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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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– eine lange weiße Robe mit weiten Ärmeln, dazu ein Leopardenfellimitat über eine Schulter drapiert – sollte wohl das Ornat eines altägyptischen Priesters darstellen. Er stand reglos, mit erhobenen Armen. In der ehrfürchtigen Stille, die entstand, vernahm ich ein Kichern von Mr. Lansing.
    Nachdem er sich der ungeteilten Aufmerksamkeit der Umstehenden sicher war, begann Emerson zu reden. Aufgrund seines lauten Organs hört man ihn problemlos bis in den letzten Winkel.
    Der schwarze Dämon habe die Frechheit besessen, ihn, den Vater der Flüche, herauszufordern. Jetzt sei die Zeit reif, dem jämmerlichen Wesen ein Ende zu bereiten. »Niemand besiegt den Vater der Flüche!« wetterte der Hobby-Exorzist, worauf die Menge mit zustimmendem Gebrüll reagierte. Emersons Stimme erhob sich zu einem schrillen Stakkato. »Komm heraus, böser Geist, und offenbare dich deinem Meister!«
    »Entschuldige, Mutter«, sagte Ramses. In seiner langen schwarzen Robe war er nahezu unsichtbar in der Dunkelheit. Während Emerson hektisch gestikulierend die allgemeine Aufmerksamkeit auf den Bereich hinter ihnen lenkte, glitt Ramses durch die Tür und stieß einen spitzen Schrei aus. Die Menge kreischte auf. Emerson wirbelte herum. Er warf sich auf Ramses, worauf der stürzte und um sich trat. Sie rollten über den Boden und kamen dabei den Flammen gefährlich nahe. Da ich zu der Minderheit gehörte, die alles hautnah mitbekam, sah ich gelegentlich ein Stück eines schwarzen Hosenbeins (Ramses’ beste Anzughose, überlegte ich, da er keine andere in der Farbe hatte) und ein schwarzes Gesicht mit grotesk abgeflachten Zügen (war da etwa einer von Nefrets schwarzen Seidenstrümpfen mit im Spiel?).
    Unter Aufbietung seiner legendären Körperkräfte stieß Emerson den Gegner in die Dunkelheit und stakste dann zurück ins Licht, das wallende schwarze Gewand über den Armen. So flink, daß niemand das Objekt genauer in Augenschein nehmen konnte, warf er es in das Flammenmeer.
    Ein Sturm der Begeisterung ging durch die Menge. Ich sah, wie eine schlanke schwarze Silhouette in der Dunkelheit verschwand. Die Zuschauer allerdings fixierten einzig und allein ihren Helden Emerson. (Unseligerweise qualmte sein Saum schon wieder!)
    »Und zum Abschluß«, brüllte Emerson, »übergebe ich das verfluchte Objekt den Feuern der Hölle!« Er zog ein Gebilde aus seinem Umhang, das im Feuerschein rotgolden aufblitzte, und warf es in die Flammen.
    Sethos lachte unkontrolliert. »Zum Abschluß!« wieherte er. Mit einem entsetzten Aufschrei sprang Cyrus auf und wäre vermutlich hinausgelaufen, doch ich versperrte ihm den Weg.
    »Nein, Cyrus. Denken Sie doch erst mal nach.«
    Die Vorstellung endete ziemlich abrupt, als Emerson das Feuer mit einem geschickt plazierten Eimer Wasser löschte. Eine Rauchwolke stieg auf. Hustend flüchtete die Menge, und Emerson kam an die Tür.
    »Nicht schlecht, was?« grinste er. »Verdammt noch mal, ich kann die Hand nicht vor Augen sehen. Jemand soll Licht machen.«
    Er betrat die Veranda und riß sich die Robe vom Leib (eines von meinen feinen Leinenlaken).
    »Wie viele Kleidungsstücke hast du unwiederbringlich zerstört?« erkundigte ich mich, nachdem sich das Leopardenfell als zerschnittener Wollpullover entpuppte.
    »War das zufällig mein Abendcape?« fragte Nefret mit mühsam kontrollierter Stimme.
    »Ich kauf dir ein neues«, beschwichtigte Emerson. »Gute Güte, ist das alles, was euch dazu einfällt? Ich hatte mit mehr Begeisterung, wenn nicht mit brausendem Applaus gerechnet.«
    Wir taten ihm den Gefallen und klatschten. Als Emerson darauf die Whiskygläser füllte, trat Ramses aus dem Haus. Es war seine beste Hose – gewesen.
    »Da bist du ja.« Emerson reichte ihm ein Glas. »Prima gemacht, mein Junge. Ich hoffe, ich hab dich nicht zu hart angefaßt.«
    »Nein, Sir. Es geht schon wieder.« Ramses strich sich über die zerzausten Haare. »Wie war es denn?«
    »Nicht schlecht.« Sethos nickte. »Nein, wirklich. Wenn ich allerdings hätte mitmachen dürfen –«
    Ich verpaßte ihm einen leichten Tritt vors Schienbein, um ihn daran zu erinnern, daß Anthony Bissinghurst ein harmloser Amateurarchäologe war und nicht der Meister der Verstellung.
    »Wir haben es praktisch aus nächster Nähe beobachten können«, schmunzelte Lansing. »Auf die Zuschauer muß es ungemein überzeugend gewirkt haben. Winlock wird sich krank ärgern, daß er dieses Spektakel verpaßt hat.«
    »Das Publikum war nicht unkritisch«, betonte

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