Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
ziemlich kaltblütig, Mutter«, sagte mein Sohn.
    »Deine Mutter ist eine praktisch veranlagte Frau«, erklärte Emerson. »Ich vermute, jetzt werden wir ihn aufspüren und der Polizei überstellen müssen, und das wird verflucht unangenehm für alle Betroffenen, besonders für seinen Vater. Wir haben ihn in Ruhe gelassen, aber statt zu verschwinden, besitzt er die Dreistigkeit, uns zu pro vozieren! Der Junge muss verrückt sein.«
    »Oder verrückt nach Vergeltung«, meinte Nefret. »Nein«, entschied ich. »Dafür ist er viel zu feige. Allerdings ist sein wahres Motiv unschwer zu erkennen.
    Einer seiner ausgeprägtesten Charakterzüge ist Besitzgier.
    Außerdem hat er einen untrüglichen Instinkt für das Aufspüren verschollener Gräber. Und deshalb hat er Luxor nicht verlassen. Er hofft darauf, ein weiteres Grabmal zu finden; gute Güte, vielleicht hat er das schon längst!« Ein mir überaus vertrautes Glitzern trat in Emersons saphirblaue Augen, doch dann schüttelte er bedauernd den Kopf. »Eine reine Mutmaßung, Peabody, zurückzuführen auf deine lebhafte Fantasie. Es ist eher wahrscheinlich, dass er nicht den Mumm hat, sein familiäres Umfeld zu verlassen und sich auf eigene Faust durchs Leben zu schlagen. Der Prinzessinnen-Schatz hat ihm genü gend eingebracht, um für eine Weile angenehm leben zu können; schätze, er hat das Geld verprasst und Jumana war seine letzte Rettung. Er wird es nicht wieder versuchen. Und ein Angriff auf Ramses – völliger Blödsinn!«
    »Ja, aber er könnte versuchen, wieder an Jumana heranzutreten«, gab ich zu bedenken. »Vor allem, wenn er erfährt, dass sie seinen Aufenthaltsort ausgeplaudert hat.
    Vermutlich wird sie nicht glauben wollen, dass ihr Gefahr von ihm drohen könnte, also müssen wir ihr klar machen, dass sie nicht allein herumstreifen darf. Katherine und ich haben uns darauf geeinigt, dass sie wieder bei uns wohnen soll; wir werden sie heute Abend mit zurückbringen.
    Ich werde Fatima bitten, ein Zimmer für sie herzurichten.
    Davids altes Zimmer, denke ich; es liegt neben deinem, Emerson, mit Fenstern, die alle in den Hof hinausgehen.
    Das macht es schwierig zu ihr zu gelangen – und sie kann sich nicht unbeobachtet hinausstehlen.«
    »Wollen wir Cyrus und Katherine von Jamil erzäh len?«, erkundigte sich Nefret.
    »Ich bin froh, dass du diesen Punkt erwähnst, Nefret.
    Ich werde ihnen die Situation darlegen, aber ich glaube, heute Abend wäre das nicht ratsam. Die Wände haben Ohren und die Bewohner von Luxor tuscheln für ihr Leben gern. Wir wollen doch nicht, dass Jamil herausbekommt, dass seine Schwester über ihn geplaudert hat.«
    »Wie ich sehe, versuchst du aus einer Mücke einen Elefanten zu machen«, wetterte Emerson. »Je eher Jamil erfährt, dass wir von seinen miesen Drohungen wissen, umso besser, würde ich sagen, wenn ihr meine unmaßgebliche Meinung hören wollt. Er wird sich nicht wieder blicken lassen.«
    »Nach deiner Meinung?«, wiederholte ich. »Unmaß geblich? Sicherlich stimmst du mir zu, dass wir Selim und Daoud informieren müssen. Dieser unselige Bengel mag ja harmlos sein, aber er ist ihr Cousin – irgendwelchen Grades – und –«
    »Da fährt Cyrus’ Kutsche vor«, sagte Nefret rasch.
    »Seid ihr fertig? Mutter, wo ist dein Hut?«
    Cyrus’ Kutsche war ein hübscher, offener Landauer, gezogen von zwei prächtigen Schimmeln. Ein strahlender Sonnenuntergang zog über den westlichen Himmel hinweg, und auf der anderen Seite des Nils schimmerte das Lichtermeer von Luxor. Als die Kutsche in den schmalen Pfad bog, der zum Tal der Könige führte, erhoben sich rings um uns herum die Wüstengebirge und blendeten das letzte Abendrot aus. Nur wenige Fleckchen auf dieser Erde sind so geheimnisumwittert wie das Tal; dies hängt zum einen mit der großartigen Landschaft zusammen, zum anderen mit seiner faszinierenden Geschichte. Im diffusen Zwielicht konnte man sich leicht vorstellen, dass die von den Kutschlampen erzeugten Schatten die schemenhaften Gestalten der toten Fürsten wären und dass das Heulen in den Bergen aus der Kehle des göttlichen Schakals Anubis stammte, dem Gott der Friedhöfe. »Nachdem wir jetzt für länger bleiben, müssen wir uns ernsthaft mit dem Gedanken an eine eigene Kutsche befassen«, bemerkte ich. »Ich möchte nicht von Cyrus abhängig sein oder von den Klapperkisten, die man auf den Docks mieten kann.«
    Emerson murmelte irgendetwas Unverständliches, worauf ich sagte: »Wie bitte?«, und Emerson

Weitere Kostenlose Bücher