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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hier vor zweitausend Jahren sogar Wasser gegeben hatte, wenn darauf auch nichts mehr hindeutete.
    Die Tatsache, dass in der Nacht nichts »Ungewöhnliches« passiert war, hatte das Selbstbewusstsein unserer Kameltreiber sichtlich gestärkt. Ich hörte sogar, wie einer tönte: »Der Vater der Flüche und die Sitt Hakim wissen, wie man Dämonen verscheucht, und wenn Angreifer kommen, können wir uns hinter den Ruinen verstecken.«
    Auch eine Sichtweise.
    Lachend und singend bauten sie die Zelte auf und kümmerten sich um die Kamele. Wie nicht anders zu erwarten, warf Emerson achtlos sein Jackett in den Zelteingang und fing in den Steinhaufen an zu buddeln wie ein Hund nach einem Knochen. Ramses trabte nervös auf und ab, Selim und ich kochten Tee.
    »Vater«, rief unser Sohn plötzlich. »Kannst du mal kurz kommen?«
    »Was ist denn?«, fragte ich alarmiert. »Meine Güte, doch nicht wieder die Tebu, oder?«
    »Nein, nein«, beschwichtigte Ramses. »Aber irgendwas ist da hinten. Ich kann es nicht richtig erkennen, die Sonne blendet zu sehr. Vater?«
    Emersons Blick folgte Ramses’ ausgestrecktem Arm. »Irgendein Tier.«
    »Ja Sir«, erwiderte Ramses nachsichtig.
    »Potztausend, deine Augen sind besser als meine. Wenn du es schon nicht erkennen kannst, wieso dann ich? Es bewegt sich nicht besonders schnell. Eine Gazelle vielleicht?«
    »Hier draußen?«
    »Nehmt doch den Feldstecher zu Hilfe«, schlug ich vor.
    »Was? Ach so«, sagte Emerson. »Wo ist der denn?«
    »Vermutlich da, wo du ihn hingelegt hast. Mach dir keine Mühe, ich hol ihn ja schon.«
    Ich ging zurück ins Zelt, wo ich Emersons Fernglas unter der hingeworfenen Jacke und seinem Tropenhelm entdeckte. Als ich wieder herauskam, diskutierten die Männer angeregt. Nach ihrer Einschätzung war das Tier ein Kamel, gleichwohl konnten sie den Reiter nicht identifizieren.
    »Sieht komisch aus«, meinte Selim leicht verunsichert. »Überhaupt nicht wie ein Mensch. Als … als hätte es zwei Köpfe.«
    Männer, dachte ich bei mir. Ich schaute durch das Fernglas und fokussierte. Das Tier war tatsächlich ein Kamel. Ich entdeckte auch zwei Köpfe, was nicht weiter verwunderte bei zwei Personen auf einem Reittier. Eine erkannte ich auf Anhieb: Mr Newbold, den Großwildjäger, der momentan alles andere als großartig anmutete. Mit einem Arm umschlang er jemanden, der schlaff an seiner Schulter lehnte. Das Gesicht war zwar verdeckt, trotzdem schwante mir, um wen es sich handelte.
6. Kapitel
Aus Manuskript H
    Am Osthimmel ging zaghaft die Sonne auf und erhellte die beiden dunklen Säulenfragmente – den ersten Orientierungspunkt auf ihrer Karte.
    Sein Vater wollte bestimmt, dass er ihm tagsüber bei der Erkundung dieser verfallenen Ruine half. Ramses ging auf und ab, dehnte seine steifen Glieder und versuchte, nicht an Nefret zu denken. Emerson schien offenbar überzeugt, dass sich sein alter Bekannter mit dem »Bestechungsgeld« zufrieden gab, sein Sohn war sich da nicht so sicher. Er fixierte unablässig den östlichen Horizont und hoffte inständig darauf, nur ja keine bedrohliche Sandwolke zu erspähen. Was er schließlich sah, war weniger bedrohlich als befremdlich. Das Tier konnte nur ein Kamel sein, aber was machte ein Kamel allein in der Wüste?
    Die überraschende Identifikation durch seine Mutter ließ alle aufhorchen. »Er wirkt schwer erschöpft«, setzte sie mit erhobener Stimme hinzu, um Emersons Fluchen zu übertönen. »Und er hält jemanden vor sich im Sattel umschlungen. Besagte Person scheint ohnmächtig oder … Ach du meine Güte.«
    Kurz entschlossen lief sie los. Nefret schloss sich ihr an. Geistesgegenwärtig stellte Emerson sich ihnen mit ausgebreiteten Armen in den Weg. »Ihr bleibt hier, alle beide. Wo zum Teufel hab ich bloß mein … Gib mir deins, Selim, und halt die Frauen zurück!« Er riss Selim die Flinte aus der Hand und stapfte in Richtung des herannahenden Reiters.
    Ramses folgte ihm mit einigem Abstand. Er war bewaffnet, zog den Revolver jedoch nicht. Newbold würde sich mit einem tobenden Emerson nicht anlegen. Zudem hatte er beide Arme um das zusammengesackte Mädchen gelegt, deren Kopf an seiner Schulter ruhte.
    »Was zum Teufel machen Sie hier?«, wollte Emerson wissen.
    »Ihnen folgen, was sonst?« Newbolds ausgemergeltes Gesicht verzog sich zu einem schwachen Grinsen. »Bin in Schwierigkeiten geraten. In letzter Sekunde entkommen. Kein Wasser. Bitte …«
    Der Professor nickte seinem Sohn zu und Ramses fing spontan das

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