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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gehorchen. Um ihre Arme um seine Schultern zu bringen, musste sie sich weit vorbeugen und dabei das Gleichgewicht halten. Er umschlang ihre Taille und zog sie mit einer Hand von dem Sims in eine zupackende Umarmung. An ihn geklammert wie eine Ertrinkende, gruben sich ihre Nägel in seinen Nacken, und sie verbarg ihr Gesicht an seiner Brust, »Keine Sorge, ich hab dich«, murmelte er. »Halt dich gut fest, wir sind gleich unten.«
    Der Abstieg verlief um einiges zügiger, als ihm lieb war, zumal er es versäumt hatte, Knoten in das Seil zu machen. Gewisse Dinge hatte er schlichtweg übersehen und er wagte gar nicht zu überlegen, was er als Nächstes tun müsste. Unterdessen spürte er den warmen, an ihn geschmiegten Frauenkörper.
    Das zwischen Fesseln und Schenkel geklemmte Seil endete vor dem Dachfirst und er hangelte sich das letzte Stück mit einer schmerzenden Hand an den rauen Fasern weiter, mit der anderen hielt er sie behutsam fest. Schließlich sprang er hinunter.
    Sie hob den Kopf. »Sind wir jetzt da?«
    Er reagierte auf ihre naive Frage, als würde er einem ängstlichen Kind antworten: »Ja. Du warst sehr tapfer. Du kannst mich jetzt loslassen.«
    Er setzte sie ab, zog das Seil hinunter und wickelte es auf. Sie sagte leise: »Warum?«
    »Ist schon in Ordnung«, murmelte er. »Nimm meine Hand. Wir gehen.«
    Widerstrebend folgte sie ihm. Er führte sie, ertastete sich den Weg, bis sie die unbewohnte Villa erreichten. Er zog sie durch den Flur in die verlassene Eingangshalle, die ihm von früher her vertraut war. Sternenlicht sickerte durch die hohen Fenster und den Durchlass, der in den Garten hinausging. Die Räume waren leer, bis auf ein paar verstreute Sitzkissen voller Löcher, aus denen die Füllung quoll. Er spähte in den Garten. Der Teich war ausgetrocknet, die Pflanzen verdorrt.
    »Tut mir Leid, es ist nicht besonders komfortabel«, entschuldigte er sich. »Aber hier sind wir sicher, wenigstens fürs Erste. Komm, setz dich doch, du bist bestimmt müde. Du wirst mit dem Boden vorlieb nehmen müssen; ich denke, in den Kissen hausen die Mäuse.«
    Sie hockte sich auf den Boden. Ramses wühlte in seinem Rucksack. Sie nahm einen Schluck Wasser, lehnte die angebotenen Datteln jedoch ab.
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Du zitterst ja. Hier, leg dir das um.«
    Er reichte ihr den Umhang und setzte sich neben sie.
    Sieh immer die positiven Seiten, hätte seine Mutter jetzt gesagt. Das Positive war, dass er mittlerweile wusste, wie er Tarek finden würde, und dass er Daria befreit hatte, ohne auch nur den kleinsten Hinweis zu hinterlassen, wie sie verschwunden war. Aber das war erst der Anfang. Letztlich würde er sie wohlbehalten von hier fortschaffen müssen.
    Er blickte schuldbewusst zu der kleinen zusammengekauerten Gestalt neben ihm. Sie hatte sich die Kapuze über den Kopf gezogen und sah aus wie ein winziger Mönch.
    »Warum?«, fragte sie erneut.
    »Ich verstehe deine Frage nicht.« Ramses spielte auf Zeit. Er wusste genau, worauf sie abzielte.
    Sie schob die Kapuze zurück. »Warum hast du das gemacht? Warum ich? Sie ist doch diejenige, die du eigentlich befreien wolltest.«
    »Da hab ich mir ehrlich gesagt wenig Hoffnung gemacht, aber ich musste es versuchen. Immerhin bestand eine geringe Chance auf Erfolg. Du hast doch nicht etwa geglaubt, dass wir dich hier lassen würden, hm? Außerdem«, sagte Ramses leise, »wenn ich die Wahl gehabt hätte zwischen ihr und dir, hätte ich mich für dich entschieden. Das ist Nefret auch völlig klar. Für sie ändert sich mit deinem Verschwinden nämlich nichts, aber wenn sie sich in Luft aufgelöst hätte, hätten sie dich unter Umständen –«
    »Gefoltert, um mir ihren Aufenthaltsort abzupressen?«, beendete sie den Satz. Sie klang ziemlich gefasst.
    »Oder damit gedroht, dir etwas anzutun, falls sie nicht aus freien Stücken zurückkehren würde. Denn genau das hätte sie getan.«
    »Ja. Verstehe.« Zitternd zog sie den Umhang fester um die Schultern. »Und was jetzt? Ohne Essen und Wasser können wir hier nicht lange untertauchen.«
    »Stimmt.« Erleichtert, wie realistisch sie die Situation einschätzte, nannte er ihr die nackten Tatsachen: Tareks Verlust der Krone, die Forderungen des Usurpators an die Emersons und ihr Plan, dies zu vereiteln. »Ich muss dich zu Tarek bringen«, schloss er. »Es ist ein langer, beschwerlicher Weg und wir müssen dir entsprechende Kleidung besorgen. Aber das schaff ich schon.«
    »Wie denn? Du bist doch auch auf der

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