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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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eins von Nefrets Kleidern. Sie war etwas kräftiger als Nefret, doch selbiges Kleid hatte einen legeren Schnitt und einen verstellbaren Gürtel. Es stand ihr nicht. Ich hatte ihr nicht gesagt, was auf sie zukommen würde, zum einen, weil ich keine unnötigen Probleme heraufbeschwören wollte, zum anderen, weil ich es selber nicht wusste. Es hing alles davon ab, wer und was sich hinter jener Adresse in Ismailija verbarg.
    Jedenfalls sah es herrschaftlich aus – ein Haus in einem eigenen Park, im europäischen Stil des letzten Jahrhunderts gebaut. Esin ließ sich von Ramses aus der Kutsche helfen und betrachtete bewundernd das Anwesen.
    »Es ist sehr modern. Besuchen wir jemanden?«
    »Ja«, sagte ich nur.
    Die Tür wurde von einem Diener geöffnet, der uns in einen gefällig möblierten Salon führte. Wir wurden erwartet, wie es schien; er hatte nicht nach unseren Namen gefragt, und wir mussten nicht lange warten, bis eine Dame den Raum betrat – dieselbe Dame, die Smith als seine Schwester vorgestellt hatte.
    »Mrs Bayes!«, entfuhr es mir. »Dann sind Sie also –«
    »Sehr erfreut, Sie wiederzusehen«, unterbrach besagte Dame mich sanft. »Mrs Emerson, es ist mir ein Vergnügen. Und dies ist Miss Sahin? Willkommen, meine Liebe. Hat Mrs Emerson Ihnen erzählt, dass Sie für eine Weile bei mir bleiben werden?«
    »Werde ich das? Muss ich das?« Sie sah Ramses beschwörend an. »Bin ich auch eine Kriegsgefangene?«
    »Aber nein«, versicherte Mrs Bayes ihr sogleich. »Sie sind ein geschätzter Gast. Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer. Ich denke, es wird Ihnen gefallen. Ich weiß, Sie mussten überstürzt aufbrechen, vielleicht können wir Ihnen später neue Sachen besorgen. In der Muski gibt es viele schöne Geschäfte.«
    »Die habe ich gesehen«, meinte Esin gedehnt. Sie blickte von Mrs Bayes, die freundlich lächelnd ihre Hand ausstreckte, zu mir – ich entblößte lediglich meine Zähne, aber nicht besonders freundlich – und dann zu Ramses. »Ich muss bei ihr bleiben? Werde ich dich wiedersehen?«
    Er hatte geahnt, dass es leichter für sie werden würde –
    und auch für mich –, wenn er mitkäme, um ihr gut zuzureden. Ich sah förmlich, wie er fieberhaft nach tröstlichen Allgemeinplätzen suchte.
    »Du musst doch gewusst haben, dass du nicht bei uns bleiben kannst, Esin. Mrs Bayes wird sich freundlicherweise um dich kümmern, und eines Tages … eines Tages … ähm …«
    »Wir werden uns wiedersehen? Du vergisst mich nicht?«
    »Niemals«, versicherte er ihr.
    »Ich vergesse dich auch nicht.« Seltsam angewinkelt hielt sie ihm ihre Hand hin. Widerstrebend küsste Ramses diese. »Man weiß nie, was die Zukunft bringen wird, Esin«, sagte er. »Wir werden oft an dich denken, und wenn du jemals Hilfe brauchst, melde dich ruhig.« Ihre schwarzen Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an. »Ich habe ein Buch gelesen, ein englisches Buch, in dem die Dame dem Mann ihres Herzens eine rote Rose schickt. Wenn ich dir eine Rose schicke, wirst du dann kommen?«
    Ramses gab sich einen letzten Ruck. »Vom Ende der Welt, Esin.«
    Mrs Bayes hatte das Gespräch mit kaum verhohlener Belustigung verfolgt. »Schön, schön«, murmelte sie und legte freundschaftlich einen Arm um Esins Schultern.
    »Machen Sie den Abschied nicht noch schmerzvoller, mein Kind. Würden Sie beide bitte hier warten? Jemand möchte Sie sprechen.«
    Sie führte das Mädchen hinaus. Ramses atmete geräuschvoll aus. »Was meinst du, ist das hier in Ordnung?
    Mrs Bayes scheint mir eine nette Person.«
    »Und sie hat Humor. Das ist ein gutes Zeichen. Das hast du brillant gemeistert, Ramses.«
    Der Diener kam mit einem Tablett und servierte Kaffee. »Ganz konventionell«, sagte ich, als er mir die Tasse reichte. »Und nun rate doch mal, wer uns sprechen will.«
    »Da brauche ich nicht zu raten«, erwiderte Ramses. »Er steckt hinter dieser ganzen Geschichte.«
    Es war in der Tat der ehrenwerte Algernon Bracegirdle-Boisdragon, den der Diener in den Salon geleitete. Er strebte direkt zu mir, die Hände ausgestreckt, seine dünnen Lippen zu einem Grinsen verzogen. »Mrs Emerson. Was soll ich nur sagen?«
    »Eine ganze Menge, schätze ich. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen die Hand geben soll.«
    »Das kann ich Ihnen nicht verübeln.« Er wandte sich zu Ramses, der aufgestanden war, und sein Lächeln verschwand. »Bitte setzen Sie sich. Ich habe von Ihrer Verletzung gehört. Vielleicht lehnen auch Sie es ab, mir die Hand zu geben, gleichwohl will ich

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