Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
uns die geöffnete Faust hin.
    Auf seinem braunen Handteller lag ein kleines, rundes Objekt: ein weißer Knopf.

    Am Frühstückstisch trank Emerson seinen Kaffee bei weitem lustloser als tags zuvor. »Das beweist, dass sie Kontakt zur Außenwelt haben«, erklärte er. »Nicht nur mit den weiter westlich gelegenen Regionen, sondern auch mit Handeltreibenden aus dem Osten.«
    »Hier benutzt man keine Knöpfe«, bekräftigte ich. »Und dieser stammt eindeutig von einem Männeroberhemd.«
    »Bist du dir auch ganz sicher, dass er nicht von einem meiner Hemden stammt?«, bohrte Emerson.
    »Leider Fehlanzeige – ich habe deine und Ramses’ Hemden genauestens untersucht. Zudem ist dieser Knopf etwas größer als üblich. Vermutlich ein deutsches oder französisches Fabrikat.«
    Emerson und Ramses wechselten vielsagende Blicke.
    »Wieso weigerst du dich hartnäckig, die Tatsachen zu akzeptieren?«, fragte ich ärgerlich. »Wir waren doch einer Meinung, dass Merasen einen Verbündeten haben muss, der die Übergriffe auf unsere Männer verantwortet und der ihn hierher begleitet hat. Er ist immer noch hier. Klingt doch vollkommen logisch, oder?«
    »Du und deine Logik, grrr!« Emerson funkelte mich an. »Hölle und Verdammnis, es muss schließlich nicht derselbe Mann sein!«
    »Der Verdächtige ist mit ziemlicher Sicherheit …«, begann ich, aber Ramses fiel mir ins Wort.
    »Entschuldige Mutter, aber momentan halte ich jede Spekulation für verfrüht. Sollen wir uns nicht besser bereithalten, für den Fall, dass der König uns holen lässt?«
    »Ja sicher«, bekräftigte Emerson. »Und wenn, dann müssen wir überrascht und skeptisch wirken. Kommt, gehen wir wieder an die Arbeit.«
    Als der Morgen ohne Unterbrechung verstrich, beschlich mich allmählich der leise Verdacht, ob wir unsere Bedeutung für das neue Regime nicht doch überschätzt hätten. »Unwahrscheinlich«, meinte Emerson. »Er spielt genauso auf Zeit wie wir und wer zuerst nachgibt, büßt an Prestige ein. Reich mir mal das Stück Zeichenpapier rüber, ja?«
    Wir hatten Arbeitsteilung vereinbart: Ramses erkundete nach wie vor die hinteren Räume, gleichwohl hofften wir, dass unsere umtriebigen Aktivitäten im Salon das Interesse der Bediensteten finden würde. Gegen Mittag hatten wir einiges an Publikum um uns versammelt und ich wollte gerade die Mittagspause einläuten, als sich der von uns als Vordertür bezeichnete Vorhang bewegte. Dieser teilte sich und Graf Amenislo stürmte an zwei Wächtern vorbei in den Raum. Seine Perücke saß schief auf dem Kopf. Er stürzte sich auf Emerson und zerrte ihn am Ärmel.
    »Schnell! Schnell! Kommt, kommt!«
    Emerson wandte sich herablassend zu ihm um. Amenislo ließ die Hände sinken, als hätte er sich verbrannt.
    »Wir reagieren nicht auf Befehle von Subalternen«, bemerkte Emerson würdevoll. »Wir sind schwer beschäftigt.«
    Amenislo fiel auf die Knie und rang die Hände. »Der König schickt nach euch. Kommt, Beeilung!« Er runzelte die Stirn, als suchte er krampfhaft nach einem Begriff, den er eher selten verwendete. »Piiitte!«
    »Das soll vermutlich ›Bitte‹ heißen«, überlegte Emerson laut. »Klingt doch schon viel besser, findest du nicht, Peabody? Sollen wir ihn noch ein Weilchen zappeln lassen, bis er so richtig in Rage ist?«
    Amenislo stöhnte auf. »Ich will tot umfallen –«
    »Das will ich sehen«, bemerkte Emerson trocken. »Aber Spaß beiseite.« Er brüllte so elanvoll, dass der Graf zusammenzuckte. »Ramses!«
    Ramses kam angelaufen. »Alles in Ordnung, mein Junge«, grinste sein Vater. »Ich wollte dich nicht erschrecken. Wir sind zu einer Audienz bei Seiner Majestät eingeladen.«
    Unser Sohn sah verwundert zu Amenislo, der hektisch durch den Raum schwirrte, als könnte er uns damit zum Aufbruch bewegen. »Was ist denn mit ihm los?«, erkundigte sich unser Sohn.
    »Er meint, dass wir uns beeilen sollen«, sagte Emerson, unverrückbar wie eine antike Säule.
    »Ja, ja, Beeilung, Beeilung!« Der Blick des Grafen glitt von Emersons unbeteiligtem Gesicht zu der ebenso ausdruckslosen Miene unseres Sohnes, dann versuchte er es in seiner Verzweiflung noch einmal mit dem Zauberwort: »Piiitte? Piiitte!«
    Emerson machte gnädig einen Schritt in Richtung Tür. »Denk an deinen Schirm, Peabody«, meinte er.
    Ich nahm den Schirm und den Arm, den Ramses mir bot, und wir folgten Emerson und dem Adligen. Emerson schlurfte wie ein Trauergast auf einer Beerdigung. Der Graf wurde zunehmend

Weitere Kostenlose Bücher