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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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schlimmstenfalls bleibt ihr mit dem Wagen liegen und seid genötigt, Hilfe vom Militär anzufordern. Was meinen Seelenfrieden angeht, so wüsste ich auch gern um eure Pläne. Ist Vater zufällig ein betuchter Scheich – ein betuchter, bärtiger Scheich – und Mutter seine Lieblingsfrau?«
    »Nein, das ist Nefret«, erklärte ich. »Ich bin die ältere Gattin.«
    Ramses tauschte belustigte Blicke mit Nefret aus. Hatte er noch Zweifel, so überzeugte ihn ihre offenkundige Verblüffung, dass sie nicht das Geringste von meinem Plan geahnt hatte. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf.
    »Mutter, du erstaunst mich doch immer wieder. Ich hoffe, du hast deinen Spaß daran. Als die ältere Ehefrau hast du das Recht, Nefret zu maßregeln – und Vater selbstverständlich auch.«
    »Haha«, meinte Emerson vielsagend.

    Am nächsten Morgen war Ramses fort. Als Nefret zum Frühstück bei uns eintraf, schien sie mir ein bisschen hohlwangig und blass, was eine ganz normale Reaktion auf einen so harten Abschied gewesen wäre. Es verstand sich von selbst, dass ich mich nicht danach erkundigte, was sie zueinander gesagt hatten – meine mitfühlende Fantasie suggerierte mir ein Gutteil des Dialoges –, gleichwohl erlaubte ich mir die Frage, ob Ramses verärgert gewesen sei über unser Vorhaben.
    »Eher betroffen«, murmelte Nefret, mit ihrem Toast herumspielend.
    »Iss was«, riet ich ihr. »Wir brechen in einer Stunde auf, und es wird ein langer, anstrengender Tag. Der erste von vielen, fürchte ich.«
    »Überhaupt nicht«, warf Emerson ein. »Das Ford-TModell –«
    »Ich möchte nichts davon hören, Emerson. Iss dein Frühstück.«
    »Ich bin fertig«, versetzte Emerson unwirsch. »Du bist diejenige, die uns aufhält.«
    Das Hotel verkleidet oder in dem von Emerson gekauften Vehikel zu verlassen hätte für Spekulationen gesorgt. Also fuhren wir mit der Droschke nach Atiyeh, in das Dorf, wo ein Teil von Abdullahs Familie lebte, und dort erwartete Selim uns bereits. Es enttäuschte ihn, dass ich nicht erstaunt war, ihn zu sehen.
    »Das war doch nur logisch«, bemerkte ich, »nachdem ich von dem Automobil erfahren hatte. Ich bin froh, Emerson, dass du nicht selber fahren willst.«
    »Eine ganze Reihe von Gründen haben mich dazu bewogen, Selim mitzunehmen – alle stichhaltig und dir sonnenklar, wie du sicherlich beteuern wirst. Lass uns keine Zeit mit überflüssigen Diskussionen verschwenden. Ist das Automobil startklar, Selim?«
    »Ja, Vater der Flüche. Es ist«, begeisterte sich Selim, »ein wundervolles Automobil. Es hat –«
    »Was ist mit den Vorräten?«, warf ich ein.
    »Es ist an alles gedacht, Sitt Hakim«, sagte Selim. Skeptisch beäugte er mein persönliches Gepäck. »Ich denke, wir haben noch Platz.«
    Das war hoffnungslos übertrieben. Nefret und ich mussten auf einigen Paketen sitzen und unsere Füße auf weitere stellen. Selbst das Autodach, auf dem Selim mehrere lange Planken befestigt hatte, war beladen.
    Das ganze Dorf winkte uns zum Abschied und gab uns Allahs Segen mit auf den Weg. Unmöglich, unsere Expedition geheim zu halten, also hatten wir die Erforschung gewisser Ruinen im Sinai vorgeschoben. Selim hatte seine Verwandten um Stillschweigen gebeten, und da alle um Emersons häufige Differenzen mit der Antikenverwaltung wussten, mutmaßten sie, dass wir eine Exkavation ohne offizielle Genehmigung planten. Früher oder später würde irgendeiner die Geschichte zum Besten geben, als gelungenen Streich gegen die Behörden, doch wie Emerson philosophierte, spielte das kaum eine Rolle; wenn das Gerücht General Murray erreichte, wären wir längst über alle Berge.
    Als weitere Vorsichtsmaßnahme warteten wir, bis das Dorf weit hinter uns lag, bevor wir unsere Tarnung anlegten. Emersons bestand aus Hemd und Hose, einer eleganten langen Weste und wehendem Kaftan und – wie könnte es anders sein – einem Bart. Statt Tarbusch oder Turban bedeckte er sein Haupt mit einer Khafije – der wallenden Kopfbedeckung der Wüstenvölker, die das Gesicht mit Stoff umhüllt und von einem umgewickelten Strick gehalten wird. Sie verbarg seine markanten Züge besser als ein Turban und schützte seinen Nacken vor der Sonne.
    Nefret und ich schlüpften in die unbequemen Reisegarderoben muslimischer Damen. Ramses beteuerte stets, dass, wenn eine Tarnung erfolgreich sein solle, diese bis ins kleinste Detail stimmen müsse, also waren Nefret und ich von Kopf bis Fuß mit der entsprechenden Kleidung vermummt: ein Hemd und eine

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