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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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aufgegeben (und das auch nur, wenn diese letzte Schlacht in seiner unmittelbaren Nachbarschaft geschlagen worden wäre). Obgleich er sich der Tragödie des Weltkrieges wohl bewusst war, neigte er gelegentlich dazu, diesen als persönliche Unannehmlichkeit zu werten – »eine verfluchte Belästigung«, so seine Umschreibung. Tatsache war, dass der Krieg unsere Planung für jene Saison erschwert hatte. Da der Landweg zu den italienischen Häfen inzwischen abgeschnitten war, blieb uns nur eine Möglichkeit, um Ägypten zu erreichen, und deutsche U-Boote durchstreiften die englischen Küstengewässer.
    Nicht dass Emerson sein eigenes Wohlergehen gekümmert hätte – er fürchtet weder Tod noch Teufel. Skeptisch stimmte ihn allein die Besorgnis um diejenigen, die für gewöhnlich an seinen alljährlichen Exkavationen teilnahmen: also um mich; seinen Sohn Ramses und dessen Frau Nefret; um Ramses’ Freund David und dessen Frau Lia, Emersons Nichte; um ihre Eltern, Emersons Bruder Walter und meine liebe Freundin Evelyn; und um Sennia, das kleine Mädchen, das wir alle ins Herz geschlossen hatten und das bei uns lebte, seit es von seinem englischen Vater verstoßen worden war.
    »Bleibt nur die Frage«, fuhr ich fort, »wie viele von uns in diesem Jahr die Reise antreten. Ich hatte nicht angenommen, dass Lia uns begleiten wird; das Baby ist erst sechs Monate alt, und obwohl er ein gesunder kleiner Bursche ist, sollte man das Risiko nicht eingehen, dass er krank werden könnte. Die medizinische Versorgung in Kairo hat sich seit unseren ersten Aufenthalten sehr gebessert, dennoch lässt sich nicht leugnen, dass sie nicht …«
    »Verflucht, Peabody, halte mir keinen Vortrag!«, wetterte Emerson.
    Emersons aufbrausendes Temperament ist in Ägypten Legende; nicht umsonst nennt man ihn dort den »Vater der Flüche«. Die saphirblauen Augen zornesfunkelnd, die dichten Brauen bedrohlich zusammengezogen, griff er nach seiner Pfeife.
    Emerson ruft mich nur selten bei meinem Vornamen Amelia. Peabody, meinen Mädchennamen, verwendet er hingegen zum Ausdruck seiner Wertschätzung und Zuneigung. Heilfroh, ihn aus seiner trübsinnigen Stimmung gerissen zu haben, wartete ich, bis er sich entspannte und betreten lächelte.
    »Entschuldigung, mein Schatz.«
    »Angenommen«, murmelte ich großzügig.
    Die Tür zur Bibliothek sprang auf und Gargery, unser Butler, steckte seinen Kopf ins Zimmer. »Haben Sie gerufen, Professor?«
    »Ich habe Sie nicht gerufen«, erwiderte Emerson. »Und das wissen Sie genau. Gehen Sie, Gargery.«
    Gargerys blasierte Züge nahmen einen Ausdruck eigensinniger Entschlossenheit an. »Möchten Sie und Madam noch Kaffee, Sir?«
    »Wir haben gerade das Frühstück beendet«, erinnerte Emerson ihn. »Wenn ich etwas will, rufe ich Sie.«
    »Soll ich das elektrische Licht einschalten, Sir? Ich glaube, dass ein Unwetter im Anzug ist. Mein Rheumatismus …«
    »Zur Hölle mit Ihrem Rheumatismus!«, brüllte Emerson. »Verschwinden Sie, Gargery!«
    Die Tür schloss sich mit einem nicht zu überhörenden Knall. Emerson schmunzelte. »Er ist so durchschaubar wie ein Kind, nicht wahr?«
    »Und, hat er dir zugesetzt, dass wir ihn diesmal mit nach Ägypten nehmen?«
    »Nun, das macht er doch jedes Jahr. Jetzt behauptet er, das feuchte, winterliche Klima wäre für sein Rheuma verantwortlich.«
    »Ich frage mich, wie alt er ist. Er hat sich in all den Jahren kaum verändert. Sein aschblondes Haar zeigt nicht die Spur von Grau und er ist noch immer schlank und drahtig.«
    »Er ist jünger als wir.« Emerson grinste. »Aber sein Alter ist unwesentlich für meine Entscheidung, liebste Peabody. Ihn seinerzeit an unseren kriminalistischen Nachforschungen zu beteiligen war ein folgenschwerer Fehler. Damit haben wir ihm nur Flausen in den Kopf gesetzt.«
    »Du musst zugeben, er war überaus nützlich«, erwiderte ich im Hinblick auf besagte Geschehnisse. »In jenem Jahr haben wir Nefret und Ramses hier in England zurückgelassen, und wären Gargery und sein Knüppel nicht gewesen, hätten Schlanges Komplizen sie vielleicht entführt.«
    »Davon weiß ich nichts. Nefret hat sich bewundernswert verteidigt und Ramses nicht minder.« Emerson paffte an seiner Pfeife. Er behauptet, der Tabakgenuss beruhige seine Nerven. Jedenfalls klang er etwas besänftigter, als er fortfuhr: »Wie dem auch sei, ich gestehe, er war uns eine große Hilfe, als wir damals in jenem Kerker unter Mauldy Manor eingesperrt waren und der Wasserspiegel stieg und das

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