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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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pausenlos den Hausmädchen nachstellte.) Na ja, was hätte er auch großartig machen sollen? Er durfte das Grundstück nicht verlassen und die Bibliothek interessierte ihn wahrlich nicht. Die Männer vom Heiligen Berg waren grandiose Bogenschützen, doch weigerte er sich entschieden, diesem Sport nachzugehen, da wir angeblich keinen vernünftigen Bogen für ihn hatten. Gelegentlich kämpfte Ramses widerstrebend mit ihm, war dabei aber ziemlich ruppig. Als Merasen sich nach einer solchen Rangelei binnen einer halben Minute am Boden krümmte und nach Luft japste, schritt Nefret schlichtend ein. »Er hat angefangen«, lautete Ramses’ knappe Reaktion. Das Verhältnis zwischen ihm und unserer Adoptivtochter blieb angespannt, aber immerhin hatte sie keine Einwände, als Emerson mit dem Jungen nach London fuhr, wo er ihn auf einen Dampfer nach Port Said verfrachtete. Wegen der langen Reise vom Sudan nach Kairo und dann nach England waren Merasen Land und Sprache vertraut und er versicherte uns, er hätte unterwegs viele Freunde gefunden. (Aus seinem selbstgefälligen Schmunzeln schloss ich, dass es sich dabei in erster Linie um Damenbekanntschaften handelte.)
    »Macht ihm anscheinend wenig aus, dass wir noch hier bleiben«, folgerte Ramses, nachdem wir uns von dem Jungen verabschiedet hatten. »Eigentlich hätte er doch darauf drängen müssen, dass wir ihn begleiten.«
    »Wieso bist du bei ihm pausenlos skeptisch?«, wollte Nefret wissen. »Wir haben versprochen, schnellstmöglich nachzukommen, und er weiß doch, dass wir zu unserem Wort stehen.«
    Seine Miene unergründlich, zuckte Ramses die Schultern. Als Nefret das Thema vertiefen wollte, wandte ich hastig ein: »Genau wie sein Volk glaubt er an die Macht des Schicksals – was wir diesmal übrigens auch tun sollten. Passiert ist eben passiert. Wir können die Uhr nicht zurückdrehen. Nefret, hast du eine Ahnung, um was für eine mysteriöse Krankheit es sich da handeln könnte?«
    Jetzt zuckte Nefret die Schultern. »Merasen war keine große Hilfe, als er mir die Symptome beschreiben sollte. Vielleicht handelt es sich um Malaria oder um eine andere, bislang unbekannte Tropenkrankheit.«
    »Worüber habt ihr beide euch denn so unterhalten?«, erkundigte ich mich, denn das ließ mir keine Ruhe.
    »Ach, über alles Mögliche.« Sie mied meinen Blick. »Er interessiert sich brennend für England.«
    »Und ich«, versetzte Ramses, »interessiere mich brennend für den Heiligen Berg. In den letzten zehn Jahren ist dort sicher eine ganze Menge passiert, aber ich konnte ihm keine präzisen Informationen entlocken. Hattest du mehr Glück?«
    »So viel hat sich dort auch nicht verändert«, erwiderte Nefret irgendwie patzig.
    »Das mag ich so nicht glauben«, widersprach Ramses mit hochgezogenen Brauen. »Bei unserem überstürzten Aufbruch hatte Tarek noch längst nicht alle Gegner überwältigt. Sein Bruder Nastasen war tot, aber von Forthright, deinem abtrünnigen Cousin, fehlte jede Spur, genau wie von dem alten Hohepriester des Amun, der Nastasen unterstützt hatte.«
    »Das habe ich Merasen auch gefragt«, erklärte ich. »Er beteuerte, von einem Reggie Forthright hätte er noch nie gehört.«
    »Ist doch ganz logisch, oder?«, versetzte Nefret. »Damals war Merasen erst sieben oder acht Jahre alt. Vermutlich wurde Reggie von Tarek geschnappt und getötet, wie er es verdient hatte. Der Hohepriester des Amun bestimmt auch; immerhin war er der Anführer der Rebellen.«
    »Und was ist mit den gesellschaftlichen Veränderungen?«, bohrte Ramses. »Tarek beabsichtigte, die Lebensumstände der Rekkit zu verbessern, die bis dahin wie Sklaven gehalten wurden. Merasen hatte keine Ahnung, als ich ihn danach fragte.«
    »Meines Erachtens interessiert er sich nicht besonders für Sozialreformen«, bemerkte ich. »Mag sein, dass die Veränderungen, die Tarek durchsetzen wollte, an den Traditionen scheiterten. Wenn Emersons Behauptung stimmt, dass die Rekkit die ursprünglichen Bewohner des Heiligen Berges waren, dann waren sie seit den ersten Einwandererströmen aus Ägypten zu einem Sklavendasein verurteilt. Es wirft ein trauriges Licht auf die Menschheit, dass die Starken nicht die Schwachen beschützen, sondern eher noch–«
    »Du sagst es, Mutter«, schaltete sich Ramses ein.
    Ich griff seinen Wink auf. »Wie dem auch sei, wir werden es ja erfahren, wenn wir dort ankommen.«
    »Falls wir je dort ankommen«, seufzte Ramses.

    Mein Ehemann kehrte mit der Nachricht aus London

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