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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sie den Blick schweifen, von einem Ende der Ebene zum anderen. Das rosige Licht auf den Klippen hatte sich in einen blassen Goldton verwandelt. »Ich denke, Mutter und Vater vermissen es auch«, seufzte sie. »Sie hat zwar ihre Pyramiden, aber das hier war lange Zeit ihr Zuhause. Es birgt so viele Erinnerungen …«
    »Mein Gott, ja. Mord und Totschlag und jedes Jahr eine neue Leiche, wie Abdullah zu sagen pflegte.«
    »Einige von ihnen waren ziemlich grauenvoll zugerichtet«, bekräftigte Nefret. »Die arme, mumifizierte Mrs Bellingham …«
    »Und die zwei, die von dem mechanischen Krokodil zerfleischt wurden, und Dutton Scudder und Bellingham selber. Ich muss einen vergessen haben, das können nicht alle gewesen sein.«
    Halbwegs erfolgreich gelang es ihm, auf ihren scherzhaften Ton einzugehen, doch sie bemerkte, wie er seine wohlgeformten, sensiblen Lippen zusammenkniff, und schalt sich im Stillen, warum sie nicht das Thema gewechselt hatte. Während ihres Medizinstudiums hatte sie gelernt, dass der sardonische Humor eine Möglichkeit war, um den scheußlichen Anblick der Seziersäle zu verkraften, und den Schmerz, Patienten zu verlieren. Dennoch hatte Ramses nach wie vor Schwierigkeiten, Gleichmut zu demonstrieren. Das war einer der Gründe, warum sie ihn so sehr liebte.
    »Also, wohin brechen wir heute auf?«, fragte sie, während sie ein Stück lederartigen Toast butterte.
    »Nach Gurneh. Gestern Abend habe ich Yusuf benachrichtigt.«
    »Ja, selbstverständlich.«
    Er sah von seinem Teller auf. Die dunklen Augen, die so oft unter halb gesenkten Lidern und langen Wimpern verborgen waren, blickten sie direkt an. »Sei nicht so nachsichtig mit mir, Nefret. Schlag mich nieder, wenn ich dir zu grüblerisch und zu launisch bin.«
    »Iss deine Eier«, sagte Nefret zärtlich.
    »Sie sind steinhart.« Er schob seinen Teller von sich. »Ich höre Stimmen. Das muss der Bursche sein, der die Pferde bringt. Er ist früh dran. Lass dir Zeit, ich werde nach unten gehen und …«
    »Nein, ich bin fertig.«
    Sie stiegen die Stufen zum Unterdeck hinunter, wo Ashraf, der wachhabende Schiffsmaat, dem Neuankömmling in den Weg trat. Es war nicht Yusuf oder einer seiner Söhne. Es war ein Mädchen in einem blauen Umhang, dessen weite Ärmel sie über ihren Kopf geschlungen hatte. Der lange Gesichtsschleier war in diesem Gebiet nicht so gebräuchlich wie in Kairo, dennoch hätte sich keine ehrbare Frau ohne Kopfbedeckung gezeigt; sie trug ein Tuch, das im Nacken geknotet war und ihr Haar bedeckte, bis auf zwei lange gelockte Strähnen zu beiden Seiten ihrer Wangen. Augenblicklich wurde die untere Hälfte ihres Gesichts von einer Falte ihres Umhangs verborgen. Schließlich drehte sie Ashraf den Rücken zu, ließ den Stoff sinken und redete die beiden mit schriller Stimme und in sorgfältig betontem Englisch an. »Willkommen – guten Morgen, bitte, ich muss mit euch reden, jetzt sofort, bevor Jamil kommt; ich bin sehr schnell gelaufen, um vor ihm hier zu sein, und jetzt lässt mich diese Person nicht zu euch!«
    Nefret stieß ihren Gatten in die Rippen und gemahnte ihn an etwas, was er genau wusste: dass das unverhohlene Anstarren einer muslimischen Frau mehr als unhöflich war. Dennoch konnte sie es ihm nicht verübeln. Das Mädchen musste ein Mitglied aus Abdullahs weit verzweigter, riesiger Familie sein. Es war eine durchaus wohlgeratene Sippe, aber sie war etwas Besonderes: riesige, sanfte braune Augen, rundliche Wangen und ein voller, rosaroter Mund. Sie war ein winziges Geschöpf, kaum einen Meter fünfzig groß, und momentan war jeder Zentimeter starr vor Zorn.
    »Aber sicher«, sagte Ramses. Ashraf gab sich völlig unbeteiligt. Er hatte nichts Verwerfliches getan und das auch nicht vorgehabt, aber er machte keinerlei Zugeständnisse, auch keine harmlosen, bei weiblichen Besuchern. »Komm in den Salon. Möchtest du Kaffee?« »Danke, gern. Wenn es nicht zu viele Umstände macht.« Sie warf Ashraf einen triumphierenden Blick zu und schloss sich Ramses an.
    »Kein Problem«, murmelte Nefret. »So hoffe ich wenigstens.«
    Falls Ramses sie gehört hatte, so reagierte er jedenfalls nicht. Genau wie seinen Vater verwirrte und bestürzte ihn die Wirkung, die er auf manche Frauen ausübte (auf die meisten, dachte Nefret bei sich).
    Während Nasir mit seiner üblichen Tollpatschigkeit den Kaffee servierte, brachten sie die Identität des Mädchens in Erfahrung. Sie war Jumana, die Tochter von Selims Onkel Yusuf, dem Oberhaupt des in

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