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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Peabody.«
    Ich hielt es für das Beste, seinen Rat zu befolgen. Emerson hatte sich zwar bemerkenswert gut im Griff – wenn ich das von seinem Sprachduktus auch nicht behaupten konnte –, dennoch stand er kurz vor einem Wutausbruch, wenn die Albions so weitermachten. Wir gingen weiter, ließen drei Leute stehen, die uns nachgafften, und sechs andere, die ihr Grinsen hinter schmutzigen Händen verbargen.
    »Sehr gut, Emerson«, tönte ich. »Du hast nicht geflucht – und das trotz der nicht unerheblichen Provokation.«
    »Sprich nicht mit mir, als wäre ich Sennia«, grummelte Emerson. Seine wohl geformten Lippen zuckten, und kurz darauf wieherte er los. »Man kann solchen Menschen einfach nicht böse sein. Ich, ein angesehener Archäologe, soll diese Witzfigur ein paar Grabräubern vorstellen!«
    »Der Junge hat keinen Ton gesagt«, sagte ich.
    Emerson erfreute sich weiterhin erstaunlich guter Laune. »Er ist kein Junge mehr. Scheint mir ungefähr im gleichen Alter wie Ramses zu sein. Seine Zurückhaltung kommt dir wohl verdächtig vor, was?«
    Wieder kicherte er, und ich mit ihm; um nichts in der Welt hätte ich ihm diesen kleinen Scherz verderben wollen. Trotzdem war mir Mr Albion jr. nicht geheuer. Entweder stand er völlig unter dem Pantoffel seines Vaters oder er ließ sich nicht dazu herab, seine eigene Meinung zu äußern. Und wieso hatte dieses seltsam zusammengewürfelte Trio diese unwegsame Strecke gewählt? Woher waren sie gekommen und warum? Es war möglich, wenn auch nervenaufreibend, mit einem Esel den steilen Pfad vom Tal der Könige hinaufzureiten, aber ich hätte nie vermutet, dass Mr Albion oder seine elegante Gattin darauf versessen wären. Der abschüssige Rückweg war indes noch heikler auf einem Eselrücken, genau wie die Senke hinter Deir el-Bahari.
    Unsere Route blieb relativ gleichförmig, bis wir die Anhöhe erreichten, die das kleine Tal von Deir el-Medina überblickte. Dort hielten wir an, um das Panorama zu genießen.
    Die Gräber von Deir el-Medina waren schon seit langem bekannt und freigelegt. Sie waren relativ unspektakulär, mit einem Stollen, der in die jeweilige Grabkammer führte, und wurden von kleinen Kapellen mit winzigen Ziegelpyramiden überragt. Letztere waren zumeist verfallen und die Ruinen der Kapellen in sehr schlechtem Zustand. Allerdings waren die unterirdischen Grabkammern oft wunderschön geschmückt. Es handelte sich um die Grabstätten von den Bewohnern des darunter liegenden Dorfes, das in weiten Teilen noch unerforscht war. Das verwitterte, teilweise freigelegte Mauerwerk inspizierend, blökte Emerson: »Zum Teufel mit diesem faulen, inkompetenten Halunken! Sieh dir nur an, was er hier angerichtet hat!«
    Damit meinte er Mr Kuentz, unseren Vorgänger, der im Vorjahr verhaftet worden war (dank unserer Mithilfe). »Er hat noch nicht viel gemacht«, bemerkte ich in der Hoffnung, meinen verdrossenen Gatten zu beschwichtigen. »Schätze, er war zu beschäftigt mit seinen anderen Aktivitäten – Spionage und Grabraub. Das braucht Zeit.«
    »Er hat seinen verdammten Schuttabladeplatz mitten in dem Gelände angelegt«, schnaubte Emerson. »Ich werde wieder ganz von vorn anfangen müssen.«
    Das sagte er immer.
    Wir kraxelten die Anhöhe hinunter. Selim folgte uns, und Emerson fing an, Befehle herunterzurasseln. Die Männer verteilten sich. Emerson zog seine Jacke aus und rollte die Ärmel hoch. »Wo ist Ramses?«, wollte er wissen.
    »Sie werden bestimmt bald eintreffen. Wenn du mit dem Rundgang beginnen willst, bin ich sehr gut in der Lage –«
    »Sehr nett von dir, Peabody, aber ich glaube, ich werde auf Ramses warten. Warum richtest du nicht einen deiner – äh – kleinen Rastplätze ein?«
    Das hatte ich ohnehin beabsichtigt. Meines Erachtens erhöhen Phasen der Ruhe und Stärkung die Effizienz. Es ist schwierig, ein kühles Plätzchen zu finden, wenn die Sonne direkt über einem steht, und um diese Tageszeit brauchten wir – und unsere treuen Pferde – dies am dringendsten. Ich ziehe Grüften aller Art natürlich jedem anderen Schattenspender vor, aber leider war von dem Oberbau der kleinen Gräber auf dem hügeligen Gelände nicht mehr viel erhalten. Ich entschied, dass der Tempel am Ende des Dorfes am besten geeignet sei.
    Einige Gottheiten hatten dort Schreine, gleichwohl war er vor allem Hathor geweiht, einer der bedeutendsten ägyptischen Göttinnen. Großzügig im Denken, wie die alten Ägypter waren, übernahm Hathor im Laufe der Jahrhunderte eine

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