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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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auf und inspizierte sie. »Nein. Die Handschrift ist ähnlich, aber hierbei handelt es sich um eine Vorratsliste.«
    »Ich wollte euch nicht stören«, bemerkte ich. »Ich gehe auf einen Tee ins Schloss. Irgendwelche Neuigkeiten für Cyrus?«
    Walter seufzte nur. Ramses stand auf und begleitete mich zur Tür. »Was hast du vor, Mutter?« Er sah mich forschend an.
    »Nichts, mein Schatz. Äh … du bist in dem Papyrus nicht zufällig auf irgendeine interessante Weissagung gestoßen?«
    Er fasste mich bei den Schultern und drückte mich kurz. »Aber Mutter! Du glaubst doch nicht an diesen Unsinn, oder?«
    »Ganz bestimmt nicht«, lachte ich. »Also dann bis später.«
    Laut Walter war es praktisch unmöglich, das Datum im Papyrus auf einen modernen Kalender zu übertragen. Wenn man den Tag unseres Unfalls indes als Fixpunkt nahm und von da an zählte … Es war akademische Neugier, die ich nicht würde befriedigen können, sofern nicht einer dieser akribischen Wissenschaftler den Text für mich übersetzte.

    Emerson war wenig begeistert, als er erfuhr, dass ich Katharine Vandergelt für einen Empfang am Sonntag zugesagt hatte. Er regte sich bereits mächtig über die Einladung zu der Fantasia auf.
    »Selim ist nur noch mit den Vorbereitungen beschäftigt und keinen Piaster mehr wert«, grummelte er. »Daoud ist auch nicht viel besser. Und jetzt soll ich noch einen Tag verplempern. Aber das werde ich nicht tun, Peabody, basta!«
    »Und wenn ich dir morgen und übermorgen Ramses und David überlasse, damit du die verlorene Zeit aufholen kannst?«
    »Ramses und David? Mhmm«, meinte Emerson. Alle waren einverstanden, sogar Walter, der beteuerte, gern einen Tag an der frischen Luft zu verbringen. Alle, auch Sennia und Gargery, fanden sich am folgenden Nachmittag im Grabungsgelände ein. Horus folgte Sennia überallhin, und die Große Katze des Re begleitete uns ebenfalls. Er und Horus kamen ganz gut miteinander aus, da Ersterer auf Ramses fixiert war und Horus bei Sennia nicht in die Quere kam. Die Große Katze des Re, spezialisiert auf Schlangen, scheuchte eine wütende Kobra aus ihrem Versteck, die Emerson schnell tötete, da eine Giftschlange eine gefährliche Nachbarin ist. Wir trafen nicht oft auf Schlangen, zumal sie Menschen meiden.
    Ich war allein mit meinem Schutt, denn die anderen fanden diese Arbeit langweilig und hatten sich unter fadenscheinigen Vorwänden verdrückt. Ich beneidete sie, ödete mich dieser Trümmerhaufen doch genauso an. Evelyn hatte sich unter das Schutzdach zurückgezogen und ruhte ein wenig aus; Emerson, barhäuptig in der Gluthitze, hielt Walter irgendeinen Vortrag … Während mein Blick umherschweifte, nahm ich ein sonderbares Gebrumm wahr. Als es lauter wurde, schaute ich mich auf der Suche nach dem Urheber um.
    Ramses, dessen scharfes Gehör bereits Legende in Ägypten ist, tauchte hinter der Mauerruine auf, die er gerade freischaufelte. Wie sein Vater trug er keine Kopfbedeckung. Er legte eine Hand über die Augen und sah zum Himmel.
    Ich sprang etwas ungelenk auf und lief zu Emerson. Die anderen hatten es auch gesehen; in identischer Pose, die Köpfe gereckt, starrten alle andächtig schweigend auf das Flugzeug, das über dem Fluss kreiste.
    »Was gibt’s da zu gucken?«, erkundigte sich Emerson, sobald er sich von seiner Verblüffung erholt hatte. »Habt ihr noch nie ein Flugzeug gesehen?«
    Mit Sicherheit die meisten – während der Unruhen im Frühjahr zuvor. Solche Maschinen hatten überall Flugblätter abgeworfen, die davor warnten, dass Sabotageakte mit Erschießung bestraft würden und dass Bomben auf jede Menschenansammlung abgeworfen wurden, die den militärischen Beobachtern verdächtig vorkam. Wen wunderte es da, dass sich etliche Männer schreiend auf den Boden warfen, als das Flugzeug drehte und zurückkam? Ich fand diese unsäglichen kleinen Kisten selber nervtötend. In der Luft muteten sie unrealistisch an – weder Vogel noch Maschine, sondern eher sagenumwobenes Fluginsekt, das mit starren Schwingen im Wind schwebte.
    Diesmal flog es direkt über uns und so tief, dass ich die konzentrischen Kreise in Rot, Weiß und Blau auf den Tragflächen erkannte und die Köpfe der beiden über den Rumpf hinausragenden Insassen. Ihre Gesichter waren unter Helmen und Schutzbrillen versteckt. Einer hob den Arm und gestikulierte.
    »Zum Kuckuck!«, brüllte Emerson. »Was hat dieser verfluchte Schwachkopf eigentlich vor?«
    »Er möchte landen«, sagte Ramses ungläubig. »Auf

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