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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dem abgesperrten Exkavationsgelände hinter dem Tempel versammelt. Mittendrin, den meisten um Haupteslänge überlegen, stand Daoud. Nach seinen ausladenden Gesten zu urteilen, schilderte er die dramatischen Geschehnisse vom Vorabend.
    »Gönnen wir es ihm doch, dass er mal im Mittelpunkt steht«, sagte Ramses nachsichtig. »Schließlich hat er sein Schiff verloren, und er wäre fast ertrunken.«
    Daoud, der den Ertrinkenden mimte, verschwand langsam aus ihrem Blickfeld. Mit angehaltenem Atem verfolgten die Zuschauer die Vorstellung und brachen in lauten Jubel aus, als sein Kopf wieder auftauchte und er mit den Armen ruderte.
    Die anderen stießen zu ihnen. »Was ist denn da los?«, wollte Walter wissen.
    Lia kicherte. »Daoud dramatisiert seine Rettung. Ich denke, diese Armbewegungen sollen Schwimmzüge andeuten. Einfach köstlich, eine gelungene Vorstellung.«
    »Pah«, schnaubte Emerson.
    Selim, der am Rand der faszinierten Menge stand, bemerkte sie als Erster. Er rief: »Der Vater der Flüche ist eingetroffen. Es wird Zeit …«
    »Ja!«, schrie Daoud. »Sie sind hier, meine Retter! Der Vater der Flüche und der Bruder der Dämonen, sie haben mich aus dem Wasser gefischt, und auch die anderen, die dem Tod tapfer ins Auge geblickt haben! Es sind Helden!« Lautes Jubelgeschrei brach los. Ein Grinsen hinter vorgehaltener Hand verbergend, murmelte Emerson: »Was ist der Bursche doch für ein begnadeter Schauspieler!«
    »Ich frage mich, wie wahrheitsgetreu er seine Geschichte erzählt hat«, meinte Ramses, den Applaus der Menge mit einem Winken quittierend. »Hallo, Selim. Tut mir Leid für die Unterbrechung.«
    »Es wurde auch Zeit.« Selim runzelte die Stirn. »Mein ehrenwerter Onkel ist ein unverbesserlicher Schwindler, aber … stimmt es wirklich, dass das Schiff manipuliert war?«
    Emerson hatte abgesessen. Er verscheuchte zwei Bewunderer – Daouds Söhne, die ihn umarmen wollten – und sagte: »Ja, das stimmt. Ramses, redest du mit den Leuten? Ich glaube, Daoud hat sein Pulver verschossen.«
    »Ja, Sir.« Ramses hob eine Hand, worauf die Menge schwieg und erwartungsvoll zu ihm blickte. »Meine Freunde! Daoud hat euch alles Wissenswerte berichtet. Es war kein Zufall. Wir werden das Boot ersetzen, gleichzeitig müssen wir herausfinden, wer sich einer derart heimtückischen Tat schuldig gemacht hat. Wir bitten wie noch jedes Mal um eure Mithilfe.« Er hätte an dieser Stelle geendet, doch Daouds erwartungsvolles Gesicht ließ ihn hinzufügen: »Auch wenn er zu bescheiden ist, es zuzugeben: Daoud ist ebenfalls ein Held. Bewundert seinen Mut.«
    »Gut gemacht, mein Schatz«, murmelte Nefret.
    Das hatte sie schon lange nicht mehr zu ihm gesagt. Er wandte sich unversehens zu ihr, doch sie hatte bereits abgesessen. Alle anderen folgten ihrem Beispiel, und einer der Männer führte die Pferde in den schützenden Verschlag, den sie aus Pfählen und Zeltbahnen zusammengezimmert hatten.
    »Die Männer sollen anfangen, Selim«, befahl Emerson.
    »Noch nicht«, murmelte Selim und sah Emerson durchdringend an. »Das ist eine üble Geschichte, Vater der Flüche. Wir müssen unsere Strategie diskutieren.«
    »Ich habe keine Strategie«, versetzte Emerson. »Zum Teufel, Selim …«
    Seine Frau stupste ihn mit ihrem Sonnenschirm. »Vielleicht hat Selim eine, Emerson. Du könntest ihm wenigstens zuhören.«
    Bevor Selim reagieren konnte, trat Bertie Vandergelt zu ihnen. Ramses hatte ihn bis dahin nicht bemerkt, aber er hatte offensichtlich im Publikum gestanden, denn sein Gesicht war sehr ernst. Er zog vor den Damen den Tropenhelm und rief: »Das ist ja entsetzlich, Professor. Sie könnten alle tot sein! Wie können Sie den Vorfall so locker übergehen?«
    »Wenn Sie oder Selim einen praktikablen Vorschlag haben, nur zu.« Emerson verschränkte die Arme und blickte finster.
    Hatten sie nicht. Genauso wenig wie Daoud, der sie nun informierte, dass sein Sohn, der eigentliche Kapitän der gesunkenen Fähre, am frühen Morgen nach Luxor aufgebrochen sei, um zu sehen, ob sich das Boot bergen lasse. Überdies wolle er die anderen Bootsleute befragen.
    »Im Augenblick können wir nicht mehr tun«, entschied Emerson. »Wer etwas weiß, soll es Selim mitteilen. Und jetzt würde ich gern weiterarbeiten. Bertie, ich möchte einen Plan des gestern freigelegten Hauses. David, hol die Kameras. Walter, auf der Fassade sind mehrere Fresken, die kopiert werden müssen.«
    Selim wagte noch eine letzte Frage. »Stimmt es, dass Daoud nicht

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