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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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»Dergleichen können wir getrost ihm überlassen. Wie viel Zeit haben wir noch, David?«
    »Sie informierten mich, sie würden Ramses zwei oder drei Tage festhalten. Das war wahrscheinlich auch gelogen; der Zeitraum wäre vermutlich immer wieder ausgedehnt worden. Aber so wie es jetzt aussieht –« Er zuckte hilflos mit den Schultern.
    »Kann es sein, dass sie ihren Plan früher in die Tat umsetzen«, räumte ich ein. »Wir dürfen nicht mehr warten. Einer von uns muss umgehend nach Kairo fahren. Am besten übernehme ich das.«
    »Du nicht«, sagten mehrere Personen gleichzeitig. »Und David auch nicht«, warf Ramses ein. Er grinste zu seinem Freund. »Er brennt darauf, ein umfassendes Geständnis abzulegen, aber das billige ich nicht. Wir sollten ihn möglichst aus der Sache raushalten. Ich fahre, Mutter. Russell vertraut mir.«
    »Na gut«, lenkte ich ein. »Und was die andere Verschwörungstheorie betrifft –«
    Fatima kam hereingelaufen. »Mr Vandergelt ist hier«, berichtete sie. »Und –«
    Weiter kam sie nicht, da Sir William Portmanteau sie unwirsch beiseite drängte. Haare und Bart windzerzaust, wahngepeitschter Blick, das Gesicht zu einer wütenden Fratze erstarrt, hatte er so gar nichts mehr von einem netten, betulichen Weihnachtsmann.
    »Wo ist sie?«, brüllte er. »Was haben Sie mit ihr gemacht? Sie und Ihre Spießgesellen, diese hinterlistigen Eingeborenen?« Er funkelte David an, der entsetzt zurückwich. Nach seinem Dafürhalten war Sir William verrückt geworden, und Verrückte konnten nicht belangt werden, da sie Allahs Schutz genossen.
    »Tut mir aufrichtig leid, Amelia«, rechtfertigte sich Cyrus, bemüht, seinen Gast zu bändigen. »Ich konnte ihn nicht aufhalten. Er ist zu aufgebracht.«
    »Setzen Sie sich doch bitte, Sir William!«
    Ich wurde nicht laut, sondern bediente mich des fürsorglichen Tonfalls, der bei uneinsichtigen Individuen Wunder wirkt. Sir William gehorchte. Allmählich ging ihm sowieso die Puste aus.
    »Ich nehme an, Sie sprechen von Suzanne«, fuhr ich sachlich fort. »Sagen Sie jetzt nicht, sie ist auch verschwunden.«
    Emerson stöhnte auf. »Nein, sparen Sie sich den Atem. Nicht noch einer, bloß nicht!«

    Mit ihrer umsichtigen Art und ihrer medizinischen Erfahrung glückte es Nefret, Sir William zur Ruhe zu bringen. Sie stand neben ihm, die Fingerspitzen auf seinem Puls, während Cyrus in groben Zügen erzählte.
    Gemeinsam mit ihrem Großvater sei Suzanne am Vorabend aus Abydos zurückgekehrt. Am Morgen habe sie niemand gestört, da sie sehr müde gewesen war. Als eines der Zimmermädchen schließlich vorsichtig in ihr Zimmer geschaut habe, sei der Raum leer gewesen. Zunächst habe das niemanden beunruhigt, doch dann sei das Mädchen weder im Haus noch auf dem Grundstück gesichtet worden.
    »Und nicht nur sie«, setzte Cyrus hinzu. »Nadji ist auch weg.«
    Die Erwähnung dieses Namens raubte Sir William erneut die Fassung. Er riss Nefret den Arm weg und entrüstete sich: »Er hat sie gegen ihren Willen fortgeschleppt!«
    »Und wozu das?«, fragte Emerson entgeistert.
    »Um Lösegeld von mir zu fordern! Oder«, stöhnte Sir William, »oder aus … aus Gründen, die ich nicht zu nennen wage. Sie wissen doch, wie die Kerle hier sind! Geifern jeder weißen Frau hinterher.«
    »Blödsinn, verdammter«, brüllte Emerson, sein Gesicht fast so rot wie das von Sir William. »Sie hundsgemeiner, alter –«
    »Aber mein Lieber«, schaltete ich mich ein. »Brüll doch nicht so.«
    »Sie wäre niemals weggegangen, ohne mich vorher zu informieren«, beteuerte Sir William. »Wir wollten gemeinsam nach England zurückkehren.«
    Nefret drückte ihn mit sanfter Gewalt in den Sessel, aus dem er sich mühsam aufgerappelt hatte. »Wenn Sie so weitermachen, erleiden Sie noch einen Herzanfall«, sagte sie streng. »Damit helfen Sie Suzanne gewiss nicht, oder?«
    Ich zweifelte keine Sekunde lang daran, dass Sir William sehr an seiner Enkelin hing. Das machte mir diesen Herrn aber nicht zwangsläufig sympathischer, da er sie als seinen persönlichen Besitz betrachtete und entsprechend behandelte. Nefrets Einwurf schien ihn etwas zu beruhigen, und ein, zwei Schlückchen Brandy taten ein Übriges. An mich gewandt, setzte Cyrus seine Schilderung fort.
    »Katherine war in ihrem Zimmer und meint, dass sie einen Koffer gepackt hat – mit Toilettenartikeln, Schmuck und ein paar Anziehsachen. Wie sie das Grundstück unbemerkt verlassen konnte, ist mir allerdings ein Rätsel. Der Wachmann am Tor

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