Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin
Lachen schon einmal gehört, im Gabbanat el-Qirud.
»Verschwendete Munition«, seufzte Emerson, der auf dem Boden saß, den Rücken an die Wand lehnte und seinen linken Arm mit dem rechten umspannte. Auf seinem Gesicht schimmerten Schweißperlen.
»Halt deinen Arm ruhig«, wies ich ihn an, unterdessen hantierte ich mit den Gegenständen an meinem Gürtel.
»Verflucht! Von jetzt an werde ich immer ein paar Holzscheite bei mir tragen. Warum haben wir dieses Grab damals nur so gründlich geräumt? Hier ist nichts, was als Schiene dienen könnte. Ich werde gehen und –«
»Vergiss es, Peabody. Ich könnte dich zwar mit einem Arm hochheben, aber sobald dein Kopf auftaucht, schlägt er wieder zu. Er hat uns in eine hübsche Falle gelockt, mein Schatz.«
»Er kann nicht ewig dort oben hocken bleiben«, sagte ich und duckte den Kopf, da feines Geröll herabrieselte. »Er scheint andere Pläne zu haben«, meinte Emerson ungerührt. Weitere Steine prasselten auf uns hernieder, darunter auch ein faustgroßer Kiesel. Er landete auf meinem Kopf, was recht schmerzhaft war, da ich meinen Tropenhelm nicht trug. »Wir ziehen uns besser in den Stollen zurück«, versetzte Emerson.
Aus meinem Hemd knotete ich eine provisorische Armschlinge, die ich mit Sicherheitsnadeln aus meinem Nähetui befestigte. Mehr konnte ich in der Eile nicht tun. Wenn wir nicht in Deckung gingen, würde einer von uns letztlich von einem Felsbrocken erschlagen werden. Jamil brauchte eine Weile, bis er seine nächste Ladung Steine eingesammelt hatte; wir konnten uns in die Passage flüchten, bevor ein weiterer Gesteinsregen auf uns niederging.
»So!« Ich atmete tief ein. »Jetzt haben wir Zeit, um uns einen Plan auszudenken.«
»Fang schon mal damit an«, stieß Emerson zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Meine Nerven liegen blank.«
»Kein Wunder, mein Schatz. Ich bin sicher, dass du starke Schmerzen hast. Nimm einen kleinen Brandy.«
»Mein Unwohlsein ist eher mentaler als physischer Natur«, brummte Emerson, aber er nahm den Brandy und davon einen tiefen Schluck. »Peabody, es ist wirklich grotesk. Wir haben schon Schlimmeres durchgemacht, mit weitaus gefährlicheren Gegnern als diesem unsäglichen Flegel; und doch hat er es geschafft, uns in dieses enge Loch zu locken. Keiner weiß, wo wir sind … außer Jumana. Haben wir uns dermaßen getäuscht in ihrem Charakter? Ich kann einfach nicht glauben, dass sie zu einem Mord fähig wäre.«
»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Das wäre sie nicht.« Die gepresste Stimme, der seltsam gebeugte Gang … »Das war nicht Jumana, Emerson. Es war Jamil.«
7. Kapitel
Aus Manuskript H
Als die Bewohner von Deir el-Medina ihre Häuser aufgaben, nahmen sie ihren wertvollsten Besitz mit – bis auf das Kostbarste von allem, nämlich die den Toten ehrfürchtig gewidmeten Grabbeigaben. Das Forschen nach Gräbern war ein Spiel, besser gesagt ein Glücksspiel. Die meisten Grabstätten waren leer und geplündert, doch hier und da erzielte ein glücklicher Gewinner einen Preis in Form eines noch unversehrten Grabmals, und der Haupttreffer, die unangetastete Sargkammer eines Königs oder einer Königin, war ein Wunschdenken, das die Fantasie eines jeden Exkavators beflügelte, ob er es wahrhaben wollte oder nicht. Auch wenn die Chancen gering standen, war der Versuchung, nach einem Schatz zu forschen, nur schwer zu widerstehen, vor allem wenn die Alternative eine Ansammlung von unspektakulären Kalksandsteinmauern oder die stupide Aufgabe der Vermessung und Dokumentation war.
Jumana sollte Bertie und Cyrus bei den letzten Übersichten zur Hand gehen, dennoch überraschte es Ramses nicht, als er sie auf halber Höhe der Bergkuppe gewahrte, den Kopf eingezogen, robbte sie auf Händen und Knien hinauf. Er stieß einen Schrei aus, worauf Nefret zusammenfuhr und Jumana aufsprang. Hektisch winkend trat sie den Rückweg an.
»Sie sollte das verflucht noch mal lassen«, erboste er sich. »Sieh sie dir an, grinsend und herumtollend. Dabei weiß sie genau, dass sie Anweisungen verletzt.«
»Sei nicht so hart mit ihr«, beschwichtigte Nefret ihn. »Mutter würde nicht anders handeln. Sie hat irgendwas gefunden.«
Sie hielt eine kleine Stele umklammert. Dies war nichts Ungewöhnliches; frühere Exkavatoren hatten eine Vielzahl davon entdeckt, in oder nahe bei den Grabkapellen. Sie hielt sie Ramses hin und blickte mit leuchtenden Augen zu ihm auf.
»Du hattest Anweisung, Objekte an ihrem Fundort liegen zu
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