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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Nachdem er seinem Herzen Luft gemacht hatte, verkündete er, dass wir die Kapelle freilegen würden, bevor wir einen weiteren Grabschacht aushoben, und ich gratulierte mir im Stillen, dass ich etwas gefunden hatte, womit ich ihn von diesem unsäglichen Geröllhaufen ablenken konnte. Unseligerweise wusste ich nicht, dass wir in Kürze etwas finden würden, was ihn noch wirkungsvoller zerstreuen sollte.
    Etwa eine Stunde später stießen wir darauf. Um genau zu sein, war der Entdecker Ismail, einer von Daouds jüngeren Söhnen, den er als Korbträger anleitete. Unter den kritischen Augen seines Vaters entfernte Ismail die Trümmer aus dem Innern einer kleinen Kammer, die der größeren Mastaba sehr viel später hinzugefügt worden war, von einem Mann, der sich keine eigene Grabstätte hatte leisten können. Wie die meisten späteren baulichen Veränderungen befand sie sich in sehr schlechtem Zustand, und wenn es Reliefs an den oberen Wandteilen gegeben hatte, so waren diese jetzt völlig zerstört. Viele Exkavatoren verlangten keine besonderen Fertigkeiten von den Arbeitern, die diese aufreibende Aufgabe übernahmen, aber unsere Männer waren darauf geschult, auf alles zu achten, was ein Artefakt oder das Fragment eines solchen hätte sein können. Wenn einer von ihnen auf irgendetwas Interessantes stieß, rief er die anderen.
    Ismail rief nicht, er schrie aus Leibeskräften. Sein Geschrei wurde mit einem Brüllen von Daoud quittiert, worauf Emerson losrannte und mich aus dem entrückten Zustand riss, in dem ich mich des Öfteren befinde, wenn ich mehrere Stunden lang Geröll gesiebt habe. Als ich am Schauplatz des Geschehens eintraf, war Emerson bereits in dem Stollen verschwunden und entfernte Sand von irgendetwas. William hatte sich zu mir gesellt und Daoud schüttelte den benommenen Ismail.
    »Ist das ein Verhalten für einen Mann? Du wirst niemals hören, dass die Sitt Hakim schreit, wenn sie einen Leichnam findet.«
    »Nein«, ertönte Emersons Stimme. »Sie ist Leichen gewöhnt. Schimpf nicht mit dem Jungen, Daoud. Sorg lieber dafür, dass wir hier unten Licht haben.«
    »Was ist es?«, erkundigte sich William. »Ein weiteres Skelett?« Er schaltete seine Taschenlampe ein und leuchtete den Winkel aus, in dem Emerson kniete.
    Es gelang mir, die Taschenlampe zu schnappen, ehe sie ihm entglitt. Minuten lang war ich mir des eigenartigen Geruchs bewusst gewesen. Ismail hatte kein Skelett gefunden und auch keine frühzeitliche Mumie. Manche davon können wirklich eklig aussehen, aber ein neuzeitlicher Leichnam im Stadium des fortgeschrittenen Verwesungsprozesses ist wesentlich ekelerregender. Der bedauernswerte Jugendliche hatte nicht etwa eine Hand oder einen Fuß entdeckt – was schon makaber genug gewesen wäre –, sondern einen Kopf. Die Augenhöhlen und der aufklaffende Mund waren mit Sand gefüllt.
    Ich vernahm die unmissverständlichen Geräusche einer Person, die mit einer heftigen Übelkeit kämpfte, und schloss, da er nicht länger neben mir war, dass der Leidtragende William sein musste. Ich fühlte mich auch nicht sonderlich gut, dennoch hielt ich die Taschenlampe ruhig.
    Emerson erhob sich und hielt mir einen Gegenstand zur Überprüfung hin. Es war das verbogene Gestell einer Brille.
Aus Briefsammlung T
    Liebste Mutter, liebster Vater,
    ich schreibe diesen Brief auf dem Oberdeck der Amelia , unserem » Freiluft-Salon «. Es ist später Nachmittag, fast Teezeit, und das Sonnensegel ist eingerollt; es geht eine angenehme Brise und die Klippen am Ostufer sind in einen goldenen Schimmer getaucht. Heute Abend werden wir bei El-Til anlegen und einige Tage in Amarna verbringen, um den Zustand der Grabstätten zu überprüfen und um » unsere Anwesenheit kundzutun « – wie von euch vorgeschlagen. Selbstverständlich werden wir den Vater der Flüche und die Sitt Hakim erwähnen, und ich zweifle nicht daran, dass uns das die nötige Ehrfurcht und Autorität verschaffen wird.
    Ich wollte diesen Brief schon viel eher beginnen und euch eine Art Reisebeschreibung vermitteln, die ich dann in Luxor auf die Post gegeben hätte. Die Trägheit ist meine einzige Entschuldigung – als wenn das akzeptabel wäre! Es ist erstaunlich, wie rasch die Zeit vergeht auf dem Fluss und wie leicht selbst energiegeladene Menschen in einen Zustand angenehmer Langmut verfallen. Mutter und Vater, ich kann euch gar nicht sagen, wie dankbar ich für euren Vorschlag bin und für die Reisevorbereitungen – vor allem, wie ihr es

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