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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nicht wahr? Komm, wir gehen die Fragen der Reihe nach durch.«
    Ich fischte ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Jackentasche und Ramses’ ernstes Gesicht entspannte zu einem Lächeln. »Eine deiner berühmten Listen?«
    »Erraten.« Ich faltete den Bogen auseinander und räusperte mich. »Erinnerst du dich noch an Merasen – von unserem ersten Besuch in der Vergessenen Oase, meine ich?«
    Die Frage traf Ramses keineswegs überraschend. »Nein. Andererseits war er da noch ein Kind, der Sohn einer Nebenfrau des Monarchen, und wir haben nicht alle Mitglieder der Königsfamilie kennen gelernt. Aufgrund der dort praktizierten Polygamie war die sicher riesig.«
    »Stimmt. Die Kriterien, die dein Vater neulich abends anführte, deuten darauf hin, dass er vom Heiligen Berg kommt. Die nächste Frage ist – wie konnte er ohne Landkarte den Weg durch die Wüste finden?«
    »Diese Frage hat er quasi selbst beantwortet. Erinnerst du dich noch an die Oase, eine siebentägige Reise vom Heiligen Berg entfernt und die einzige Wasserstelle auf dieser kargen Route? Tarek hat dort eine Garnison, die nach Fremden Ausschau hält. Sobald Merasen und seine Begleiter dort waren, mussten sie nur noch nach Osten reiten, Richtung Sonnenaufgang. Früher oder später wären sie auf den Nil gestoßen. Den konnten sie kaum verfehlen.«
    »Und er ging davon aus, dass wir ihn auf der Rückreise begleiten würden«, überlegte ich laut. »Eine recht riskante Annahme. Tarek wusste zwar, dass wir eine Kopie der Landkarte besitzen, aber die hätten wir ja auch verlieren oder vernichten können.«
    »Vermutlich hätte Tarek in seiner Verzweiflung alles versucht.« Die Hände hinter dem Rücken stapfte Ramses gedankenvoll im Zimmer auf und ab. »Die Geschichte dieses unseligen Jungen klingt jedenfalls plausibel und wir müssen unbedingt reagieren. Ich plädiere allerdings dafür, dass wir auf Nummer Sicher gehen. Je weniger Leute davon erfahren, umso besser. Das schließt David mit ein.«
    »Du bist dagegen, dass er uns begleitet?«
    An den Schreibtisch gelehnt, raufte Ramses sich die Haare. »Mir wäre es am liebsten, wenn außer Vater und mir niemand reiste. Reg dich nicht auf, Mutter, mir ist durchaus bewusst, dass du nicht hier bleiben willst. Und Nefret auch nicht. Aber David weiß bislang noch nichts von der Sache. Er würde natürlich bedenkenlos mitkommen, aber er ist jung verliebt und frisch verlobt, und wenn Lia davon Wind bekäme, würde sie durchdrehen. Unsere normalen Exkavationen sind schon kritisch genug, auch ohne dass wir das Abenteuer suchen. Was wir … in den meisten Fällen ja auch nicht tun.«
    »Weiß David von der Vergessenen Oase?«
    »Von mir nicht. Aber Onkel Walter und Tante Evelyn wissen davon.«
    »Das ließ sich nicht vermeiden.« Ich seufzte. »Dein Onkel Walter ist Philologe; als Nefret sich in der Sprache des Heiligen Bergs artikulierte, erkannte er sofort die Verwandtschaft zum Altägyptischen, und Evelyn schöpfte Verdacht wegen Nefrets gelegentlich – ähm – eigenwilliger Verhaltensweisen. Da schien es mir am klügsten, sie in die Geschichte einzuweihen, unter dem Siegel der Verschwiegenheit natürlich. Meines Wissens haben sie das Thema nie wieder angeschnitten. Und wie willst du David am Mitkommen hindern, wo er uns doch sonst immer begleitet?«
    »Wusstest du, dass der Londoner Verleger Constable mit der Bitte an ihn herangetreten ist, für den Verlag ein Sachbuch über Ägypten zu illustrieren?«
    »Tatsächlich? Das ist mir neu.«
    »Mir hat er es vor seiner Abreise nach Yorkshire erzählt. Er hatte Bedenken, dass ich ihm zusetze, bis er den Auftrag annimmt, und stattdessen meine eigenen Pläne auf Eis lege, damit Vater nicht noch mehr Leute verliert.«
    »Du hast Recht. Emerson würde das vermutlich nicht gut aufnehmen.« Ich nickte bekräftigend. »Hmmm. Ich glaube, in diesem Fall hast du die bestechende Lösung. Es wäre die Gelegenheit für David, auf eigenen Füßen zu stehen und sich einen Ruf als ausgezeichneter Wissenschaftler aufzubauen. Das hieße aber auch, dass wir unsere wahren Motive verschleiern müssten.«
    »Das müssen wir so oder so.« Die Kätzchen kugelten sich spielerisch kämpfend über den Teppich; eines quiekte herzzerreißend, worauf Ramses die kleinen Raufbolde trennte. »Als wir 1898 zurückkehrten, einigten wir uns darauf, die Existenz der Vergessenen Oase der Öffentlichkeit zu verschweigen. Es gab natürlich einige Leute, die sich auf Willy Forths Theorie über eine

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