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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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anderen Exkavatoren zuerkannt worden. Es gab noch eine Reihe hübscher Ruinenfelder, aber Cyrus interessierte sich ausnahmslos für Grabstätten. Schließlich einigten sie sich auf das Tal der Königinnen.
    Sechs bislang unbekannte Gräber im Tal der Königinnen … Bei der Erinnerung an Abdullahs Worte durchzuckte mich spontan ein archäologischer Fieberschub. Aber nein, redete ich mir ein, erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Es war unwahrscheinlich, dass sie an besagtem Morgen eines der verschollenen Gräber finden würden. Ich informierte Emerson, dass ich sie nicht begleiten könnte, da ich andere Verpflichtungen hätte, darunter auch einige dringende Einkäufe in Luxor.
    Meine Bemerkung fiel in einen jener schweigsamen Momente, die gelegentlich eintreten (wenn auch nicht oft bei uns, das gebe ich zu), und einige Köpfe wandten sich in meine Richtung. Ich hatte erwartet, dass Emerson argwöhnisch reagieren würde. Da er mich indes nicht zwingen konnte, ihn zu begleiten, und da er sich lieber erhängt hätte, als einen Einkaufsbummel mit mir zu unternehmen, blieb ihm keine Wahl, als zuzustimmen. Argwöhnisch war er zweifellos. Seine saphirblauen Augen verengten sich zu Schlitzen. In einer wenig überzeugenden, leutseligen Regung riss er sie dann weit auf und sagte: »Also gut, mein Schatz. Wie du meinst.«
    Das war eine extrem beunruhigende Entwicklung. Emerson musste etwas im Schilde führen. Nun ja, überlegte ich, ich kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Ich hatte gehofft, dass Nefret mich begleiten würde, aber sie bot es mir nicht an, also musste ich sie rundheraus fragen. Überflüssig zu erwähnen: Sie erklärte sich bereit.
    Ramses war noch misstrauischer als sein Vater. Als wir vom Tisch aufstanden, fasste er meinen Arm und zog mich beiseite. »Also, Mutter«, hub er an.
    »Ramses«, erwiderte ich genauso fest. »Meinst du, ich würde irgendetwas tun, was Nefret gefährden könnte?«
    »Nicht vorsätzlich. Aber du …«
    »Es wird höchste Zeit, dass du lernst, sie – und mich! – wie Erwachsene zu behandeln.«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Das hat sie auch gesagt. Ich versuche es, Mutter. Aber es ist nicht einfach.«
    »Ich weiß, mein lieber Junge. Wir empfinden dasselbe bei dir und deinem Vater.«
    »Bei uns? Aber wir sind keine …«
    »Schwachen, hilflosen Frauen?«
    Ramses hob kapitulierend die Hände. »In Ordnung, Mutter, du hast gewonnen. Versuch nicht – oh, verflucht, du weißt, was ich meine. Nefret ist nicht … äh … sie ist nicht die Einzige, um die ich besorgt bin.«
    Eine seiner Hände ruhte auf meiner Schulter. Ich tätschelte sie zärtlich. »Und dein Vater ist nicht der Einzige, um den ich mir Sorgen mache. Passt auf euch auf und sorge dafür, dass er keine Dummheiten macht. Ich kenne die Zeichen. Er führt wieder irgendwas im Schilde.«
    »Im Gegensatz zu dir?«
    Ich beschloss, diese Frage zu übergehen.
    Schließlich brachen sie auf, in Begleitung von Bertie. Katherine versuchte, ihn zurückzuhalten, doch ich fühlte mich verpflichtet, ihre Pläne zu durchkreuzen. Der Junge hatte sich in den letzten Tagen hervorragend gemacht und meiner Ansicht nach ist mütterliche Überfürsorglichkeit nur schädlich für junge Leute.
    »Ich habe nie so viel Aufhebens um Ramses gemacht«, erklärte ich ihr. »Und sehen Sie, wie prächtig er sich entwickelt hat!«
    Bevor wir nach Luxor aufbrachen, hatten wir noch diverse häusliche Pflichten zu erledigen. Ich habe die männliche Spezies, in diesem Fall Polizisten und Detektive, stets um ihre diesbezüglichen Freiheiten beneidet; Mr Sherlock Holmes beispielsweise musste sich nie um die Abfolge der Mahlzeiten kümmern, Zwistigkeiten zwischen zänkischen Bediensteten schlichten oder mit kleinen gelangweilten Kindern und großen gelangweilten Katzen fertig werden. Darüber hinaus war in weniger als einer Woche Weihnachten. Es musste stilvoll gefeiert werden, von uns allen, aber insbesondere um des Kindes willen. Sie war glücklich gewesen, als sie Gargery und Bertie pflegen durfte, aber seit beide auf dem Weg der Besserung waren, beklagte sie sich häufiger – dass sie in den dicken Mauern des Schlosses bleiben musste, dass sie Ramses viel zu selten sah. Es war hart für das Kind; aber ich konnte ihr wohl kaum darlegen, warum wir es nicht wagten, sie ins Freie zu lassen.
    Dann war da Fatima, die Weihnachtstorten und Plätzchen in Cyrus’ Küche backte, zum extremen Verdruss seines Küchenchefs. Und Horus, der

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