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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Feinde zu stellen. Unseligerweise war die Person im Gang kein Feind. Es war Miss Minton.
    »Verflucht!«, wetterte ich.
    »Hölle und Verdammnis!«, wetterte Sethos.
    Ich fasste Margarets Ärmel und zog sie in den Raum. »Wie haben Sie uns gefunden?«
    »Ich habe ein Boot gemietet und den Fahrer ausfindig gemacht, der Sie hergebracht hat. Ist Ihnen nicht klar, dass Sie eine Spur hinterlassen haben, der jeder folgen könnte? Und du …« Sie heftete ihren wütenden Blick auf Sethos. »Rudolf Rassendyll!«
    »Ich dulde keinerlei Kritik von Ihnen, Miss Minton«, bemerkte ich kühl.
    »Vergeben Sie mir. Akzeptieren Sie meine aufrichtige Entschuldigung.« Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Immer sage ich das Falsche, und das tut mir Leid, wahnsinnig Leid sogar, aber das ist jetzt belanglos; wir müssen ihn so rasch wie möglich von hier wegschaffen.«
    »Ich war im Begriff, die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen, als Sie …«
    Ein weiteres Klopfen an der Tür. Wir alle waren nervlich etwas angespannt; ich schrak zusammen, Miss Minton stieß einen spitzen Schrei aus und Sethos fluchte.
    »Nefret?«, rief ich.
    Die Antwort fiel positiv aus. Nefret und der Kellner mit Tablett drängten in den Raum. Nach geschicktem Manövrieren gelang es uns, das Tablett auf den Tisch zu stellen, den Kellner zu verscheuchen und die Tür zu verriegeln.
    Auf dem Bettrand hockend, die Arme vor der Brust verschränkt, erklärte Sethos: »Das hier entwickelt sich allmählich zur Farce. Erwarten wir jetzt noch weitere Gäste?«
    Die Frage war an die Gruppe als solche gerichtet und nicht an Miss Minton. Er hatte sie weder direkt angesprochen noch angesehen. »Iss dein Frühstück«, sagte ich versunken.
    »Mittagessen«, korrigierte mein Schwager nach einem Blick auf den Teller. Das Gemüse war zu einer graugrünen Pampe verkocht, die Fleischstücke angekokelt. »Wie dem auch sei. Du duldest ohnehin keinen Widerspruch.«
    »Bitte, Amelia.« Margaret rang die Hände und sah mich beschwörend an. »Seien Sie mir nicht böse. Ich will doch nur …«
    »Was zum Teufel macht sie denn hier?«, wollte Nefret wissen.
    »Er muss schleunigst verschwinden«, beharrte Margaret.
    Ich war zu dem gleichen Schluss gekommen. Der Vorteil der Dunkelheit, auf dem mein ursächlicher Plan basierte, wurde inzwischen von einigen Nachteilen dominiert. In Luxor würde man schon bald munkeln, dass eine Abordnung elegant gekleideter Damen nach dem seltsamen Mr Rassendyll geforscht habe. Wie auch immer, es war naiv von mir gewesen anzunehmen, dass Sethos den von mir avisierten Zufluchtsort aufsuchen und auch dort bleiben würde. Er verspeiste den entsetzlichen Schlangenfraß mit mehr Genuss, als dieser es verdiente. Seine gelassene Miene weckte die schlimmsten Befürchtungen.
    »Du hast Recht«, räumte ich ein.
    Sethos verschluckte sich. Seine Züge waren nicht länger gelassen.
    Die tatkräftige Unterstützung zweier weiterer vernunftgeprägter Personen (d. h. Frauen) erleichterte die erforderlichen Vorkehrungen immens. Ich bezweifle sogar, ob ich es allein geschafft hätte. Nefret verließ uns als Erste. Wir gaben ihr zehn Minuten Vorsprung und gingen dann zu Punkt zwei des Planes über. Ich ließ Miss Minton vor der Tür Wache stehen, während ich nach unten eilte, das Hotel umrundete und unter dem Fenster wartete. Sethos hatte keine Einwände vorgebracht. Er schien einigermaßen überrumpelt.
    Die Rückseite des Hotels grenzte an eine Freifläche voller Gestrüpp und wildernder Hunde. Eine ekelhaft fette Ratte huschte über den staubigen Boden und musterte mich und die Hunde unverschämt hämisch. Ich konnte es den Hunden nicht verübeln, dass sie ihr nicht nachstellten.
    Als ich bereits die Befürchtung hegte, dass Sethos eine Möglichkeit gefunden haben könnte, Miss Minton zu entwischen, glitt das Seil aus den zusammengeknoteten Laken (es war unter der Matratze versteckt gewesen) aus dem Fenster, am Ende war ein Koffer befestigt. Sethos kletterte vorsichtig hinterher. Er trug den Turban und die Galabija, aber sein Gesicht war zu hell. Ich nahm eine Hand voll Dreck.
    »Amelia, tu’s nicht«, sagte er, mich abwehrend. »Lass mich aus deinem Leben verschwinden. Ich bin weder dir noch irgendeinem anderen Menschen von Nutzen.«
    »Meine Güte, wie tragisch«, bemerkte ich. »Du hast ausgelassen, dass du in die Gosse zurückkehren musst.«
    »Das habe ich mir verkniffen«, versetzte Sethos. Wenn er grinste, verwischte die Ähnlichkeit mit Emerson; dieses Grinsen hatte

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