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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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am nächsten Morgen triumphierend davon zu berichten. In dieser Hinsicht standen die beiden in hartnäckigem Wettbewerb.
    Wir hatten zwar nichts Definitives vereinbart, waren aber unisono Walters Meinung; alle fanden sich ein, salopp in Bademäntel gehüllt, und fielen über Fatimas Imbiss her. Extreme körperliche Anstrengung macht hungrig.
    Emerson reichte seinem Bruder den erbetenen Whisky-Soda und bemerkte: »Du scheinst sehr zufrieden mit dir, Bruderherz. Darf ich fragen warum?«
    »Ich war vielleicht keine sonderlich große Hilfe«, erwiderte Walter, »aber wenigstens musste mich keiner retten.«
    Ich verstand ihn nur zu gut! Er hatte befürchtet, dass er durch sein sesshaftes Leben zu träge für das Abenteuer geworden sein könnte – dass er in einer Extremsituation versagen würde. Ich lächelte ihm mitfühlend zu, doch Emerson, der die leisen Zwischentöne überhört, wetterte: »Du wirfst Daoud doch wohl hoffentlich nicht vor, dass er Hilfe brauchte?«
    »Um Gottes willen, nein!«, stammelte Walter. »Du verstehst mich falsch, Radcliffe. Er war großartig. Hat kein Wort über sein Boot verloren. Ist ein erheblicher finanzieller Verlust für ihn.«
    »Wir werden es ihm natürlich ersetzen oder reparieren«, räumte Ramses ein.
    Nach kurzem Schweigen meinte Lia: »Weil du glaubst, dass wir gewissermaßen verantwortlich für den Verlust sind? Kann es nicht ein unglücklicher Zufall oder eine Privatfehde gewesen sein?«
    Emersons buschige Brauen schossen erstaunt nach oben. »Ich bin davon ausgegangen, dass die – äh – kleine Geste uns galt. Wie üblich. Es war bestimmt kein Zufall. Jemand hat Löcher in den Schiffsboden gefräst und sie mit Lehm oder irgendeiner anderen Substanz ausgeschmiert, die sich allmählich auflösen würde.«
    Entsetzt schlug Fatima die Hände vor den Mund. »Wer sollte so etwas tun?«
    »Das ist in der Tat die Frage«, erwiderte Ramses. Er lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. »Das Boot muss kurz vor unserer Rückkehr präpariert worden sein.«
    »Halb Luxor wusste von unseren Plänen«, sinnierte ich. »Trotzdem ist der Missetäter ein Risiko eingegangen. Wären wir eine halbe Stunde später gekommen, wäre das Boot bereits voll Wasser gelaufen. Eine halbe Stunde eher und wir hätten ihn auf frischer Tat ertappt. Hat ihn denn keiner gesehen oder gehört?«
    »Es war niemand in der Nähe«, meinte Ramses. »Die meisten Bootsleute waren nach Hause gegangen. Das Risiko war gar nicht so groß, weißt du. Wäre er bei unserer Rückkehr noch nicht fertig gewesen, hätte er uns früh genug bemerkt, um Fersengeld zu geben.«
    »Wir dürfen uns nichts vormachen«, wandte ich ein, »sondern müssen uns den Tatsachen stellen. Ich kann mir in Luxor keinen Bootsmann vorstellen, der sich vorsätzlich Daouds Zorn zuziehen wollte. Nein, der Anschlag galt uns, wobei ich sagen muss, dass es sich um eine sehr willkürliche Methode des Mordversuchs handelt.«
    »Aber irgendwie gründlich«, nuschelte Emerson in sein Pfeifenmundstück. »Wollte er uns alle ertränken oder hatte er es auf jemand Bestimmtes abgesehen?«
    »Wir können alle schwimmen«, sagte ich nachdenklich. »Das weiß doch jeder.«
    »Alle bis auf einen«, versetzte Ramses. »Und auch das weiß jeder.«
    »Daoud«, grummelte Emerson. »Unmöglich! Er hat keinen einzigen Feind auf dieser Welt!«

    Natürlich ließen wir uns von dieser misslichen Geschichte nicht den Arbeitsplan durcheinander bringen. Die Kleinen frühstückten in ihren Zimmern, gemeinsam mit Fatima und Basima, sodass unser eigenes Frühstück rasch beendet war. Allerdings mussten wir uns eine ordentliche Standpauke von Gargery anhören.
    »Irgendwas geht da vor sich«, erklärte er, während er den Kaffee in Emersons Tasse tröpfeln ließ. »Sie dürfen es mir nicht vorenthalten, Sir und Madam.«
    Eine von Gargerys Eigenheiten (er hatte etliche) war, Speisen und Getränke in Minimaldosen zu servieren, wenn er böse auf uns war. Emerson riss ihm die Kaffeekanne aus der Hand.
    »Teufel noch, ich weiß nicht, was da vorgeht, Gargery«, schnaubte er. »Und ich habe auch nicht vor, es mit Ihnen zu diskutieren, schon gar nicht in Gegenwart von …« Er nickte und zwinkerte betont unauffällig in Sennias Richtung.
    Seltsamerweise schaufelte sie ohne Murren ihren Porridge in sich hinein. An besagtem Morgen sah sie besonders hübsch und adrett aus mit ihrem zurückgebundenen Haar – sehr erwachsen, bemerkte ich milde bestürzt. Emersons Andeutung war

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