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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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der Damen auf den persischen Miniaturen, aber ihre Kleidung war eindeutig westlich angehaucht – hübsche kleine Stiefel und ein Hosenrock, unter einem Männerhemd und einem Sportjackett. Nachdem sie die Frühjahrs- und Sommermonate mit ihnen in England verbracht und das ihr vermittelte Wissen wie ein Schwamm aufgesogen hatte, war sie mit den Vandergelts im November nach Ägypten zurückgekehrt.
    Was war nur los mit ihr? Für gewöhnlich leuchtete ihr kleines Gesicht vor Aufregung, und sie konnte jeden in der Familie in Grund und Boden reden – was bestimmt nicht einfach war. Jetzt erwiderte sie Emersons Begrüßung mit einem stummen Nicken und blickte sich unbehaglich im Zimmer um.
    »Wo ist Nefret?«, wollte sie wissen.
    »Sie und Mrs Emerson sehen sich das neue Haus an«, erklärte Emerson.
    »Ich möchte mitgehen. Bitte? Darf ich?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte sie aus dem Raum. Sie hat bestimmt irgendwas auf dem Herzen, überlegte Ramses. Nun, was kümmerte ihn das? Seine Mutter rühmte sich damit, für jedes Problem eine Lösung zu wissen; sollte sie sich doch der Sache annehmen.
    Sie rauschte wenige Minuten später herein, strebte direkt zu Cyrus und streckte ihm ihre Hände entgegen. »Jumana hat mir erzählt, dass Sie hier sind. Sind Katherine und Bertie nicht mitgekommen?«
    »Bertie wäre ja gern, aber Katherine hatte noch verschiedene Aufträge für ihn«, antwortete Cyrus.
    Das überraschte Ramses nicht. Katherine missfiel die Schwärmerei ihres Sohnes für das hübsche ägyptische Mädchen.
    »Sie hoffte, ihr würdet heute Abend zu uns zum Dinner kommen«, fuhr Cyrus fort.
    »Pah«, schnaubte Emerson. Darauf brach Cyrus in schallendes Gelächter aus und strich sich über seinen Spitzbart.
    »Ich weiß, alter Knabe, Sie haben keine Zeit für gesellschaftlichen Schnickschnack. Aber es ist nichts Formelles, wir sind unter uns, kommen Sie, wie Sie sind.«
    Emerson zögerte, doch seine Frau war schneller. »Aber gewiss, Cyrus, wir nehmen natürlich gern an. Ramses, Nefret braucht dich. Sie ist im neuen Haus.«
    »Was? Ach ja, richtig.«
    Ihn beschlich eine Empfindung, die seine Mutter sicher mit »dunkler Vorahnung« umschrieben hätte. Warum war ihm das nicht klar gewesen? Selbstverständlich hatte sie das Haus für Nefret und ihn bauen lassen. Es war wieder einmal typisch für sie, dass sie sie nicht vorher informiert hatte. Und wenn sie jetzt noch ablehnten, dann würde das grob, undankbar und egoistisch klingen. Nefret mochte seine Mutter zu sehr, als dass sie ihr das ins Gesicht hätte sagen können. Sie würde es auf ihn abwälzen!
    Er vermutete, seine Frau im Hauseingang vorzufinden, bebend vor Zorn. Sie war nicht dort. Er machte sich auf die Suche, sah dabei in jedes Zimmer. Der Bau war recht ansprechend, ohne Frage – große Räume mit niedrigen Decken, die von ihm so sehr geschätzten, kunstfertig holzgeschnitzten Blenden vor den Fenstern, Fliesenböden, Bücherregale an vielen Wänden. Ansonsten war das Haus leer bis auf ein paar Tische und Stühle und Sofas. Sie hatte immerhin so viel Feingefühl, dass sie die Wahl der Möbel und Accessoires ihnen überließ. Wirklich nicht übel, alles in allem. Wenn es nach ihm ginge …
    Wenn es nach ihm ginge, würde er lieber in einer Felsenhöhle hausen als seiner Mutter erklären müssen, dass ihm dies hier nicht gefiel.
    Er fand Nefret auf der Schatten spendenden Veranda, die auf den kleinen Hof hinausging. Jumana war bei ihr, sie hatten die Köpfe zusammengesteckt.
    »Es tut mir Leid, Nefret«, fing er an.
    »Du entschuldigst dich zu oft.« Es war ein alter Scherz zwischen ihnen, doch als sie aufsah, bemerkte er ihre ernste Miene.
    »Es ist gar nicht so übel, oder?«, räumte er ein. »Sie hat es gut gemeint, und es ist ein ziemliches Stück vom Haupthaus entfernt, und –«
    »Es ist schön«, sagte Nefret ungehalten. »Vergiss das Haus, Ramses. Jumana muss dir was erzählen.«
    Auf der Veranda standen Korbstühle und ein, zwei Tischchen. Er setzte sich. »Und?«
    Augenscheinlich hatte sie sich Nefret freimütig anvertraut, doch bei ihm schwieg sie eisern und knetete nervös ihre Hände.
    »Was ist es denn?«, drängte Ramses. »Irgendwas wegen Bertie? Mach dir deshalb keine Gedanken, Jumana, ab jetzt bleibst du bei uns. Das war so abgemacht.«
    »Bertie? Er ist nicht das Problem. Nein. Ich muss dir etwas sagen, aber …« Sie schluckte gequält. »Ich habe Jamil gesehen.«
    »Mein Gott.« Ramses schnappte nach Luft. »Wo? Wann?«
    »Vor

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