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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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förmlich hören, wie er abzählte. Ein Dutzend bewaffnete Männer – plus Daoud, der Kemal nicht aus den Augen ließ und ihn vermutlich mit bloßen Händen erwürgt hätte. »So«, sagte er. »Bleibt uns nur, unsere Freundschaft mit einem Geschenk zu besiegeln.«
    Nach einer weiteren Diskussion und der Herausgabe einer schweren Ledertasche begleitete Emerson seinen lieben alten Freund zu dessen Kamel, worauf Nefret und ich aus unserem Versteck herausschlüpften.
    Emerson kam zurück, seine Miene sichtlich angespannt.
    »Und?«, hob ich an. »Ich hab zwar nicht alles verstanden, weil ihr so schnell geredet habt, trotzdem kann ich mich dem Eindruck nicht verschließen, dass du ihm den Großteil unserer Reisekasse ausgehändigt hast. Wovon willst du die Kameltreiber bezahlen? Sollen wir nicht lieber weiterreiten, statt bis zum Abend zu warten? Wieso hast du nicht darauf beharrt, dass er dir seinen Auftraggeber nennt? Und woher weißt du, dass er nicht noch mehr Geld will?«
    Emerson setzte sich, lehnte den Rücken an ein Kamel und nahm seine Pfeife heraus. »Wenn du die Güte haben würdest, mal kurz die Luft anzuhalten, erkläre ich dir die subtileren Facetten unserer Begegnung.«
    »Wenn du mich fragst, ich konnte daran nichts Subtiles erkennen. Was er wollte, ist doch klar: Er sollte uns angreifen und ausrauben, wenn nicht Schlimmeres; als Lohn für seine Mühen hätte er dann Geld, moderne Waffen, Kamele – und Nefret bekommen.«
    »Und dich«, setzte Emerson hinzu. »Er sagte ›Schätze‹.«
    »Hahaha«, giftete ich. »Nimm mich nicht auch noch hoch, Emerson. Dein Humor ist mir momentan unerträglich. Er hätte bestimmt nicht viel bekommen für eine – ähm – reifere Dame wie mich.«
    »Da bist du völlig auf dem Holzweg, mein Schatz. Es gibt einen gewissen Herrn, der alles für dich hergäbe, sein gesamtes Vermögen, sein Leben und seine zweifelhafte Ehre.«
    In seinen saphirblauen Tiefen lag so viel Zärtlichkeit, dass mein Ärger verrauschte und ich ihm alles verzieh.
    »Und andere«, stellte Ramses sachlich fest. »Kemals Ziel waren Raub und Entführung, aber er hätte auch vor ein paar Morden nicht Halt gemacht. Er hätte uns gefangen genommen und Lösegeld kassiert. Die überlebenden Treiber wären ohne Kamele oder Wasser hier zurückgeblieben. Einige wenige hätten es vielleicht bis zum Fluss geschafft.«
    »Vielleicht«, warf Nefret ein. »Der Mann ist absolut gewissenlos.«
    »Aber nicht doch«, erwiderte Emerson, genüsslich paffend. »Er hat bloß eine völlig andere Auffassung von Moral als wir. Ich kann nur hoffen, dass er bei uns eine Ausnahme macht und zu seinem Wort steht. Immerhin hat er großen Respekt vor deiner Treffsicherheit, Ramses. Es war ein großes Kompliment, dir die Blutsbrüderschaft anzubieten.«
    »Es war in der Tat ein Zufallstreffer«, sagte Ramses tonlos. »Das nächste Mal, das heißt, wenn es ein nächstes Mal geben sollte, jage ich ihm die Kugel mitten in die Brust.«
    »Hör auf, das ist ja widerlich«, entfuhr es Nefret. »Nicht halb so widerlich wie das, was er vermutlich mit dir machen würde, wenn du ihm in die Hände fielest«, gab Ramses zurück. »Du bist hier nicht im schönen alten England, Nefret, oder in Ägypten, wo deine Person unter Schutz steht.«
    »Na, nun zankt euch doch nicht«, brummelte Emerson. »Es wird kein nächstes Mal geben. Er durfte den Namen seines Auftraggebers zwar nicht nennen, dennoch machte er ein paar Andeutungen. Es war Mahmud Dinar, der Gouverneur von Darfur, davon bin ich überzeugt. Wir wären ihm überstellt worden, aber er hätte bestimmt kein Lösegeld für uns verlangt. Ich glaube, er ist hinter Merasens Gold her, beziehungsweise dem Fundort.«
    »Demzufolge hätte er uns danach ausgefragt«, murmelte Nefret. »Mithilfe der Folter?«
    »Oh ja«, sagte Emerson ohne Umschweife. »Und dann hätten wir es ihm erzählt.« Sein Blick glitt von Nefrets kreidebleichem Gesicht zu Ramses, der mit gesenktem Kopf dasaß und auf seine gefalteten Hände starrte. »Du musst dich bei Ramses entschuldigen, Nefret. Er wollte dich nicht provozieren, es war die Wahrheit.«

    Nachdem ich die Schnitte auf ihren Handflächen desinfiziert und verbunden hatte, ordnete Emerson an, dass alle in ihre Zelte gehen sollten. Obwohl er seinem Banditenfreund angeblich traute, richtete er einen Wachdienst ein und übernahm die erste Schicht. Nefret, die sehr einsilbig geworden war, verschwand kommentarlos in ihrem Zelt. Ich beschloss, in nächster Zeit ein

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