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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nervös.
    »Irgendwas liegt da im Argen«, bemerkte Ramses.
    »Scheint mir auch so«, antwortete ich milde besorgt. Amenislo hinzuhalten, war mir eine innere Genugtuung gewesen, aber wenn nun in der Zwischenzeit irgendetwas schief gelaufen war – für uns wohlgemerkt? Womöglich hatten sie Tarek geschnappt! Oder es war irgendetwas mit Nefret?!
    »Kannst du vielleicht ein bisschen schneller gehen, Emerson?«, drängte ich.
    Der kleine Thronsaal war menschenleer – weit und breit keine Wachen. Amenislo winkte uns hastig weiter. Nachdem wir eine Reihe von Kammern und Gängen passiert hatten, hörte ich ein eigenartiges Geräusch – ein Brummen wie in einem Wespennest. Es schwoll an, bis wir den Raum betraten, wo der Monarch uns schon erwartete.
    Er war nicht allein. Merasen war dort, aber auch andere hochrangige Personen sowie einige Priester in ihren schneeweißen, gefältelten Gewändern. Zekare stand vor einem bogenförmigen Durchlass – einer geöffneten Fensterflucht mit halbhoher Brüstung. Statt formeller Robe trug er ein langärmliges Hemd und einen kurzen Rock, beides bunt und kunstvoll bestickt. Ein Schwert steckte in einer Scheide an seinem Gürtel.
    Amenislo fiel vor ihm nieder. Der König ignorierte ihn wie einen lästigen Käfer. Stattdessen winkte er uns vor.
    Die Öffnung erinnerte mich an das Fenster der Erscheinung in den ägyptischen Palästen, wo der König sich seinen Anhängern präsentierte und die Getreuen mit einem goldenen Kragen belohnte. Zekare trat beiseite, als wir näher kamen.
    Unterhalb der Balustrade befand sich ein gefliester Hof oder Platz, in den die Hauptallee mündete. So weit das Auge reichte, waren Platz und Allee von Menschen gesäumt – Männer, Frauen und Kinder und auch die schmächtigen, dunkelhäutigen Rekkit. Hoch gereckte Hände schwangen Steine und angespitzte Stöcke, der Lärm war ohrenbetäubend. Was sie riefen, war unverständlich, vom Klang her aber zweifellos feindselig. Die Menge wogte nach vorn und zurück, kam aber nicht näher, und das aus gutem Grund: Unter dem Fenster stand ein kampfbereites Bataillon von Soldaten mit Speeren und Pfeilen.
    Bei unserem Erscheinen wurde es schlagartig still. Ein Meer von Gesichtern starrte zu uns hinauf. (Eine zugegeben triviale, aber veranschaulichende Metapher.) Durch die Stille rollte der Bariton des Monarchen.
    »Sie sind gekommen, die Einzigartigen, wie ich es versprach. Und jetzt geht nach Hause.«
    Niemand rührte sich. Der König biss sich nervös auf die Lippe. »Sprecht zu ihnen«, befahl er. »Sagt ihnen, dass ihr in Freundschaft zu mir gekommen seid. Sagt ihnen, sie sollen sich –«
    »Zerstreuen«, murmelte Ramses, bevor ich mich einschalten konnte.
    »Einen feuchten Kehricht werde ich tun«, wetterte Emerson. »Grundgütiger, die Nachricht von unserer Ankunft hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet.«
    »Vater, wir müssen tun, was er sagt«, drängte Ramses. »Sonst haben wir ein blutiges Massaker zu verantworten. Da unten sind Frauen und Kinder.«
    »Ach verflucht«, murrte Emerson leicht betreten. »Du hast natürlich Recht, mein Junge. Sprich du zu ihnen. Ich würde bloß kläglich herumstottern, zumal mein Wortschatz begrenzt ist.«
    Unser Sohn lehnte sich über den breiten Sims und hob die Hände. Sämtliche Blicke waren auf ihn gerichtet. Es schien, als hielte die riesige Menschenmenge den Atem an.
    Ich verstand zwar nicht jedes Wort, aber das Wesentliche begriff ich. Er sei der Bruder der Dämonen – er deutete auf die abstruse Figur auf dem Pylon und alle drehten die Köpfe zu der Säule und dann wieder zu ihm. Er sei mit den anderen Einzigartigen zurückgekehrt, um ihnen Frieden und Wohlstand zu bringen. »Geht jetzt brav nach Hause, dann wird niemandem etwas geschehen«, fuhr er fort. »Wir werden wieder zu euch sprechen.«
    »Nicht schlecht«, raunte ich Emerson zu. »Er hat es geschickt vermieden, dem König unsere Loyalität auszusprechen.«
    »Tatsächlich? Ich hab ehrlich gesagt nicht viel verstanden.«
    »Du musst dich dringend mit der Sprache auseinander setzen«, sagte ich scharf. »Ramses, sie zerstreuen sich nicht. Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich mutmaße da eine gewisse Skepsis«, antwortete er trocken. »Kann man ihnen kaum verübeln; ich hab nicht viel Ähnlichkeit mit der Karikatur auf dem Pylon. Tretet ans Fenster, damit sie euch in Augenschein nehmen können. Ihr braucht nicht zu reden, winkt einfach salbungsvoll und lächelt wohlwollend.«
    Seine Taktik ging auf. Sobald Emerson

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