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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zurück, dass er Merasen auf den Weg gebracht habe und dass der Junge sich auf die Reise freue.
    »An Selbstbewusstsein mangelt es ihm jedenfalls nicht«, lautete Emersons Kommentar. »Bevor ich ihn an Bord brachte, waren wir noch im Museum, und er –«
    »Um Himmels willen, Emerson, wie konntest du nur!«, rief ich. »Ich dachte, wir wollten ihn von Menschen fern halten, die Vermutungen über seine Herkunft anstellen könnten?«
    »Och«, erwiderte Emerson ungerührt, »das war halb so wild, Peabody. Der Einzige, dem wir begegnet sind, war Budge und der kann einen Bischarin nicht von einem Beduinen unterscheiden.«
    »Das ist schlichtweg Unsinn, Emerson. Budge mag seine Stellung als Kustos der Ägyptischen und Assyrischen Abteilung der Tatsache verdanken, dass er mit zwielichtigen Methoden Artefakte für das Museum organisiert, aber er war häufig in Ägypten und im Sudan. Hat er sich denn nicht nach Merasen erkundigt? Wieso wart ihr überhaupt dort?«
    »Ich wollte dem Jungen bloß ein paar Objekte zeigen und seine Meinung dazu hören«, verteidigte sich Emerson. »Budge war mal wieder die Arroganz in Person. Er hat Merasen völlig ignoriert.«
    »Ach ja? Was hat Mr Budge denn im Einzelnen gesagt?«
    »Öh. Na ja, weißt du, wir waren zufällig in der Abteilung für meroitische Kulturen und Budge … ähm.«
    »Erkundigte sich höflich, wo du dieses Jahr zu arbeiten gedenkst!?«
    Emerson lässt sich nicht übertölpeln. Mein vorwurfsvoller Ton führte lediglich dazu, dass er durchtrieben feixte. »Himmel nochmal, Peabody. Du hast doch ausdrücklich von mir verlangt, dass ich offen über unsere Pläne Auskunft gebe.«
    »Wie dem auch sei«, versetzte ich, »David kommt morgen zurück und wir müssen uns unbedingt vorher noch zusammensetzen. Ich schlage vor, wir treffen uns in einer halben Stunde in der Bibliothek.«

    Wir hatten uns bereits dort eingefunden, als Emerson in zerknitterter Arbeitskleidung zu uns stieß. Er warf mir einen gereizten Blick zu, zumal ich an seinem Schreibtisch thronte, sämtliche Unterlagen vor mir ausgebreitet, und steuerte unversehens zu der Anrichte mit den Karaffen.
    »Whisky-Soda, Peabody?«, knurrte er.
    »Dafür ist es noch ein bisschen früh, Emerson.«
    »Nein, ist es nicht, Peabody. Hier, trink. Ich gebe zu«, fuhr mein Angetrauter fort, während er sich in einem gemütlichen Polstersessel neben der Büste des Sokrates niederließ, »dass es riskant war, Merasen mit ins Britische Museum zu nehmen. Meine berufliche Neugier hat mich dazu verleitet.«
    »Ich habe mir ernsthaft überlegt«, bemerkte Ramses, »ob wir uns über die Konsequenzen dieser Reise auch wirklich im Klaren sind.«
    »Jetzt wirst du zweifellos für Erhellung sorgen«, versetzte ich.
    »Unterbrich den Jungen nicht dauernd.« Emerson kramte seine Pfeife heraus. »Ramses, du hast das Wort.«
    »Danke, Vater. Also gut, ich bin zu dem Schluss gelangt, dass diese Expedition das Ende der Isolation des Heiligen Bergs bedeutet – wenigstens ansatzweise. Irgendwann wäre das sowieso passiert. Die unbekannten Oasen in der westlichen Wüste waren von jeher reizvoll und in letzter Zeit scheint das Interesse daran wieder aufzuleben. Im Journal of the Royal Geographical Society stand letzten Monat ein Bericht über das ZerzuraProblem.«
    »Aber das mit der verschollenen Stadt Zerzura ist eine Legende«, warf ich ein. »Ich hab darüber in dem Buch der verborgenen Perlen gelesen, einer Märchensammlung, wenn du so willst.«
    »Legende hin oder her, Mutter. Die Burschen von der Royal Geographical Society glauben nicht an Märchen, wohl aber an die Existenz unentdeckter Oasen in der libyschen Wüste. In wenigen Jahren, wenn die Technologie weiter fortgeschritten ist, wird man die Wüste motorisiert erforschen können und damit einen weit größeren Aktionsradius haben. Was unsere Reise angeht – für Tarek würde ich einiges in Kauf nehmen, aber auf gar keinen Fall das Risiko einer großangelegten Expedition. Es ist zwingend erforderlich, dass wir unsere Mission im Vorfeld verschleiern, um uns Sensationsgeier und Schatzjäger vom Hals zu halten. Wenn wir jedoch heil dorthin und wieder zurückgelangen, werden die von uns angeheuerten Begleiter Gerüchte streuen. Wir können diese Männer schwerlich alle umbringen.« Die Hände in den Hosentaschen, straffte er die Schultern, blickte erwartungsvoll von mir zu Nefret, die unschlüssig an ihrer Unterlippe nagte, und dann zu seinem Vater, der genüsslich seine Pfeife paffte.

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