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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Stöckchen abstrakte Muster in den Sand zeichnete, sah auf. »Gut möglich, dass er gar nicht mehr mit uns rechnet. Merasen brauchte doch nur – « Auf Emersons warnende Geste hin brach er abrupt ab. Newbold war nicht Teil unserer Gruppe – das hatten wir ihm klar gemacht –, aber er saß ganz in der Nähe und belauschte unser Gespräch. Wir hatten ihm nichts über unser Ziel oder die Beweggründe unserer Expedition erzählt, nur dass wir ihn in ein paar Tagen in der Obhut der Oasenbewohner zurücklassen würden. Trotzdem gab er nicht auf. Da er bei Selim und Daoud nicht landen konnte, versuchte er, die Treiber auszuhorchen, die allerdings noch weniger wussten als er.

    Das Terrain wurde zunehmend rauer und felsiger, das Gehen mühsamer, und die Männer beklagten sich über schmerzende Füße. Ihre offenen Sandalen waren für solche Märsche ungeeignet. Eines Morgens, als die Treiber die Kamele abluden, trat Zerwali der Beduine zu Emerson. Nach dem förmlichen Begrüßungsritual erkundigte er sich, wie weit Emerson noch zu ziehen gedenke.
    »Ich habe euch für dreißig Tagesritte angeheuert«, half Emerson ihm auf die Sprünge. »Wir sind erst sieben Tage unterwegs.«
    »Aber du hast uns nicht gesagt, wohin wir ziehen. Das hier ist Neuland für mich. Wir kommen nicht von hier.«
    »Stell dich nicht so an. Bislang sind wir nur einer einzigen Gruppe von Plünderern begegnet«, betonte Emerson. »Und die haben sich aus dem Staub gemacht, sobald sie mich erkannten.«
    »Das waren keine gewöhnlichen Plünderer.« Er stockte, nicht gewillt einzulenken, und fuhr dann fort: »Vor vielen Jahren erfuhren die jungen Männer in unserem Volk von einer reichen Oase im Westen. Sie brachen auf, um diese zu finden, und kehrten nie zurück. Andere folgten ihnen. Keiner kam zurück. Und es gibt Legenden –«
    »Ah ja, das Übliche. Was denn für Legenden, Zerwali?«
    »Von brennenden Bergen und Ascheregen, oh Vater der Flüche. Von baumlangen Männern – wenn es überhaupt Männer und keine Dämonen sind –, deren Pfeile niemals ihr Ziel verfehlen und die den schnellsten Hengst einholen.«
    »Hmmm.« Emerson strich über seinen mittlerweile wild wuchernden Bart. »Zerwali, ich gebe dir mein Wort, dass ich euch niemals solchen Gefahren aussetzen würde. Sag jetzt nicht, dass du dich fürchtest – ausgerechnet du, der den Nubiern Feigheit vorwirft?«
    Zerwali warf ihm einen bitterbösen Blick zu und verschwand kommentarlos.
    Bislang hatten wir enormes Glück gehabt. Wir hatten keinen einzigen Mann und kein Kamel verloren und das Wasser würde trotz des kleinen Malheurs reichen, wenn es auch ekelhaft fade schmeckte.
    Am frühen Abend des Folgetages passierten wir einen grotesken Haufen aus Haut und gebleichten Knochen. »Könnte das unser letztes Kamel sein?«, fragte ich Emerson, der neben mir ging. »Wenn ich mich recht entsinne, haben wir die Stelle erreicht, wo es damals zusammenbrach.«
    »Möglich«, brummte Emerson desinteressiert. »Nicht dass ich mich … He Peabody, wo zum Teufel willst du denn hin?«
    Er folgte mir unlustig. Ich stand vor den kläglichen Überresten und dachte wieder an den grässlichen Tag zurück, als unser letztes Kamel das Zeitliche gesegnet hatte, Kilometer entfernt von der nächsten Wasserstelle. Ich erinnerte mich aber auch an den mutigen, loyalen Tarek, der nie von unserer Seite gewichen war und dem wir letztlich unsere Rettung verdankten; an Ramses, der als Zehnjähriger unverdrossen durch den Sand gestapft war, und an Emerson, den tapfersten aller Männer …
    »Willst du jetzt etwa ein Gebet sprechen?«, fragte der tapferste aller Männer jetzt fassungslos.
    Ich verzieh ihm den kleinen Scherz – falls es ein Scherz war.
    Er überredete mich, eine Weile zu reiten, also übernahm ich sein Kamel, während er elanvoll mit dem Wüstenschiff Schritt hielt. Ich wollte ihn eigentlich fragen, wie weit es noch sei, aber er wirkte so in sich versunken, dass ich es mir selbst ausrechnete. Das letzte Kamel war seinerzeit etwa einen Tagesritt vor der ersten Oase verendet, jedoch kamen wir nur langsam voran mit einem kleinen Jungen, noch dazu hatte ich hohes Fieber, vom Wassermangel ganz zu schweigen. Als wir in jener Nacht Rast machten, kalkulierte Emerson zwei Tage bis zur Oase ein.
    Darauf hatte Kemit entgegnet: »Ein trainierter Läufer braucht nur einen halben Tag.« Am nächsten Morgen war er verschwunden. Wir zogen selbstverständlich weiter, waren aber nicht weit gekommen, als Emerson die Kräfte

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