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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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begegnen, möglicherweise hatte er ja einen Rat für uns.
    In diesem schläfrigen Dämmerzustand durchbrach ein schwacher Laut die Stille. Die flackernde Öllampe, die neben dem Bett stand, erhellte nur einen Teil des Raums und warf zerfurchte Schatten an die Wände. Das Geräusch war vom Vorhang her gekommen. Ich lag auf meiner Seite und spähte in diese Richtung, aber die wuchtige Gestalt meines Göttergatten – er lag auf dem Rücken, die Arme über der Brust verschränkt wie ein Pharao – versperrte mir die Sicht auf den unteren Teil des Vorhangs. Da war wieder dieses Geräusch … Nein, dachte ich, jetzt klang es anders – zunächst hatte es sich wie ein Schlurfen angehört und jetzt, als hielte jemand den Atem an. Vielleicht war es Ramses, der nach Eindringlingen Ausschau hielt. Oder … oder der Eindringling selbst! Mein Herzschlag beschleunigte. Reglos daliegend, wartete ich darauf, dass er sich anschlich. Falls sie darauf spekulierten, dass ich allein schlief, hatten sie bestimmt nur einen Entführer geschickt. Dann würde ich kurzerhand über Emerson klettern und meinen Schirm zücken, mit einem Gegner wurde ich schon noch fertig! Waren es jedoch mehrere, müsste ich sie so lange in Schach halten, bis Emerson richtig wach war, was erfahrungsgemäß eine Weile dauerte.
    Mein Kampfgeist war erwacht, trotzdem mochte ich nichts überstürzen. Es war möglich – wenn auch eher unwahrscheinlich, dass Tarek von unserer Ankunft erfahren hatte und die Kommunikation mit uns suchte, heimlich und im Dunkel der Nacht.
    Jedenfalls war er – waren sie – nicht in Eile. Die Sekunden verstrichen. Der Vorhang bewegte sich langsam zur Seite und ein blasses Oval tauchte in der rabenschwarzen Öffnung auf. Ein Gesicht, was sonst! Die Züge konnte ich jedoch nicht erkennen. Ich spürte den Blick auf mir ruhen – von brennenden, bohrenden Augen – und vernahm einen geräuschvollen Atemzug.
    Emerson entfuhr ein Schrei. »Peabody!« Mit einer Hand tastete er hektisch nach mir. Es war die falsche. Ich lag auf der anderen Seite.
    Das Gesicht verschwand, der Vorhang fiel zurück. Ich schrie: »Verflixt noch mal! Emerson, wach auf!« Ich entwischte ihm, sprang aus dem Bett und rannte zu dem Vorhang. Zu spät. Es war niemand mehr da.

    »Brennende Augen, tsts«, grummelte Emerson. »Du hast selbst zugegeben, dass du das Gesicht nicht erkennen konntest.«
    »Ich habe förmlich den Blick gespürt, Emerson. Ramses, ich glaube, ich könnte einen kleinen Whisky vertragen.«
    Von Emersons und meinem Geschrei aufgewacht, kamen die anderen zu uns gelaufen und fanden uns umschlungen im Salon. Es war keine liebevolle Umarmung, mein Angetrauter glaubte nämlich, dass ich einen Albtraum gehabt hätte, und suchte zu verhindern, dass ich mich gegen die Tür warf. Sie war, wie er mir wiederholt demonstrierte, verschlossen.
    Ramses holte den Whisky, unterdessen diskutierten wir diese neuerliche Entwicklung.
    »Du hast geträumt«, meinte Emerson. »Die Tür ist verriegelt. Also konnte niemand durch sie verschwinden.«
    »Doch, indem er sie von der anderen Seite wieder verriegelte, nachdem er draußen war«, schnaubte ich. »Emerson, wenn du meinst, dass ich nicht zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden kann … Hmmm.«
    Niemand nahm Notiz von meiner augenblicklichen Verwirrung. Ramses raufte sich die zerzausten Locken und sagte taktvoll: »Noch mal von vorn, Mutter. Und lass nichts aus.«
    Also gut. Ich ließ das von Emerson beanstandete Adjektiv aus, berief mich aber trotzdem auf die Augen. »Wir alle kennen das Gefühl, wenn man lange und intensiv gemustert wird. Ich sah ein Gesicht und eine Hand, die den Vorhang beiseite schob. Wenn Emerson ihn nicht verscheucht hätte, wäre ich ihm mit meinem Schirm gefolgt. Vielleicht hätte ich ihn sogar geschnappt!«
    »Hast du aber nicht«, muffelte Emerson. »Glaubst du tatsächlich, du hättest ihn aufhalten können? Du hattest nicht mal deinen Sonnenschirm zur Hand!«
    »Den konnte ich so schnell nicht finden.«
    »Pah«, schnaufte Emerson. »Sie hätten bestimmt nicht nur einen Mann geschickt.«
    »Und wenn es nun Tarek war?«
    »Tarek und seine Anhänger halten sich versteckt. Dieser angebliche Besucher entwischte durch die Vordertür, die von Zekares Leuten bewacht wird.«
    »Woher willst du das so genau wissen?« Wir funkelten einander böse an.
    »Es war kein Traum«, sagte Selim. Er war auf allen vieren im Raum herumgekrochen und hatte den Boden inspiziert. Jetzt erhob er sich und hielt

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