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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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elegant aus, Mutter.« Ramses prostete mir zu. »Willst du damit unseren Freund Smith beeindrucken?«
    »Korrekt. Ich spiele mit dem Gedanken, ihn aufzusuchen.« Ich quittierte das Kompliment mit einem Lächeln und rückte meinen Hut zurecht – ein breitkrempiges Exemplar aus weißem Stroh, das ich mit ein paar roten Seidenrosen verschönert hatte. »Wir haben ihm fest zugesagt, ihn auf dem Laufenden zu halten, ihm Sethos’ Auftauchen aber noch gar nicht berichtet.«
    »Meinst du, dass das richtig ist?«
    Das klang eher so, als hielte er es für falsch.
    »Ich teile deine Zweifel, Ramses, und bin froh, dass ich die Sache vorab mit dir diskutieren kann.«
    Stirnrunzelnd ließ Ramses sein Zigarettenetui aufschnappen und hielt es mir hin. Um eine entspannte Atmosphäre bemüht, nahm ich mir eine und ließ mir von ihm Feuer geben.
    »Hast du dir die Theorie mal durch den Kopf gehen lassen, über die wir neulich sprachen?«, wollte er wissen.
    Ich musste in meiner Erinnerung kramen. »Ach, du meinst die Theorie, dass – ähm – dein Onkel uns bewusst hinters Licht geführt hat?«
    »Ich würde es noch ganz anders bezeichnen«, knirschte Ramses.
    »Tu’s nicht. Womöglich werden wir belauscht.« Der Kellner fragte uns, ob er uns einen Tisch für das Abendessen reservieren solle. »Ach ja, gute Idee«, antwortete ich. »Dann setzen wir die Diskussion beim Essen fort.«
    »Die Theorie lässt sich freilich nicht belegen«, murmelte Ramses, nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten. »Ich räume ein, dass meine ursprüngliche These Ungereimtheiten aufweist.«
    Die hatten auch alle weiteren von uns ersonnenen Szenarien: dass Sethos zum Verräter geworden war und vom britischen Geheimdienst verfolgt wurde; dass Smith zum Verräter geworden war und zu vereiteln suchte, dass Sethos ihn enttarnte; dass Sethos statt eines Staatsgeheimnisses ein kostbares Artefakt von einer der geplünderten Stätten in Syrien oder Palästina hatte mitgehen lassen.
    Letztendlich musste ich Ramses Recht geben, dass wir uns Smith erst einmal nicht anvertrauen sollten. Mein Vorschlag, einen Plausch mit dem Gentleman zu halten, fand wenig Anklang.
    »Nachher verplapperst du dich noch«, gab Ramses zu bedenken. »Was, wenn er gezielt danach fragt, ob wir von Sethos gehört haben? Du lügst doch bekanntlich nie.«
    »Es sei denn, es ist unumgänglich.«
    Mein Sohn lachte. »Ja, ja, schon klar. Aber lassen wir das fürs Erste. Du siehst müde aus, Mutter. Möchtest du einen Kaffee?«
    »Nein danke. Müde bin ich zwar nicht, aber ich sollte mich trotzdem ein paar Stündchen aufs Ohr legen.« Wir trennten uns an der Tür zu unseren jeweiligen Schlafabteilen. Während des Abendessens hatte der Nachtschaffner die Liegen bezogen. Das Bett sah sehr einladend aus, trotz der Tatsache, dass die Laken nicht ganz frisch waren. Obwohl es im Raum stickig war, ließ ich das Zugfenster geschlossen, zumal die kühlere Luft zwangsläufig auch Staub und Sand in das Abteil wirbelte.
    Ich beließ es bei einer Katzenwäsche, denn um ehrlich zu sein, war ich doch ziemlich müde. Nachdem ich ein Nachthemd übergestreift hatte, schwang ich mich auf die Liege und starrte an die Decke, die wenig kunstvoll, dafür aber mit altägyptischen Symbolgestalten bemalt war. Der Schakalgott Anubis funkelte mich aus einer schreiend violetten Lotusblüte an. Kein beruhigender Anblick, dennoch schlief ich fast auf der Stelle ein und wachte erst wieder auf, als der Schaffner lauthals verkündete, dass der Zug in Kürze in Kairo einlaufe.
    Gegen Mittag trafen wir in Alexandria ein, wo wir erfuhren, dass das Schiff im Hafen lag und die Passagiere mit Tenderbooten ans Ufer gerudert würden. Wir steuerten unversehens zum Zollhäuschen, wo David uns bereits erwartete. Als er Ramses entdeckte, der die Menge genau wie er um einen guten Kopf überragte, begann er hektisch zu winken. Beim Anblick des kantigen braunen Gesichts und der tintenschwarzen Locken, wie sie auch mein Sohn hatte, durchflutete mich tiefe Zuneigung.
    »Wo sind Sennia und Gargery?« Ich stellte mich auf Zehenspitzen.
    Wie eine Kleinausgabe der dem Meer entsteigenden Venus wurde Sennia hoch über Davids Kopf gehalten. Sie winkte und rief irgendwas, das ich bei all dem Lärm jedoch nicht verstand.
    Gargery entdeckte ich erst, nachdem die drei die Passkontrolle passiert hatten. Schwer auf seinen Stock gestützt, hinkte er auf mich zu. »Ich hab sie wohlbehalten hergebracht, Madam.«
    »Das sehe ich«, keuchte ich nach einer

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