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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Zeitungen werden sich vermutlich wie die Geier darauf stürzen«, gab Sethos zu bedenken.
    »Ich habe Mr. Lidmann deutlich klargemacht, daß er besagte – äh – Phrase nicht wiederholt, auch nicht vor Dr. Westin. Cyrus, pardon, aber ich habe mir erlaubt, ihn damit einzuschüchtern, daß er im Falle der Indiskretion seinen Job bei Ihnen verlieren könnte.«
    »Das war richtig, Amelia«, bekräftigte Cyrus. »Was halten Sie denn von seiner Geschichte?«
    Ich nahm mir eine zweite Tasse Tee und nippte abwesend daran. Bestimmt hingen alle an meinen Lippen. »Der Vorfall nötigt mich dazu, meine vorläufige Theorie zu revidieren. Es gibt nur drei mögliche Erklärungen für seinen vermeintlichen Unfall: Nummer eins, es war tatsächlich ein Unfall. Er ging betrunken spazieren, rutschte auf der Uferböschung aus, schlug unglücklich mit dem Kopf auf und verlor das Bewußtsein. Allerdings gibt es nur wenige Stellen am Fluß, wo das Wasser tief und das Ufer felsig ist. Nummer zwei, er hat den Unfall vorgetäuscht, um einen möglichen Verdacht von sich zu lenken. Dabei den eigenen Tod einzukalkulieren, finde ich jedoch äußerst riskant.«
    »Vielleicht ist in seiner Planung etwas schiefgelaufen«, meinte Sethos. »Er sprang in den Fluß und zog sich dummerweise diese Kopfverletzung zu.«
    »Eine derartige Risikobereitschaft war völlig unnötig«, konterte ich. »Er hätte sich doch nur einen Hieb auf den Schädel geben und sich in malerischer Pose ans Ufer legen müssen. Nein, ich fürchte, wir müssen die dritte Möglichkeit einkalkulieren. Er hat die Wahrheit gesagt. Er ist diesem – ähm – ihr wißt schon wem spätabends begegnet, und ebendieses Individuum hat ihn in den Fluß gestoßen. Und das bedeutet –«
    »Wir wissen, was das bedeutet«, schnaubte Emerson. »Besser gesagt, was es deiner Meinung nach zu bedeuten hat. Verflucht, Peabody. Ich habe diese skurrilen Spekulationen satt. Fährt jemand nach Luxor zum Bahnhof, um David abzuholen?«
    »Nefret und ich«, erbot sich Ramses.
    »Sehr schön«, bekräftigte ich. »Der liebe Junge wird sich über ein kleines Begrüßungskomitee sicher freuen. Vielleicht sollte ich auch mitkommen.«
    Die Reaktion darauf war überraschend negativ, die Argumente unterschiedlicher Natur. Emerson tönte, er weigere sich strikt, mich unbeaufsichtigt auf Lidmann oder die Pethericks loszulassen. Die anderen Bemerkungen waren etwas taktvoller, so daß ich mich letztendlich in mein Schicksal ergab und mich mit den häuslichen Vorbereitungen begnügte.
    Kurz nach Mitternacht traf das Begrüßungskomitee, dem auch Emerson angehörte, mit unserem sehnsüchtig erwarteten Gast ein. David wirkte zwar ein bißchen abgespannt, mochte sich aber nicht eher zurückziehen, bis er über unsere sämtlichen Aktivitäten informiert war.
    »Ich hab dir doch schon alles berichtet«, erklärte Emerson. Er machte es sich mit Pfeife und Whiskyglas auf dem Sofa gemütlich.
    »Über eure archäologischen Aktivitäten«, korrigierte David. »Auch auf die Gefahr hin, daß ich mir deinen Unmut zuziehe, Sir, aber ich interessiere mich brennend für die Sache mit dem schwarzen Dämon und der Statue und das merkwürdige Verschwinden von Mrs. Petherick.«
    David saß neben mir auf der Ottomane und hielt meine Hand. Ich drückte diese kurz, sein liebenswürdiges Lächeln erwidernd.
    »Ich habe die Kairoer Zeitungen gelesen«, fuhr er fort. »Die Geschichte ist vermutlich stark aufgebauscht worden. Aber was ist daran wahr, Tante Amelia? Und was habt ihr vor?«
    Gegen zwei Uhr morgens hatten wir ihn auf den neuesten Stand gebracht und ihm die Statuette gezeigt. Das bezaubernde Figürchen weckte auch bei ihm die Neugierde nach ihrem mysteriösen Ursprung.
    »In diesem Punkt haben die Journalisten zumindest nicht übertrieben«, erklärte er, während seine schlanken Finger über die goldene Oberfläche glitten. »Ihr geht also davon aus, daß sie aus KV 55 gestohlen wurde?«
    Sethos hatte sehr wenig zu dem Thema beigesteuert. Hingegossen in einen Sessel, die Beine lang ausgestreckt und die Lider halb geschlossen, döste er vor sich hin. Jetzt war er hellwach.
    »Ich war es jedenfalls nicht«, versicherte er.

    Am nächsten Morgen – es war fast Mittag – machten wir uns auf den Weg ins Tal. Die Kinder hatten noch keine Gelegenheit gehabt, David zu begrüßen, den sie heiß und innig liebten. Zudem war er durch seinen Großvater Abdullah mit halb Kurna verwandt. Sein Onkel Selim und sein Cousin Daoud umarmten ihn

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