etwas erwidern, doch David kam ihm unerwartet zuvor. »Es war kein Glück, das mir heute nacht das Leben rettete, sondern Nefrets rasche Auffassungsgabe und ihr Mut. Ich danke dir, meine Schwester. Ich nahm das Messer erst wahr, als ich es an der Gurgel hatte.«
    Auf seinem Platz rutschte Ramses ungemütlich hin und her. »Ich habe es erst gesehen, als es ihr aus der Hand glitt.«
    Die beiden hatten lange gebraucht, um das einzugestehen. Ich konnte es einfach nicht lassen. »Das«, sagte ich, »hat damit zu tun, daß ihr beiden keine Ahnung …«
    »… von Frauen habt?« beendete Ramses den Satz. Der Vollmond strahlte hell auf uns herab. Ich konnte sein Gesicht deutlich erkennen. Er trug exakt den Ausdruck zur Schau, den ich immer als sein in Stein gehauenes Pharaonen-Antlitz bezeichne – starr und abweisend wie die Statuen im Museum. Ich dachte, er sei wütend auf mich, doch dann beugte er sich vor, zog mich von der Bank herunter und drückte mich so fest, daß meine Rippen schmerzten. »Eines Tages«, sagte er mit stockender Stimme, »wird es dir gelingen, daß ich meine guten Manieren als englischer Gentleman vergesse.«
    Nun, mein Schatz, ich war hoch erfreut! Jahrelang versuchte ich, seinen Schutzpanzer zu durchdringen und ihn dazu zu bringen, sich wie ein normaler Mensch aufzuführen. Gelegentlich gelingt mir das – für gewöhnlich immer dann, wenn ich ihn bis zum Äußersten provoziere! –, doch diese Momente sind nie von langer Dauer. Um diesen ungewöhnlichen Augenblick hinauszuzögern, hielt ich ihn fest, als er mich bereits wieder loslassen wollte. »Du zitterst ja«, sagte ich argwöhnisch. »Verflucht, machst du dich etwa über mich lustig?«
    »Ich mache mich nicht lustig über dich. Ich zittere vor Angst.« Ich meinte, seine Lippen auf meinem Haar zu spüren, doch ich muß mich wohl geirrt haben, denn er verfrachtete mich mit einem so unsanften Stoß zurück auf den harten Sitz, daß meine Zähne zusammenschlugen. Ramses hat die prächtigsten

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