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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ramses wollte sich für ihre Unpünktlichkeit entschuldigen, doch sie kam ihm zuvor, ihre Stimme angespannt.
    »Mutter möchte, dass du umgehend kommst. Wir haben einen Gast.«

    Ich saß ganz allein auf der Veranda. Solche stillen Momente waren mir nur selten vergönnt, und ich wünschte mir sehnsüchtig mehr davon. Ich liebe meine Familie, aber bisweilen braucht ein reflektierender Mensch seine Privatsphäre. Warum beschäftigten sie sich nicht hin und wieder allein?
    Ganz besonders genieße ich jene abendliche Stunde, wenn das Licht die Wüste golden überhaucht und auf dem entfernten Fluss glitzert. An diesem Abend wurde mir dieses Schauspiel durch das unsägliche Automobil vergällt, welches Emerson ständig vor dem Haus stehen lässt, statt es in den Schuppen zu fahren. Ich gewahrte die Kutsche erst, als sie anhielt und ein Mann ausstieg. Eine grässliche Vorahnung raubte mir den Atem. Statt auf mein Telegramm zu reagieren, war er persönlich hergekommen, um mir mitzuteilen … gute Güte, was?
    Der ehrenwerte Algernon Bracegirdle-Boisdragon, besser bekannt als Mr. Smith, strebte zu dem verriegelten Tor, seine dünnen Lippen zu einem Grinsen verzerrt.
    »Verzeihen Sie mein Eindringen, Mrs. Emerson. Ich war schon einmal hier, aber Ihr Butler informierte mich, dass Sie nicht zu Hause seien, und er gestattete mir nicht zu warten.«
    Dieser Mann schreckte nicht einmal vor Gargery zurück! Sein Blick war messerscharf; wenn er grinste, blieb sein hageres Gesicht ohne Regung.
    »Was ist passiert?«, rief ich. »Ist Sethos … Ist er …?«
    »Meine geschätzte Mrs. Emerson! Ich bitte um Vergebung, ich wollte Sie nicht beunruhigen. Ich versichere Ihnen, unser Freund lebt und befindet sich nicht in akuter Gefahr. Seine … ähm … gegenwärtige Situation ist allerdings so komplex, dass ich es für besser hielt, Sie darüber persönlich in Kenntnis zu setzen. Ah, Professor. Schön, Sie wieder zu sehen.«
    Emerson trat an meine Seite. »Was machen Sie denn hier?«, forschte er. »Ist Sethos … Ist er …«
    »Er lebt, Emerson«, sagte ich.
    »So. Potzblitz, wie kommen Sie dann dazu, Mrs. Emerson in Angst und Schrecken zu versetzen? Sie ist kreidebleich und zittert am ganzen Körper. Du trinkst besser einen Whisky, mein Schatz.«
    »Ich versichere dir, Emerson, mir fehlt nichts. Aber dir vielleicht …«
    »Nein, wieso?«, erwiderte Emerson und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, wo der Schweiß in kleinen Rinnsalen austrat.
    »Darf ich hineinkommen und Ihnen alles erklären?« Mr. Smith spähte durch die Türverstrebungen.
    »Dürfen Sie«, knurrte Emerson und öffnete ihm die Tür.
    »Gütiger Himmel«, meinte Mr. Smith gedehnt. »Ich bin da in etwas hineingeraten. Und ich hatte so gehofft, es Ihnen ersparen zu können! Offen gestanden …« Er brach mit einem Zucken seiner schmalen Lippen ab, da die Haustür aufging. Nefret kam, gemeinsam mit Lia und Evelyn, und blieb abrupt stehen, als sie Smith entdeckte.
    »Meine Schwiegertochter kennen Sie bereits«, bemerkte ich. »Und das ist Mrs. Walter Emerson mit ihrer Tochter, Mrs. Todros. Evelyn und Lia, ich darf euch Mr. – äh – Smith vorstellen. Er hat Neuigkeiten von unserem Verwandten. Schluss mit den Förmlichkeiten, Mr. Smith, raus mit der Sprache. Sie müssen die Spannung nicht unnötig verlängern.«
    »Das war gewiss nicht meine Absicht«, erklärte Mr. Smith. »Kurzum, Ihr Verwandter liegt im Krankenhaus. Seine Verletzungen sind nicht lebensgefährlich …«
    »Verletzungen!«, entfuhr es mir. »Was hat er denn gemacht?«
    »Ich weiß es nicht. Ich wusste nicht«, stieß Smith zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »dass er in Jerusalem war. Eigentlich hätte er gar nicht in Jerusalem sein sollen. Vor ein paar Tagen brachte mir irgendein einheimischer Tölpel eine Nachricht von ihm, worin stand, dass er ein kleines Problem habe – so drückte er es aus –, aber schon bald aus dem Krankenhaus entlassen werde und herkomme. Mehr weiß ich nicht, Mrs. Emerson, aber wie ich Sie kenne, hätten Sie mein Büro in Kairo gestürmt, wenn ich nicht umgehend auf Ihr Telegramm reagiert hätte.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte ich, erfreut über das Kompliment, wenn es auch nicht als solches gemeint war.
    »Ach wie schrecklich«, murmelte Evelyn teilnahmsvoll. »Gibt es in Jerusalem denn überhaupt ein vernünftiges Krankenhaus?«
    »Gewiss doch, es wird von französischen Nonnen geführt«, erwiderte Smith. »Er wird hervorragend betreut, das garantiere ich

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