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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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herumzuspielen. Selbst Sethos redete nur das Nötigste. Seine entrückte Miene reaktivierte mein Misstrauen, das ich mühsam verdrängt hatte. Er plante irgendetwas und wollte nicht darüber sprechen.
    Statt mit uns den Kaffee im Salon einzunehmen, entschuldigte sich Nefret.
    »Ich bin entsetzlich müde, und ich möchte noch rasch nach den Zwillingen schauen.«
    »Komm, ich begleite dich eben.« Ramses bot ihr seinen Arm.
    Sie lachte melodisch auf und gähnte. »Das brauchst du nicht, Liebling. Ich gehe schnurstracks ins Bett.«
    Ramses raunte ihr etwas zu, worauf sie erneut lachte. »Danke, äußerst liebenswürdig, Sir.«
    Stillvergnügt lächelnd sinnierte ich, wie schön es war, die beiden derart verliebt zu sehen. Über dem aufregenden Grabfund hatte Ramses seine familiären Verpflichtungen keineswegs vergessen. Sie gingen Arm in Arm hinaus, sein dunkler Schopf zärtlich an ihren goldblonden geschmiegt. Das kleine Zwischenspiel entging Emerson. Er reagierte nicht einmal auf Nefrets leise gehauchtes »Gute Nacht«. Nachdem ich es mit zwangloser Konversation probiert und nicht mehr Resonanz bekommen hatte als Nefret, wurde es mir dann doch zu bunt.
    »Was ist es denn jetzt?«, platzte ich heraus. »Dein seltsames Verhalten stimmt mich äußerst misstrauisch, Emerson. Ich hoffe doch sehr, dass du nichts Unkollegiales vorhast. Falls du dich mit dem absurden Einfall trägst, in dieses Grab einbrechen zu wollen –«
    Wie ein kauernder Raubvogel, der seine gewaltigen Schwingen ausbreitet, straffte Emerson die Schultern und erhob sich bedächtig. Er fixierte mich mit einem Blick, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Mein kongenialer Schwager brach in schallendes Gelächter aus. »Um darauf zu kommen, hast du aber lange gebraucht. Ich befürchtete schon, ich müsste dich brutal auf diese Möglichkeit stoßen.«
    »Das hast du bereits getan«, giftete ich, da es mir wie Schuppen von den Augen fiel. »Hast du nicht gesagt, Sie werden warten, bis der Gang freigelegt ist? Grundgütiger!«
    »Von wegen Möglichkeit«, brummelte Emerson. »Es ist eine Tatsache. Sie werden es tun. Hundertprozentig. Und vermutlich sind sie nicht die Einzigen.«
    »Sie ist direkt ins Bett gegangen«, sagte Ramses von der Tür her. »Da dachte ich, ich geselle mich noch ein Weilchen zu euch. Ist irgendwas?«
    Emerson schnellte zu ihm herum. »Los, komm mit.«
    Obwohl an die Exzentrik seines Vaters gewöhnt, machte Ramses große Augen und wölbte fragend die dichten Brauen. »Wohin?«
    »Ins Tal natürlich.« Emerson schob sich an ihm vorbei. »Beeil dich.«
    »Wartet auf mich!«, rief ich. Ich ließ meinen Stickrahmen fallen. Grinsend erhob sich Sethos.
    »Wartet auf mich«, wiederholte ich, diesmal zu Ramses. Emerson war schon weg.
    Ich stürzte durch den Flur in mein Zimmer. Meine Siebensachen lagen wie üblich griffbereit. Ich nahm mir meinen Schirm und zwei Taschenlampen; zum Umziehen blieb mir keine Zeit mehr, und meinen sperrigen Utensiliengürtel musste ich notgedrungen auch zurücklassen. Dann lief ich zurück in den Salon. Gottlob hatten Sethos und Ramses auf mich gewartet.
    »Denkt ihr, was ich denke?«, fragte Ramses.
    »Ja. Vielleicht. Keine Ahnung«, zischte ich aufgeregt. Sethos hatte von Dieben gesprochen, die es auf das Grab abgesehen hätten. Hatte Emerson etwa auch Dritte gemeint?
    Entferntes Schimpfen von Emerson gemahnte uns zur Eile. »Er will gar nicht selbst in das Grab eindringen«, japste ich, bemüht, mit Ramses’ Tempo Schritt zu halten. »Zumindest glaube ich das nicht. Ich hatte ihn deswegen schon verdächtigt, und da knurrte er … irgendwas in der Richtung, dass sie es tun werden und vermutlich auch nicht die Einzigen sind.«
    »Mist«, knirschte Ramses. »Wieso bin ich darauf nicht selbst gekommen?«
    Sethos räusperte sich vernehmlich.
    Kurz darauf ritten wir los. Ich muss ein hübsches Bild abgegeben haben: im Damensattel, der Rock bis zu den Knien hochgerutscht, die Frisur mehr oder weniger ramponiert. Aber derartige Petitessen kümmerten mich nicht, denn ich war mit drängenderen Problemen beschäftigt.
    Ich hatte auch nicht daran gedacht, obwohl es naheliegend war. Natürlich würden Carter und sein Mäzen im Schatten der Dunkelheit zu der Gruft zurückkehren und in die verheißungsvolle Kammer einbrechen. Ob sie das Recht dazu hatten, war fraglich. Nach Emersons rigiden Standards zu urteilen, hätte niemand den Raum betreten dürfen, bevor nicht auch der hinterste Winkel fotografisch archiviert

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