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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ist. Ihm wäre sicher lieber gewesen, jemand anders hätte die Entdeckung gemacht.« Augenblicke später fügte er zähneknirschend hinzu: »Die Exkavation ist bei Howard in den besten Händen.«
    Einmal abgesehen von deinen, sinnierte ich. Wie zur stummen Anerkenntnis seines edlen Charakters drückte ich zärtlich seinen Arm, wo ich mich untergehakt hatte.

    Howard fotografierte zwar selbst, war in diesem Fall aber froh und dankbar, dass er die Dienste von Nefret und Selim in Anspruch nehmen konnte. Am nächsten Morgen gingen wir alle mit zur Hand und hatten, als Lord Carnarvon und Lady Evelyn eintrafen, schon einiges geleistet.
    Nachdem jeder Zentimeter Türfläche fotografisch festgehalten war, wurden die Steinquader einzeln und mit allergrößter Sorgfalt entfernt. Gleich darauf begannen die Männer mit den Schuttabräumarbeiten in dem dahinterliegenden Gang. Die Abmessungen des Raumes ließen zumindest auf einen solchen schließen und nicht auf eine Grabkammer. Da uns die Länge unbekannt war, ließ sich nicht einschätzen, wie lange dieser Vorgang dauern würde. Im Verlauf des Nachmittags stieß man auf weitere besorgniserregende Funde – Tonscherben und Lederfetzen (die kläglichen Überreste der Taschen, die die Grabräuber für den Transport ihrer Beute mitgebracht hatten). Als Howard bei Sonnenuntergang die Arbeiten stoppte, war noch kein Ende in Sicht.
    Tags darauf waren wir wieder pünktlich zur Stelle, und mit uns Howards Freund, Mr Callender. Wann er sich den absurden Spitznamen Pecky zugelegt hatte, entzog sich leider meiner Kenntnis. Er war kein Ägyptologe, sondern Bauingenieur und Architekt, und Emerson begrüßte ihn mit einer gewissen Reserviertheit.
    »Wenn er das leuchtende Beispiel für die Assistenten ist, die Carter einstellen will, dann kann ich das nicht billigen«, zischte mein Gemahl mir zu.
    »Howard ist nicht von deiner Einschätzung abhängig«, erinnerte ich ihn. »Sei nicht so vorschnell mit deinem Urteil, Emerson. Wir wissen doch noch gar nicht, welche Art von Assistenztätigkeit überhaupt vonnöten sein wird.«
    Stunde um Stunde trugen die Männer körbeweise Mörtel und Geröll nach oben. Der Gang wurde länger. Zwei, vier, sechs Meter … Endlich, am Spätnachmittag, zeichnete sich der Türsturz eines weiteren Durchlasses ab. Die Räumarbeiten wurden unterbrochen, derweil untersuchten Ramses und Howard den freigelegten Türbalken.
    »Hier verhält es sich ähnlich wie mit der Außentür«, berichtete Ramses. »Sie ist mindestens zweimal aufgebrochen und dann neu verputzt sowie versiegelt worden.«
    »Na wenn schon«, grinste Carter und wischte sich den Staub von der verschwitzten Stirn. »Legen wir doch erst einmal die ganze Tür frei.«
    Die erschöpften Männer machten sich wieder an die Arbeit. »Weshalb ist er eigentlich so gut gelaunt?«, wollte ich von Emerson wissen.
    Die Hände in den Hosentaschen vergraben, seinen Blick starr auf die gähnende Graböffnung geheftet, antwortete Emerson: »Der Inhalt eines unversehrten Grabes gehört komplett der Antikenverwaltung. Es hat eine Weile gedauert, bis ihm das dämmerte.«
    »Ah, verstehe. Und wenn das Grab schon einmal geöffnet war –«
    »Dann wird der Inhalt mit den Entdeckern geteilt.«
    Die nun folgende Stunde zog sich unendlich langsam hin. Howard rauchte eine Zigarette nach der anderen. Endlich war der gesamte Durchlass zugänglich. Carter und Carnarvon gingen nach unten, begleitet von Lady Evelyn und Mr Callender. Wir wurden zwar nicht zu einer Besichtigung eingeladen, dennoch fühlte ich mich verpflichtet, den Herrschaften zu folgen. Zumal Howard nach meinem Dafürhalten hart am Rande eines Nervenzusammenbruchs vorbeischrammte und es um Carnarvon gesundheitlich noch heikler stand. Die beiden gehörten zweifellos unter medizinische Beobachtung.
    Nach der sonnenbeschienenen Treppe war es in dem abschüssigen Gang stockdunkel. Ich tastete mich mit den Händen an der Wand vorwärts. Ein ganzes Stück weiter vor mir entdeckte ich den schwankenden Lichtkegel ihrer Taschenlampen. Auf einmal drang Howards sonore, jedoch vom Echo verzerrte Stimme zu mir. »Dahinter ist ein Hohlraum, zumindest so weit die Eisenstange reicht.«
    Demzufolge hatte er ein Loch in die Tür gebohrt. Mein Herzschlag beschleunigte. Ich blieb stehen, eine Hand auf die Wand gestützt. Hoffentlich besaß Howard vor einer Erweiterung der Öffnung die Geistesgegenwart, mit einer Kerzenflamme zu prüfen, ob die Luft eventuell toxisch wäre. Von der leise

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