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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Vater, den Jungen nicht allein zu verfolgen, selbst wenn er eine Doppelkrone und –«
    »Ich bin nicht allein«, versetzte sein Vater. »Deine Mutter begleitet mich.«
    Ramses dichte, dunkle Augenbrauen zogen sich zusammen. »Vergiss deinen Schirm nicht, Mutter.«
    »Ganz bestimmt nicht. Allerdings will Yusuf vermutlich nur Mitleid und irgendeine Medizin von uns. Es ist das Mindeste, was ich für ihn tun kann, und ich hätte es schon viel eher tun sollen.«
    Ich stellte ein Päckchen für Yusuf zusammen, mit seinem Lieblingstabak und einigen von Fatimas frisch gebackenen Honigkuchen, die er so gern aß. Ich nahm auch meine medizinische Ausstattung mit. Die anderen waren bereits aufgebrochen, als ich meine Utensilien beisammen hatte. Emerson und ich machten uns umgehend auf den Weg; doch als wir die Pferde auf den Pfad lenkten, der entlang der Gräber auf der sanfter ansteigenden Seite der Anhöhe von Sheikh Abd el-Gurneh verlief, gewahrte ich etwas, worauf ich meine kleine Stute abrupt zum Halten brachte.
    »Emerson! Schau mal!«
    Woher sie gekommen war, hätte ich nicht zu sagen vermocht – aus einem der Grabmonumente vielleicht –, doch ihre zierliche Statur war unverkennbar. Kaum eine Frau in Luxor trug Stiefel und Hosenröcke, und nur eine außer mir einen scheppernden Utensiliengürtel.
    Emerson, der ebenfalls in die Zügel gegriffen hatte, fluchte unschön. »Ihr nach!«
    »Nicht so schnell, mein Guter. Wir müssen ihr mit einigem Abstand folgen und feststellen, wo sie hingeht – und warum. Sie war im Dorf; sollte Yusuf ihr erzählt haben, dass er uns Jamils Versteck verraten wird, will sie ihn möglicherweise warnen.«
    »Verflucht«, schnaubte Emerson. »Wie konnte sie … Na ja, wir werden es bald herausfinden.«
    Er hatte bereits abgesessen und hielt einen der Dorfbewohner mit den Worten an: »Gib mir deine Galabiya.«
    »Aber, Vater der Flüche«, stammelte der Bursche.
    »Tu, was ich dir sage.« Emerson gab ihm ein so üppig bemessenes Bakschisch, dass er sich nicht zweimal bitten ließ. Das Münzengeklirr lockte weitere Männer an. Einer von ihnen war bereit, sich ebenfalls von diesem Kleidungsstück zu trennen. (Ich hatte mir den kleinsten und saubersten von ihnen ausgesucht.)
    Jumana war fast außer Sichtweite, sie marschierte mit einem Elan, den ich nur zu gut kannte, trotzdem ließ sich diese Verzögerung nicht vermeiden; sie hätte uns sofort erkannt, wenn wir ihr in unserer gewohnten Kleidung und zu Pferd gefolgt wären. Wir streiften unsere provisorische Tarnung über, ließen die Pferde bei den Männern zurück und eilten ihr nach.
    »Sie ist auf dem Rückweg zu unserem Haus«, meinte Emerson gedehnt. »Vielleicht täuschen wir uns, Peabody. Mag sein, dass sie ihrem Vater nur einen Höflichkeitsbesuch abgestattet hat.«
    »Sei nicht so sentimental, Emerson. Sie hat eingeräumt, dass sie seit Monaten nicht mehr mit ihm geredet hat – und warum sollte sie uns nichts von ihrem Vorhaben erzählen, wenn es völlig harmlos ist? Sie hat mich vorsätzlich getäuscht, dieses verlogene, kleine Biest.«
    Die Wahrheit sollte sich alsbald herausstellen. Geduckt, mit eingezogenen Schultern, um möglichst unauffällig zu erscheinen, huschte Jumana über einen Trampelpfad, der sich vorbei an Häusern und Felsen in Richtung der westlichen Klippen südlich von Deir el-Bahari wand. Ein oder zwei Mal spähte sie über ihre Schulter. Sie musste uns gesehen haben, aber unsere plumpe Verkleidung war wohl Tarnung genug, denn sie blieb nicht stehen, sondern erkletterte leichtfüßig die steil ansteigenden Berghänge. Ich konnte den Tempel sehen, unter uns und zu unserer Rechten, während wir hochkraxelten; die Kolonnaden und Ruinen schimmerten im morgendlichen Licht.
    Obwohl das Mädchen flink war, konnte Emerson ohne Schwierigkeiten mithalten, sein Atem ruhig, sein Schritt gemessener als sonst. Da meine unteren Extremitäten nicht viel länger waren als Jumanas, stolperte ich hinter ihm her.
    »Wo zum Teufel will sie bloß hin?«, keuchte ich. »Dieses unselige Mädchen –«
    »Spar dir den Atem«, riet Emerson und bot mir seine Hand. »Heiliger Strohsack, Peabody, du denkst doch nicht etwa … Aber sicher, das ist exakt die Richtung!«
    Mithilfe seines starken Arms gestaltete sich das Fortkommen einfacher für mich, und ich konnte mich ein wenig umsehen. Ich kannte das Gelände sehr gut. Im Vorjahr hatten wir die goldene Statue des Gottes Amun-Re aus ihrem verborgenen Schrein in einer Felsenhöhle geborgen. Jamil

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