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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Gott, Mutter, das kannst du der armen Katherine nicht antun! Hat sie nicht schon genug am Hals?« Ihre Miene durchlief eine Reihe von seltsamen Verwandlungen. Leicht alarmiert packte ich sie. Sie schüttelte meine Hand ab, sank in eine Ecke und lachte Tränen. Ich reichte ihr mein Taschentuch.
    »Verzeih mir«, gluckste sie. »Ich habe mir Weihnachten im Schloss vorgestellt, mit Horus, der Sekhmet nachstellt, und Bertie, der Jumana in eine dunkle Ecke zu locken sucht, und Katherine, die ihn von ihr fern zu halten versucht, einem Küchenchef, der aus dem Haus stürmt, weil Fatima ihn nicht an den Herd lässt, und … und … und inmitten von allem Onkel Sethos, verkleidet als Weihnachtsmann!«
    Ich gönnte dem Mädchen seine ausgelassene Freude. In diesem Moment schob ich es weit von mir, sie darauf hinzuweisen, dass der Schurke womöglich unter den Gästen weilen würde, wenn es uns nicht gelang, ihn zu identifizieren.
    Wir nahmen die Fähre ans andere Ufer, und während wir an der Reling lehnten, unsere Hüte im unerbittlichen Klammergriff, erzählte ich Nefret von meinen Träumen.
    »Das ist aber gar nicht nett!«, entfuhr es ihr augenzwinkernd. »Dir von prachtvollen Gräbern zu erzählen und den Fundort zu verschweigen …«
    »Er hat mich geneckt. Das gefällt ihm. Aber lassen wir die verschollenen Gräber, Nefret, ich werde das Gefühl nicht los, dass ich etwas Bedeutsames übersehen habe – eine dieser verflucht rätselhaften Andeutungen, die Abdullah so gern fallen lässt.«
    »Schildere mir noch einmal, was er gesagt hat.«
    Ich wiederholte unsere Unterhaltung. Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, was das sein könnte.«
    »Du glaubst auch nicht an Träume, stimmt’s? Nett von dir, so zu tun, als nähmest du sie ernst.«
    »Wie könnte ich so verbohrt sein, diese Möglichkeit von mir zu weisen? Auch wenn es sich um ein Produkt deines Unterbewusstseins handelt, darf man dieses nicht als bedeutungslos einstufen.«
    »Ich glaube nicht an Wunschdenken«, warnte ich sie.
    Nefret strahlte über das ganze Gesicht. »Selbstverständlich nicht, Mutterherz. Wie auch immer, Abdullah wäre niemals so profan. Wir legen gleich an; wohin gehen wir zuerst?«
    Zu jener Zeit befanden sich acht Hotels europäischen Standards am Westufer. Zwei davon waren sauber und nicht teuer; die anderen sechs boten größere Annehmlichkeiten verbunden mit höheren Preisen.
    »Deine Einschätzung ist mir wie stets willkommen«, erwiderte ich. »Er könnte unter anderem Namen ins Winter Palace zurückgekehrt sein …«
    »Nicht in demselben Aufzug«, gab Nefret zu bedenken.
    »Und nicht am gleichen Tag«, bekräftigte ich, froh, es mit einem scharfen, wachen (weiblichen) Verstand zu tun zu haben. »Das dem Winter Palace am nächsten liegende Hotel ist das Luxor … Pass auf, wo du hintrittst, mein Schatz, der Kai ist sehr glitschig.«
    »Also gehen wir ins Luxor?«
    »Nein. Sethos erklärte dem Portier im Winter Palace, dass er zum Bahnhof aufbrechen werde. Ich glaube, dass er genau das getan hat. Wenn er eine Droschke mit anderem Ziel genommen hätte, könnte sich der Kutscher womöglich an ihn erinnern und das würde er unter allen Umständen vermeiden wollen. Es ist ein Leichtes, in der auf dem Bahnsteig wartenden Menschenmenge zu verschwinden. Das Hotel de la Gare ist nur ein kurzes Stück Fußweg vom Bahnhof entfernt.«
    »Eine geradezu geniale Idee, Mutter«, meinte Nefret anerkennend.
    Mit einem bescheidenen Lächeln quittierte ich das Kompliment und winkte einer vorüberfahrenden Droschke mit meinem Schirm.
    Als Erstes suchten wir das Winter Palace auf, wo ich erfuhr, dass Mr Bracedragon-Boisgirdle (dessen Name mir ständig entfiel und den ich deshalb glücklicherweise in meinem Notizbuch vermerkt hatte) vor zwei Tagen abgereist war. Das war eine überaus zufrieden stellende Neuigkeit, bestätigte sie doch eine meiner Theorien (nicht dass ich je an deren Stichhaltigkeit gezweifelt hätte). Darauf wies ich den Fahrer an, uns zum Hotel de la Gare zu chauffieren.
    Hinsichtlich des Bahnhofshotels hätte der Baedeker bestenfalls behaupten können, dass es sauber war. Zweifelsohne entsprach es nicht meinen Ansprüchen; der zerschlissene Teppich in der Eingangshalle knirschte vom Sand und der Portier trug offensichtlich schon seit Tagen denselben Kragen. Fassungslos sperrte er den Mund auf, als er uns sah; es handelte sich beileibe nicht um eine Lokalität, wo ehrbare Damen wie wir ein und aus gingen.
    »Guten

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