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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Flucht.«
    Es gab zwei Möglichkeiten: die Frau in dem RekkitDorf oder die Absprache mit seinen Eltern, dass er eine Nachricht in die wuchernden Ranken legen würde. Seine Mutter fand bestimmt einen Weg, ihm alles Nötige zukommen zu lassen. Leise stöhnend rappelte er sich auf. Die Blessuren von der Kletterpartie machten sich schmerzhaft bemerkbar.
    »Was hast du vor?«, wollte sie wissen.
    »Die Sachen besorgen, die wir brauchen. Ich bin nicht lange weg.« Er öffnete seinen Rucksack. »Da ist noch etwas zu essen und Wasser.«
    Da waren aber auch eine Kerze, Streichhölzer, gefaltete Papierbogen und Stifte sowie eine kleine Flasche Brandy. Er kritzelte eine Notiz auf ein Blatt Papier und stopfte es sich in den Gürtel.
    Die am Boden kauernde Gestalt schien sichtlich in sich zusammenzusinken. »Bitte. Lass mir die Kerze hier.«
    »Also gut. Aber sei vorsichtig, dass sie nicht umfällt und das trockene Laub Feuer fängt.«
    »Wenn du nicht zurückkommst, muss ich hier sterben.«
    »Das sollte mir als Motivation ausreichen«, erwiderte Ramses sarkastisch. »Entschuldige, Daria, war nicht so gemeint … Wenn ich nicht wiederkomme, dann gehst du einfach.«
    Er ließ ihr alles da, außer dem Seil, den Streichhölzern und seinem Messer, fest entschlossen, im Ernstfall davon Gebrauch zu machen. Er hätte nicht zu sagen vermocht, warum er so übellaunig war. War es die Ungewißheit oder diese ständigen Heimlichkeiten und seine fehlende Entschlusskraft?
    Die zweite Alternative schien ihm sicherer, zumal seine Eltern dringend Nachricht von ihm erwarteten. Wenn sie nichts von ihm hörten, würden sie ihn womöglich suchen.
    Ein hell erleuchtetes Fenster – das einzige in einer Reihe von Felsenbehausungen – wies ihm den Weg, als er sich zu der Schlucht durchschlug. Insgeheim dankte er Daoud für das Seil, an dem er sich geräuschlos hinunterließ. In der unebenen Talsenke türmten sich Tonscherben und faulende Essenabfälle; die Bediensteten warfen vermutlich allen Unrat über die hohe Mauer. Während er sich an dem hängenden Rankengewirr zu schaffen machte, bemerkte er es – eine bleiche baumelnde Silhouette wie die eines strangulierten Mannes.
    Das gespenstische Etwas entpuppte sich jedoch als eines seiner Hemden, ordentlich in eine Hose gestopft und festgesteckt, und dazu an den Hosenbeinen angeknotete Stiefel. Nachdem er sich von dem Anblick erholt hatte, entdeckte er die Notiz auf dem Hemdrücken. Es war jedoch zu dunkel, um diese zu entziffern. Er steckte die von ihm verfasste Nachricht in das Dickicht, blickte sehnsüchtig zu dem erleuchteten Fenster und überlegte kurz, ob er nicht zu seinen Eltern hochrufen sollte. Aber aufgrund seines angekratzten Selbstbewusstseins wagte er das nicht, immerhin hatte er in seinem kurzen Leben schon eine ganze Menge Fehler gemacht. War das jetzt wieder einer? Hatte er das Richtige getan oder alles nur verschlimmert?
    Auf dem Rückweg hätte es um ein Haar Probleme gegeben; einer der Wärter, die den Eingang zum Friedhof bewachten, war aufgewacht und gähnte und streckte sich. Ramses tastete nach seinem Messer, wartete jedoch ab, reglos hinter einem Pylon verborgen. Es mussten mindestens zwei Wachen sein, wie das leise Schnarchen signalisierte. Ein schlurfender Schritt und alles war wach.
    Schließlich legte sich der andere wieder hin. Seine gleichmäßigen Atemzüge signalisierten Ramses nach einer Weile, dass er wieder eingeschlafen war. Der junge Emerson schlich sich weiter zu der Villa, entzündete ein Streichholz und las die Notiz. Er erkannte die schwungvolle Handschrift seiner Mutter und schmunzelte, da sie mit Bleistift statt mit Füllfederhalter geschrieben hatte. Warum sollte sie auch ein völlig intaktes Hemd ruinieren?
    Uns bleiben noch vier Tage. Müssen alle fliehen und zu Tarek gelangen. Kein Krieg!
    Dahinter der Zusatz:
    Captain Moroney ist hier. Beteuert, es ist nicht sein Knopf. Schätze, MacFerguson ist auch hier.
    Ramses kannte Moroney, aber wer zum Henker war MacFerguson?
    Noch vier Tage. Kein Krieg. Sie dachte in die gleiche Richtung wie er, was gut war. Aber wir »müssen alle fliehen«? Sie hätte ruhig etwas genauer sein können.
    Die perlmuttfarbene Morgendämmerung hüllte die Eingangshalle in blassen Lichtschein. Zunächst konnte er sie nicht ausmachen und sein Herzschlag setzte aus. Dann glitt sie hinter einer Säule hervor. »Die Kerze ist ausgegangen«, wisperte sie bestürzt. »Es war so dunkel und ich hörte Geräusche … Ich hatte Angst, sie

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