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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hing sie nicht so sehr an ihrem Bruder, wie ich geglaubt hatte, oder sie war durchtriebener als von mir vermutet und rechnete damit, wieder von ihm zu hören.
    Als wir den Heimweg antraten, hatte ich mehrere hübsche Inschrifttäfelchen für Ramses gesammelt.
Aus Manuskript H
    Ihr Schlafzimmerfenster ging zu den Stallungen hinaus, doch diese lagen etwas weiter entfernt, und wären sie nicht hellwach gewesen, hätten sie die gedämpften Geräusche nicht wahrgenommen. Sie waren spät zu Bett gegangen, da Ramses erst noch von seinen »hübschen Inschrifttäfelchen« weggelockt werden musste. Nachdem Nefret seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, interessierte ihn nichts anderes mehr, trotzdem war er derjenige, der die Geräusche hörte und nicht sie. Sich der Zärtlichkeit seiner Lippen und Hände hingebend, wurde sie aus ihrem sinnlichen Trancezustand gerissen, als er unvermittelt aufsprang und zum Fenster strebte.
    »Hölle und Verdammnis«, setzte sie an.
    »Pssst. Es ist Jumana. Sie führt eines der Pferde hinaus.«
    Er schickte sich an, aus dem Fenster zu steigen. »Zieh erst was an«, murmelte Nefret und tastete nach den verstreuten Kleidungsstücken.
    »Verdammt, dann gib mir irgendwas – egal was –, ich darf ihr nicht zu viel Vorsprung lassen.«
    Er riss ihr die Hose aus der Hand und streifte sie über, dann verschwand er, über den Fenstersims und in die Finsternis. Nefret zog sich einen Kaftan über den Kopf und fand ein Paar Stiefel, die sich als ihre entpuppten. Sie würde sie brauchen; ihre Füße waren nicht so abgehärtet wie seine. Sie holte ihn ein, als er Risha, ohne Sattel und Zaumzeug, aus dem Stall führte.
    »Warte auf mich«, zischelte sie.
    »Keine Zeit.« Er sprang auf Rishas Rücken, und trotz ihrer Nervosität und Besorgnis stockte ihr bei der geschmeidigen Anmut seiner Bewegung der Atem. Ihr gelang das auch, manchmal, aber nie so scheinbar mühelos und fließend. Er drehte Risha mit leichtem Druck seiner Knie, worauf der Hengst sogleich reagierte und zum Galopp ansetzte. Sie erinnerten an Figuren vom Parthenon-Fries, der schlanke, trainierte Reiter verschmolz mit seinem Pferd.
    »Verflucht«, schnaubte Nefret. Sie hatte wertvolle Sekunden verloren, weil sie ihm nachgaffte wie ein verliebtes Schulmädchen. Was konnte sie dafür, dass er so verdammt gut aussah?
    Und wenn sie ihn nicht einholte, würde sie ihm nicht helfen können, sollte Jumana auf dem Weg zu ihrem Bruder sein, was sehr wahrscheinlich war. Welchen anderen Grund könnte sie sonst haben, dass sie sich nachts davonstahl?
    Moonlight reckte neugierig ihren Kopf über die Stalltür; sie war es gewohnt, Risha zu folgen. Nefret führte sie hinaus.
    Keine akrobatischen Übungen, nicht in einem langen Gewand mit nichts darunter. Sie benutzte den Aufsteigeschemel, zog eine Grimasse, als ihre nackten Schenkel Moonlights Fell streiften, und stopfte die Stoffmassen unter sich.
    Moonlight war zu erfahren und zu gutmütig, um nervös herumzutänzeln, doch sobald Nefret ihr das Kommando gab, preschte sie los. Die Hände in die Pferdemähne gekrallt, überließ Nefret ihr die Führung, wohl wissend, dass sie dem Hengst folgen würde.
    Anfangs war die Straße in relativ gutem Zustand, sie stieg an und fiel ab und schlängelte sich durch die Anhöhen, die sich aus der Ebene erhoben. Nefret näherte sich den Ausläufern des Kulturlandes und den im Dunkel liegenden Tempelruinen, als sie Risha entdeckte. Ramses hatte abgesessen und wartete auf sie. Er empfing sie mit einem Grinsen.
    »Ich darf gar nicht daran denken, was Mutter zu diesem Ensemble sagen würde, aber mir gefallen die Stiefel und die entblößten –«
    »Wo ist Jumana?«
    »Sie ist zu Fuß weitergegangen.« Er gestikulierte, und sie bemerkte die Stute, die Jumana geritten hatte. »Wir lassen die Pferde besser auch hier.«
    »Danke, dass du auf mich gewartet hast.«
    »Wenn nicht, hättest du mir eine heiße Verfolgungsjagd geliefert.« Er hob sie von Moonlight und zupfte fürsorglich ihr Gewand zurecht. »Sie scheint nicht zu merken, dass sie verfolgt wird, und dabei möchte ich es gern belassen.«
    »Was hast du vor?«
    »Ihn zu stellen und diesem Unfug ein für alle Mal ein Ende zu machen, damit wir unsere Arbeit fortsetzen können. Mal sehen, ob wir uns nah genug heranpirschen können, um ihre Unterhaltung zu belauschen.«
    Die Mauern des Ramesseums ragten schemenhaft vor ihnen und zu ihrer Rechten auf. Der Tempel war halb verfallen, aber immerhin besser erhalten als die Fels- und

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