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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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anderen Mitgliedern des regierenden Triumvirats gesehen, teuer gekleidet und mit Schmuck ausstaffiert. Er hatte in den Moscheen gebetet, und bei wenigstens zwei Gelegenheiten hatte er die Menge mit einer solchen Eloquenz beeindruckt, dass sie auf die Knie fiel. Niemand könne so vertraut sein mit den Worten des Propheten, es sei denn, er wäre selber ein heiliger Mann!
    Kurz darauf war einer der örtlichen Agenten in englischem Sold aufgegriffen und exekutiert worden. Es war reiner Zufall gewesen, dass die anderen in der Gruppe entkommen konnten. Und Sethos sei einer der wenigen, die dieses spezielle Netzwerk kannten; man habe ihn nach Konstantinopel geschickt, um dessen Mitglieder zu treffen.
    »Das beweist gar nichts«, erklärte Emerson.
    »Nein«, räumte Smith ein. »Allerdings haben wir seither nichts mehr von ihm gehört. Versuche, ihn über die üblichen Kanäle zu kontaktieren, blieben erfolglos. Sein Pseudonym ist ebenfalls interessant, finden Sie nicht?«
    »Ismail ist ein weit verbreiteter Name«, erwiderte Emerson.
    »Der Name des Sohnes, den Abraham mit seiner Dienerin Hagar zeugte, er wurde in die Wildnis verbannt, damit er Abrahams legitimem Sohn nicht den Rang streitig machen konnte«, führte Smith aus, seine dünnen Lippen zu einem zynischen Grinsen verzogen. » Seine Hand wird gegen jeden Mann gerichtet sein, und die Hand eines jeden Mannes gegen ihn. «
    »Ich glaube, mir ist die Heilige Schrift besser geläufig als Ihnen«, sagte Nefrets Schwiegermutter abfällig schnaubend. »Gott hat Ismail gerettet und gesegnet und versprochen, ihn – äh – fruchtbar zu machen.«
    »Verflucht, Peabody, willst du wohl aufhören, über die Bibel zu diskutieren?« Emerson versuchte nicht zu brüllen; die Worte pressten sich zwischen seinen Lippen hervor wie entferntes Donnergrollen. »Beweisen Sie es, haben Sie gesagt. Wie?«
    »Das liegt doch klar auf der Hand.« Smith wusste, dass er gewonnen hatte. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ismail Pascha hält sich derzeit in Gaza auf. Finden Sie ihn. Sie werden wissen, ob er der Mann ist, für den wir ihn halten – oder ob nicht. Wenn er dieser Mann ist, und Sie können beweisen, dass er ein Kriegsgefangener ist, werden wir Schritte einleiten, um ihn zu befreien – wenn Sie es nicht selber schaffen.«
    »Das ist ein ziemlich umfassender Auftrag«, gab Emerson zu bedenken. »Selbst für uns.«
    »Sie haben mich missverstanden, Professor. Das ist das Problem mit dem Englischen, es ist zu unpräzise mit den Pronomen.«
    »So«, sagte Emerson nach einem langen Augenblick. »Sie wollen, dass Ramses den Burschen aufspürt. Allein.«
    »Es ist die einzige Möglichkeit, Professor. Sie denken doch nicht etwa, dass Sie zu viert und maskiert die feindlichen Linien durchbrechen können? Einzeln sind Sie schon auffällig genug; als Gruppe sind Sie unverwechselbar. Dies ist eine Mission für einen Einzelnen, und ich kenne nur einen Mann, der lange genug eine überzeugende Tarnung annehmen kann, um die Sache zu erledigen.«
    Alle blickten abwartend zu Ramses, um seine Reaktion zu erfahren; Emerson verkniff sich eine wütende Bemerkung und schwieg stattdessen, vermutlich, weil seine Frau ihm unter dem Tisch einen mahnenden Tritt verpasst hatte. Ramses drehte den Kopf und traf auf Nefrets Blick.
    Sie hatten das Thema viele Male diskutiert, dabei hatte Nefret ihm immer wieder Versprechen und Zusicherungen abgerungen, und Ramses wurde zunehmend ärgerlicher, dass sie sein Wort nicht akzeptierte. Jetzt erübrigte sich jedes Gespräch; sie wusste, was er tun wollte und nach seiner Einschätzung auch tun sollte, aber sie wusste auch, dass sie seine Entscheidung beeinflussen könnte.
    Es lag an ihr, ihn aufzuhalten. Ein paar Sätze, einige wenige Wörter … Sie ließ seine Hand los. Ihre Finger hatten weiße Male hinterlassen.
    »Ich hatte schon immer das Gefühl, dass man Ismail ungerecht behandelt«, sagte sie, ihre Worte sorgsam artikulierend, damit ihre Stimme nicht zitterte. »Und diesmal will Gott sich nicht einschalten, also … also muss es jemand anders tun.«

TEIL II
Grenzgänger in Gaza
9. Kapitel
    An einem diesig-trüben Morgen trafen wir in Kairo ein. Die Stadt war in dichten Nebel gehüllt, kein Lüftchen regte sich. Das beklemmende Gefühl war nicht allein physischer Natur. Wir hatten unsere Freunde zurücklassen müssen – eine bedrückte Jumana und einen frustrierten Cyrus, dem der rätselhafte Hinweis von Jamil nach wie vor Kopfzerbrechen bereitete. Er

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