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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Männern.
    Nur wenige Touristen besuchen die Stätte, die in einem kleinen Tal im Gebirge am Westufer versteckt liegt. Die einzige Attraktion für sie ist der Ptolemäische Tempel am Nordrand des Tales. Auf seine Weise ist es ein wirklich hübscher Tempel, aber uns interessierte er aufgrund seiner späten Datierung nicht. Die Touristen, die ihn besuchen, folgen der Route, die weitere bekannte Sehenswürdigkeiten umfasst, von Deir el-Bahari nach Medinet Habu.
    Es gibt noch einen anderen Pfad zu dieser Stätte, der über einen der Berge führt und ständig ansteigend über den Tempeln von Deir el-Bahari verläuft und in den Platz der Wahrheit mündet, wie das Tal der Könige in der Frühzeit hieß. Wir waren dieser Route schon häufiger ein Stück gefolgt, über den Hügel hinter dem Tempel und weiter zum Tal – oder, wie wir es vor zwei Tagen exerziert hatten, via haarsträubender Kletterpartie über das Plateau.
    Dies war beileibe nicht der einfachste Weg, um nach Deir el-Medina zu kommen, aber Emerson schlug ihn an jenem ersten Morgen vor. Er wolle sich ein Bild machen, in welchem Zustand der südliche Teil des Weges sei, erklärte er. Ich war ziemlich sicher, dass er sich exakt in demselben Zustand befand wie im vorigen und in all den Jahren davor, äußerte dies indes nicht. Als wir das Plateau über Deir el-Bahari erreicht hatten, verweilten wir kurz, wie Abdullah und ich es so häufig getan hatten.
    Ich wusste, dass auch Emerson an Abdullah dachte, als wir dort oben standen und über das Land blickten. Die Luft war klar an jenem Morgen; wir konnten die winzigen Silhouetten der Tempel am Ostufer ausmachen und dahinter das Gebirge. Dennoch war seine einzig wahrnehmbare Gefühlsregung ein lautes Räuspern.
    Statt nach Süden in Richtung Deir el-Medina zu wandern, setzte Emerson den Weg ins Tal fort. Er war noch nicht weit gegangen, als er zufrieden seufzend stehen blieb. Ich konnte nicht sehen, was der Auslöser dafür war; er betrachtete etwas, das wie eine Reihe umgestürzter Steine anmutete, halb verweht vom Sand.
    »Emerson, was tust du da?«, forschte ich, als er sich niederkniete und anfing, den Sand wegzukratzen. »Hör sofort auf. Du trägst nicht einmal Handschuhe.«
    Emerson erhob sich, nicht, weil ich ihn dazu angehalten hatte, sondern weil er eine glorreiche Idee hatte. »Sie müssen fachmännisch freigelegt werden.«
    »Diese Steine? Wozu?«
    »Gütiger Himmel, Peabody, was ist aus deinem geschulten Exkavatorenblick geworden? Das ist eine Mauer oder was davon übrig ist, und ringsherum verstreut sind noch weitere. Ich habe sie schon vor einiger Zeit bemerkt, sah aber keine Veranlassung, sie näher zu inspizieren.«
    »Ich sehe keine Veranlassung, es jetzt zu tun.«
    »Denk mal genau nach. Es ist eine ziemliche Entfernung vom Tal nach Deir el-Medina. Wäre es nicht sinnvoll für eine Gruppe von Arbeitern, hier vorübergehend zu kampieren, unweit ihrer Arbeit? Ein paar kleine Hütten, wie es diese hier wohl waren, sind schnell gebaut.«
    Seine Augen leuchteten. Emerson gehört zu den wenigen Exkavatoren, die sich für die kleinen Randerscheinungen der Archäologie genauso begeistern können wie für beeindruckende Tempel und prachtvolle Grabstätten. Wenn er richtig tippte, würde sich ein winziges Teilchen in das frühzeitliche Puzzle einfügen lassen – und für gewöhnlich irrte er nicht.
    »Nun, mein Lieber, das ist überaus interessant«, sagte ich. »Aber gehen wir jetzt nicht besser weiter? Niemand wird dir deine – äh – Hütten streitig machen.«
    Emerson riss sich von seiner Entdeckung los. Der Pfad war recht belebt; wir trafen auf Ziegen und ein paar Ägypter zu Fuß oder auf Eselrücken. Emerson begrüßte sie mit Namen (ausgenommen die Ziegen), blieb jedoch nicht stehen, obwohl mir klar war, dass der eine oder andere gern ein bisschen geschwatzt und getratscht hätte. Die Nachricht von den Ereignissen am Vortag musste sich mittlerweile überall am Westufer herumgesprochen haben. Wir waren indes noch nicht weit gegangen, als wir auf Individuen ganz anderer Art stießen. Sie waren zu neunt, sechs Eseltreiber und drei Personen in europäischer Kleidung, und als sie uns freundlich zunickten, konnten wir unmöglich weitergehen. Ich erkannte die amerikanische Gruppe, auf die wir an Bord des Schiffes und später in Kairo getroffen waren.
    Mrs Albions aufgeschossene, spindeldürre Gestalt war in Kleidung gehüllt, die vermutlich die aktuellen amerikanischen Vorstellungen von sportlicher

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