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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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heute Nachmittag hilfst?«, schlug er vor. »Du hast den ganzen Morgen Geröll gesiebt. Es ist Ihnen doch recht, Emerson?«
    »Gewiss, gewiss«, murmelte mein ebenso weichherziger Gatte.
    »Du hast dich neulich nach dem Theodolit erkundigt«, meinte Bertie. »Wenn du magst, zeige ich dir, wie man ihn verwendet.«
    Er hatte sie zum ersten Mal direkt angesprochen, war sie ihm doch geflissentlich aus dem Weg gegangen. Ihre brütende Miene hellte sich auf.
    »Danke. Das ist sehr nett von dir.«
    Gegen Abend war ihre gute Laune wiederhergestellt. Ob sie so viel Anstand besessen hatte, sich bei Bertie zu entschuldigen, vermochte ich nicht zu sagen, aber sie war ausgesprochen höflich zu ihm, und der nette Junge schien ihr nichts nachzutragen.
    Mehrere Tage vergingen, ohne dass wir etwas von den Albions hörten – sehr zu Emersons Verdruss, der inständig hoffte, sie würden bemerken, dass sich jemand an den gestohlenen Gegenständen zu schaffen gemacht hatte. Wenn sie den Sufragi fragten, der ihn bei dem Versuch erwischt hatte, das Schloss zu öffnen, würden sie die Identität des Eindringlings erfahren.
    »Der Sufragi würde den Vater der Flüche nicht verraten«, sagte Ramses. »Du hättest deine Visitenkarte hinterlassen sollen.«
    Bei dieser Anwandlung von Humor grinste Emerson bärbeißig.
    »Wozu sie noch mehr provozieren?«, warf Nefret ein. »Sie haben ihre Exkavationspläne an den Nagel gehängt. Vielleicht haben sie es auch aufgegeben, das Grab zu finden.«
    »Nein, das haben sie nicht«, knurrte Emerson. »Selim sagt, sie haben diesen Halunken Mohammed Hammad als Dragomanen angeheuert. Sobald er von Jamils Tod erfahren hatte, ist er urplötzlich wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Er ist genauso wenig ein Dragomane wie ich ein Heldentenor.«
    »Er ist ein Dieb«, bekräftigte ich. »Aber du darfst sicher sein, dass er nicht mehr über Jamils Grab weiß als wir. Sonst hätte er es längst geplündert.«
    Das Wetter war ungewöhnlich heiß für die Jahreszeit. Selbst die Nächte waren windstill und warm. Das bereitete uns allen ein wenig Probleme, ausgenommen Emerson, dem die Hitze nichts ausmacht und der selbst ein Erdbeben verschlafen würde. Ich würde die tröstliche Nähe meines Gatten niemals missen wollen, dennoch muss ich gestehen, dass mich nächtens das Gefühl beschlich, neben einem Heizöfchen zu liegen. Nach mehreren schlaflosen Nächten – ich war gerade eingenickt oder meinte es zumindest – raunte er mir geräuschvoll etwas ins Ohr. Es war wieder die alte Leier: »Hand der Gottheit … was … wo?«
    Ich stieß ihn ziemlich unsanft an. Er rollte herum, schob mich zum Bettrand.
    Hellwach und leicht gereizt gab ich jede Hoffnung auf einen erholsamen Nachtschlaf auf. Ich ging zum Fenster und lehnte mich hinaus. Im Zimmer war es noch dunkel, doch eine frische Brise kündigte bereits die Morgendämmerung an. Sie kühlte meine Wangen und mein Mütchen. Einige Minuten lang hatte ich so verweilt, als ich das Knarren einer aufspringenden Tür vernahm. Es war die Pforte am hinteren Ende des Innenhofes. Ich hatte Ali noch bitten wollen, die Scharniere zu ölen.
    Inzwischen war es hell genug, um Konturen wahrzunehmen. Es waren zwei, die auf der Schwelle standen, dicht aneinander geschmiegt. Ein Flüstern drang an meine Ohren; eine Gestalt verschwand, die andere bewegte sich flink und lautlos in Richtung Haus.
    Ich sah keine Notwendigkeit, Emerson zu wecken; bestenfalls ist dies ein langwieriger Prozess, und ich zog es vor, die Sache allein zu regeln. Ich wartete, bis sie ihr Fenster fast erreicht hatte, bevor ich aus meinem kletterte. Sie stieß einen unterdrückten Schrei aus und schickte sich an zu fliehen, doch ich war zu schnell für sie.
    »Wo bist du gewesen?« Ich packte sie unerbittlich.
    »Ich … ich …« Da ihr keine Ausrede einfiel, hauchte sie nur: »Oh, Sitt Hakim, du machst mir Angst!«
    »Wo bist du gewesen, Jumana?«
    »Nur ein bisschen spazieren gegangen. Es war heiß. Ich konnte nicht schlafen.«
    »Du warst mit einem Mann zusammen. Lüg mich nicht an, ich habe ihn gesehen.«
    »Ich habe nichts Unrechtes getan. Bitte, glaube mir!«
    »Das hast du schon einmal gesagt. Was war es denn genau, was du gemacht hast?«
    »Ich … ich habe versprochen, es niemandem zu erzählen. Ich habe mein Wort gegeben!«
    Vor Entrüstung hatte ich die Stimme gehoben – Jumana wohl eher aus Trotz. Ein Schnauben und ein Trommeln auf die Laken dokumentierten mir, dass wir Emerson geweckt hatten. Dem folgte

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