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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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seine Frau kam an die Tür, und ihr herzlicher Empfang machte ihrem Ruf alle Ehre. Einen Knüppel schwingend, fing sie an zu schimpfen und zu zetern. Nicht einmal Emersons Auftauchen konnte sie besänftigen.
    »Wir sind keine Räuber«, gellte er. »Wir wollen euch nichts tun! In Himmelherrgottsnamen, sei still Frau, und gehorche dem Vater der Flüche.«
    Er entriss ihr den Stock und packte sie. Sie kämpfte und kreischte in einem fort, bis ich mit dem gezückten Schirm vortrat.
    »Sei still«, sagte ich streng. »Oder ich verwandle dich kraft meiner Magie in eine Ziege.«
    Menschen glauben die abstrusesten Dinge. Mein Schirm wurde geliebt und gefürchtet von den abergläubischen Ägyptern. Gottlob gehörte die alte Dame zu der genannten Spezies.
    Kleinlaut führte sie uns in den Raum, in dem Margaret untergebracht war. Entweder hatte sie noch gar nicht geschlafen oder der Tumult hatte sie aufgeweckt; sie stand da, einen Keramikkrug wurfbereit umklammernd. Ich hielt es für strategisch geschickt, als Erste einzutreten. Für den Herzschlag eines Augenblicks dachte ich dann aber doch, sie würde den Krug nach mir schleudern.
    Sobald sie Emerson sah, der hinter mir aufragte, überlegte sie es sich wohl anders. Margaret war noch nie um Worte verlegen gewesen, was sie einmal mehr bewies.
    »Aha, jetzt lasst ihr euch endlich blicken!«, schrie sie. »Diesmal sind Sie jedoch zu weit gegangen, Mrs Emerson. Ich werde Ihre perfiden Machenschaften auf die Titelseiten sämtlicher Zeitungen bringen!«
    »Das hast du aber schön gesagt, Margaret«, lobte ich. »Allerdings sind deine Anschuldigungen in diesem Fall völlig unbegründet. Mach es dir bequem, dann können wir in aller Ruhe –«
    »Mutter«, unterbrach Nefret mich gefasst. In ihrer Stimme schwang leise Kritik. Ramses und David waren ganz offensichtlich nicht hiergewesen.
    »Ich fasse mich so kurz wie möglich«, versprach ich.
    Margaret setzte den Krug ab und verschränkte die Arme. Sie hatte das Ensemble an, das sie auch auf unserer Abendgesellschaft getragen hatte, mittlerweile war es zerknittert und verschwitzt. Das war reine Willkür; mehrere andere Kleider hingen an Haken oder lagen über Stühle gebreitet. Ich blinzelte irritiert, denn sie sahen verdächtig nach den beliebten Touristenmitbringseln in den Basaren aus – leuchtende Stoffe, mit Perlen und Gold- oder Silberborten bestickt. Bestimmt hatte Sethos sie gekauft, aber wie ich Margaret kannte, ging sie davon aus, dass dies mein erneuter Appell an ihren schlechten Geschmack wäre. Und deshalb weigerte sie sich auch, diese Stücke zu tragen.
    Eine rasche Bestandsaufnahme des Zimmers dokumentierte mir, dass die alte Schachtel ihr Geld verdient hatte. Der Raum war sauber und wohnlich, wenn auch nicht luxuriös ausgestattet. Auf dem Tisch stand ein Korb mit Feigen und Trauben, daneben die Reste des Abendessens.
    »Du irrst, Margaret. Ich bin völlig unschuldig an dieser Entführung«, hob ich an.
    »Der Droschkenkutscher hatte Anweisung, auf offener Straße anzuhalten.« Margarets Augen sprühten Blitze. »Dann stieg Daoud zu und nahm mich in seinen Gewahrsam. Wem außer dir würde er gehorchen? Lüg mich nicht an.«
    »Ich lüge nie.« (Es sei denn, setzte ich in Gedanken hinzu, es ist unumgänglich.) »Daoud glaubte zwar, das Richtige zu tun, aber er wurde von jemand anders instruiert.«
    Ich trat von der Tür weg. Draußen schien sich ein kleineres Handgemenge anzubahnen; dann tauchte Emerson wieder auf. Er hatte seinen Bruder am Revers gepackt und schob ihn unsanft ins Zimmer. »Hier ist der Unhold«, tönte er.
    Margaret starrte fassungslos in seine Richtung. »Du?«
    Da Sethos keine Fluchtmöglichkeit sah (Emerson blokkierte nämlich den Eingang), strahlte er wie ein Honigkuchenpferd. »Meine Absichten –«, begann er.
    »Du und deine verfluchten Absichten«, tobte Margaret. »Bitte wiederhol jetzt nicht wieder deine Fantasiegeschichte, dass du von Kontrahenten verfolgt wirst. Die hab ich Amelia schon nicht abgenommen und dir erst recht nicht. Du hast mich nämlich gar nicht entführt, um mich in Sicherheit zu wissen!«
    »Nein«, gestand Sethos. »Ich hab es gemacht … ich hab’s gemacht, weil …«
    Dummerweise machte ihm seine sprichwörtliche Eloquenz an diesem entscheidenden Punkt einen Strich durch die Rechnung. Ich blickte von ihm zu Margaret, dann sagte ich: »Er hatte eine dramatische Rettungsaktion geplant, Margaret.«
    Margarets Gesichtsausdruck war ein Bild für die Götter. »Dramatisch?

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