Amelia Peabody 18: Das Königsgrab
Abenteuer.«
Niemand dachte mehr daran, ins Bett zu gehen. Die Rückkehr der beiden Ausreißer hatte die Gemüter beflügelt, auch Daoud. Wir hatten auf dem Rückweg von Kurna bei ihm Halt gemacht, die Sachlage aufgeklärt und ihm nachdrücklich versichert, dass wir ihm nicht böse seien.
Khadija zeigte sich weit weniger einlenkend. »Soso, deshalb behauptest du schon seit Tagen, du wärest krank. Daoud, du bist ein unverbesserlicher Narr!«
Als sie von unserer Suche nach den Jungen erfuhr, erbot sie sich, mit zum Haus zu kommen (natürlich mit einem Tiegel ihrer berühmten grünen Salbe).
Nachdem die beiden dort nicht waren, schickte ich Daoud und Selim mit ein paar von unseren Leuten auf die Suche. Sabir fand den Fährmann, der die Jungen übergesetzt hatte. (Er hatte betont, dass der Bruder der Dämonen die Überfahrt nicht bezahlt habe und ihm Geld schulde.)
»Worauf warten wir noch?«, drängte Emerson. »Sie treiben sich irgendwo in Luxor herum. Ich werde –«
»Die gesamte Stadt absuchen, jeden Winkel, jedes Haus?«, unterbrach ich ihn. »Versteh doch, der Fährmann verlor sie aus den Augen, nachdem sie den Kai passiert hatten.«
Meine Logik beeindruckte den Professor nicht, der wie ein Tornado über die Veranda stürmte, dabei Tischchen umwarf und den dösenden Kater aufschreckte. Nefret ist vermutlich die Einzige, die ihn in solchen Situationen richtig zu nehmen weiß. »Wir möchten dich nicht auch noch verlieren, Vater. Lass ihnen noch ein bisschen Zeit.«
Sie wäre nicht so ruhig gewesen, wenn sie eine ihre Vorahnungen gehabt hätte. Niemals werde ich die Panik in Nefrets Augen vergessen, als sie uns bei einer unserer früheren Exkursionen um Hilfe anflehte, weil sie Ramses in der Hand seines schlimmsten Widersachers wähnte. Jetzt hörte das liebe Mädchen sie als Erste und lief zur Tür, und Augenblicke später hörten wir das aufbrandende Freudengeschrei und sahen den zuckenden Feuerschein der Fackeln. Schier unmöglich, unsere Empfindungen in Worte zu kleiden, gleichwohl vermag sich der einfühlsame Leser unschwer ein Bild davon auszumalen.
Aus Manuskript H
David zeigte exakt die Reaktion, die Ramses befürchtet hatte. Die herzlichen Umarmungen und die allgemeine Erleichterung schienen eine alte Wunde aufgerissen zu haben. Schmallippig, die Stirn tief gefurcht, starrte sein Freund auf die gefalteten Hände und reagierte überhaupt nicht auf Selim. Er überließ Ramses das Reden.
Das Chaos nach ihrer Ankunft hatte dem jungen Emerson keine Zeit gelassen, sich eine entsprechende Argumentation zurechtzulegen. Fatima servierte unermüdlich kalte Platten, Khadija schmierte beide mit ihrer grünen Heilsalbe ein, alle redeten durcheinander. Einen Arm zärtlich um seine Frau gelegt, schob Ramses seine Erklärungen vor sich her und erkundigte sich stattdessen nach Margarets Befinden. Dass sie wieder aufgetaucht war und schweigsam in einer Ecke saß, erleichterte sein Gewissen doch wenigstens um eine Sorge.
»Allem Anschein nach«, sagte seine Mutter, »hatte ihr Verschwinden nichts mit der … der anderen Geschichte zu tun. Ein gewisses Individuum hat sie vorsätzlich entführt, aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun. Sie war nie in Gefahr. Das muss für den Augenblick genügen. Und jetzt leg los, wir sind gespannt auf eure Geschichte.«
Sethos hatte sich mit einem gewissen Sicherheitsabstand zu seiner Frau auf dem Sofa niedergelassen. Sein unschuldiger Blick vermochte Ramses nicht zu täuschen. Elender Halunke, dachte er bei sich. Wenn du es nicht gewesen bist, wer dann?
Die Schilderung ihrer Erlebnisse ließ sich nicht länger hinausschieben. Er beschloss, den ersten Teil schleunigst hinter sich zu bringen und dabei möglichst wenig ins Detail zu gehen. »Vor kurzem setzte sich der konspirative Zirkel mit David in Verbindung, der daraufhin geschickt taktierte, indem er vorgab, mit ihrer Sache zu sympathisieren.«
»Nein, Ramses.« David hob den Kopf. »Du brauchst mich wahrlich nicht in Schutz zu nehmen. Ich habe bereitwillig mit ihnen kooperiert. Und weder Ramses noch sonst jemanden eingeweiht. Ich habe euer Vertrauen missbraucht.«
Ein verblüfftes Raunen ging durch Raum. Worauf Ramses hastig einräumte: »Sie hatten ihm fest zugesagt, dass sie die Familie oder unsere Freunde nicht behelligen würden. Margarets Verschwinden löste jedoch Bedenken bei ihm aus, ob man ihrem Wort überhaupt trauen könnte. Folglich war er heute Abend in Luxor, um eine Erklärung zu verlangen. Ich folgte
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