Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
geschaffen von menschlicher Hand.
    Eine göttliche Kraft hatte sie geschaffen – die Natur selber. Wie ich zuvor bereits erwähnte, nehmen die Felsformationen der westlichen Bergketten bizarre Formen an. Diese hier hätte eine Riesenfaust sein können, die den Kamm eines Berges gepackt hält – vier gleichmäßige, gerundete Gebilde nebeneinander, mit einem kleinen Felsausläufer, vergleichbar einer Daumenspitze. Es war eine auffällige Erhebung, die dort aufragte, und sobald man sie visualisiert hatte, war die Ähnlichkeit frappierend.
    »Da!«, entfuhr es mir verblüfft. »Emerson, siehst du es?«
    Emerson nahm seinen Tropenhelm ab und warf ihn zu Boden. Mit einem mahnenden Stirnrunzeln stieß ich ihn kurz in die Seite. Das genügte; seine Gutmütigkeit siegte über seinen Neid. »Schön, schön«, sagte er rau. »Mmmh. Das ist – meinen Glückwunsch, Vandergelt.«
    Cyrus klopfte ihm auf den Rücken. »Es gehört uns beiden, alter Knabe. Uns allen, sollte ich besser sagen.«
    »Nein, nein.« Emerson gab sich einen Ruck. »Wir haben eine Übereinkunft getroffen, Vandergelt. Die Gräber von Deir el-Medina sind Ihre, und Bertie hat dieses hier entdeckt. Meinen Glückwunsch, kann ich da nur wiederholen.«
    Noch nie hatte ich meinen geliebten Emerson mehr bewundert. Er wirkte so edelmütig, seine Schultern gestrafft, sein wettergegerbtes Gesicht tapfer grinsend, und ich hätte ihn um ein Haar umarmt. Cyrus war genauso gerührt. Er nahm ein Taschentuch und schnauzte sich geräuschvoll.
    »Unheimlich anständig von Ihnen, Emerson. Aber ich hatte auch nichts anderes erwartet.«
    »Und Sie haben es sich wirklich verdient«, sagte Emerson mit Grabesstimme. »Also, wo ist jetzt dieses verfluchte Grab?«
    »In dem Spalt zwischen Zeige- und Mittelfinger«, führte Bertie aus. »Wir haben mehrere Tage – Nächte, sollte ich wohl eher sagen – gebraucht, um es aufzuspüren. Zum Glück war Vollmond. Wir waren noch nicht im Innern. Wir wollten Cyrus das Privileg gönnen«, setzte er hinzu und stöhnte auf, da Cyrus ihm kraftvoll die Hand schüttelte.
    »Sind Sie sicher, dass der Durchgang offen ist?«, erkundigte ich mich. »Ich kann mir denken, dass Jamil dort ein- und ausgegangen ist, aber er ist – war – schmächtig und geschmeidig und waghalsig.«
    Natürlich gingen die Männer über dieses einleuchtende Argument hinweg. Emersons Augen funkelten wie Saphire. »Worauf warten wir noch? Lasst uns gehen!«
    Wir hielten Emerson zurück, unterdessen diskutierten wir über die beste Vorgehensweise. Bertie erklärte, dass er und Jumana es geschafft hatten, indem sie, mit einem Seil gesichert, den Fels erklettert hätten. Emerson war Feuer und Flamme und hätte am liebsten sogleich den steilsten Hügel in Angriff genommen.
    Wir gingen selbstverständlich alle, auch Selim und Daoud. Auf ihre Unterstützung hätte ich nicht verzichten mögen, denn es war ein riskanter Aufstieg. Als wir alle auf dem gerundeten »Finger« standen und in die Tiefe schauten, wandte ich mich an Jumana, die wie ein Mühlstein an mir hing.
    »Und das hast du nachts gemacht? Also wirklich, mein liebes Kind, war das so klug? Du hättest dem Professor oder Cyrus von deiner Vermutung berichten sollen.«
    Bertie hatte das mit angehört. »Es war meine Schuld, Mrs Emerson. Ich wollte ganz sicher sein, bevor ich es jemandem erzählte. Eigentlich hatte ich auch nicht vor, Jumana einzuweihen, aber ich habe zu viele Fragen gestellt – über das Gelände hier und ob Jamil diese Gegend erforscht habe –, und dann hat sie es mir abgerungen.«
    Als er sich zu Emerson umdrehte, raunte Jumana mir zu: »Er hätte ganz allein gesucht. Das war viel zu gefährlich.«
    »Wie wahr.« Ich nickte. »Erstaunlich, dass du überhaupt mitkommen durftest.«
    »Zunächst war er strikt dagegen«, sagte Jumana sachlich. »Darauf habe ich ihm erklärt, dass du und Nefret euch auch nicht von Ramses und dem Professor in eure Pläne hineinreden lasst und dass ich euch so gern nacheifern würde. Verstehst du jetzt, warum ich nicht eher darüber reden durfte? Er hat mir vertraut, obwohl ich … ich so unhöflich und unfair zu ihm gewesen bin.«
    »Aha«, sagte ich mit gemischten Gefühlen. »Dann denkst du also sehr positiv von ihm, nicht wahr?«
    Völlig unbefangen erwiderte sie meinen Blick. »Er ist ein guter Mensch. Wir sind Freunde, hoffe ich.«
    Das hoffte ich auch.

    Während ich zusah, wie Daoud das Seil um Cyrus’ Taille knotete, erteilte ich meine letzten Ratschläge. »Cyrus,

Weitere Kostenlose Bücher