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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Gottheit von Ägypten. Herrscher des Himmels. Herr der Stummen.«
    »Ja«, seufzte ich versunken. »Abdullah, du hattest Recht, mich erneut hierher zu holen. Ich frage mich, ob ich Lord Carnarvon überzeugen könnte, seine Konzession aufzugeben im …«
    Abdullah lachte schallend. »Ich hätte nicht von prachtvollen Gräbern sprechen sollen.« Er nahm meine Hand und zog mich hoch. »Ich habe übertrieben, Sitt; aber es besteht keine Gefahr, dass du das Band der Zukunft entwirren wirst, denn der Herr wird dir das Tal nicht geben. Ich muss jetzt gehen. Denke darüber nach, was ich dir gesagt habe.«
    »Du hast mir nichts, aber auch gar nichts Aufschlussreiches vermittelt«, erwiderte ich.
    Er hob mein Gesicht an und küsste mich auf die Stirn wie ein Vater. »Gott sei mit dir, Sitt. Mögen alle Götter dich stets begleiten.«

    Den Traum deutlich vor Augen, wachte ich am Morgen auf, und ich bin sicher, ich muss den Lesern nicht erklären, welcher Teil mir am besten erinnerlich war. Emerson schlief noch, flach auf dem Rücken, die Arme über der Brust gekreuzt, wie ein mumifizierter Pharao. Ich beugte mich über ihn.
    »Emerson! Im Tal der Könige befinden sich zwei prachtvolle, noch nicht entdeckte Grabstätten!«
    Emerson brummte »U-hmmm«, rollte sich zur Seite und wandte mir den Rücken zu.
    Seine Widerborstigkeit, mit der ich eigentlich hätte rechnen müssen, ließ mir Zeit für eingehendere Betrachtungen. Besonnenheit verdrängte das archäologische Begehr. Ich begab mich wieder in die Horizontale und überlegte.
    Emerson würde einen Traum nicht als stichhaltige Begründung für eine Exkavation werten. Es war unmöglich, einem Außenstehenden zu erklären, wie lebensnah und real diese Visionen waren. Ich vermochte den Druck von Abdullahs Lippen auf meiner Stirn zu spüren; wäre ich eine begnadete Künstlerin gewesen, hätte ich jede Linie, jedes Barthaar in seinem Gesicht nachzeichnen können.
    Was zum Teufel war der Kernpunkt dieses speziellen Traums gewesen? Bestimmt sollten seine verlockenden Andeutungen auf Gräber im Tal mich nur foppen. Während ich über unser Gespräch nachsann, drehte Emerson sich um und fuchtelte mit den Armen.
    Wie er später einräumte, hatte auch er geträumt, von einem Kampf mit einem Widersacher, an dessen Identität er sich, wie er beteuerte, nicht erinnern konnte; der Schlag, zu dem er gegen dieses Phantom ausholte, traf exakt meinen Rippenbogen und provozierte einen entrüsteten Schmerzensschrei, der so laut war, dass Emerson aufwachte.
    Er entschuldigte sich überschwänglich und tastete mich weiterhin nach Verletzungen ab, bis der Diener unseren Tee brachte. Darauf schickte ich meinen Gemahl ins Bad und zum Ankleiden und widmete mich meiner Liste. In der Tat hatte ich mich bereits für eine Vorgehensweise entschieden, die nicht vorsah, dass ich Emerson meinen Traum schilderte. Es gab nur eine weitere Person, die mir vielleicht Glauben schenkte, und sie war es auch, die ich in einer gleichermaßen wichtigen Sache konsultieren wollte.
    Sie und Ramses trafen im Schloss ein, als wir gerade das Frühstück beendet hatten, und gesellten sich mit ihrem kleinen Trupp zu uns auf die Veranda. Es war ein hübscher, schattiger Fleck, umrahmt von rankenden Pflanzen – der ideale Ort für einen freundschaftlichen Plausch. Wer hätte vermutet, dass sich hinter den leuchtenden Gesichtern so viele dunkle Geheimnisse verbargen! Jumana stürzte sich auf Emerson; sie hatte seine Geschichte gelesen und löcherte ihn mit Fragen, die weniger der Informationsgewinnung als vielmehr der Demonstration dienten, wie klug sie doch war. Der naive Mann, geschmeichelt von flatternden Wimpern und weit aufgerissenen dunklen Augen, nickte und grinste, während Bertie sich bemühte, etwas zum Thema beizusteuern. Mein erwachsener Sohn hielt unter dem Tisch Händchen mit seiner Frau (er glaubte, dass es niemand bemerkte, aber natürlich tat ich das) und schwatzte mit Sennia, die ihren Stuhl neben seinen gerückt hatte. Mir schwante, dass es problematisch werden könnte, Nefrets Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Und wie sollten wir Miss Minton entkommen, deren durchdringende schwarze Augen von einem Gesicht zum anderen blickten, als versuchte sie, die Gedanken jedes Einzelnen zu lesen?
    Schließlich erklärte Cyrus, dass sie noch entscheiden müssten, wohin sie an diesem Tag aufbrechen sollten. Die meisten der viel versprechenden Gebiete, darunter auch das Ost- und das Westtal sowie das Asasif, waren bereits

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