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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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schneeweiß, zu voll.
    Sir Malcolm quittierte meine kleine Spitze mit einem Lächeln. »Ein interessanter Abend, nicht wahr? Darf ich mich für ein paar Minuten zu Ihnen gesellen?«
    »Aber gewiss doch«, erwiderte ich. »Erinnern Sie sich noch an Anthony Bissinghurst? Sie haben sich im letzten Jahr kurz kennengelernt.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Sie wiederzusehen, Mr Bissinghurst.« Sir Malcolm verbeugte sich erneut, sehr galant, und fixierte Sethos intensiv. »Wie mir zu Ohren gekommen ist, sind Sie Mitglied der Emersonschen Crew. Als Exkavator oder?«
    »Mein Fachgebiet sind demotische Schriften«, erklärte Sethos. »Ich werde die große Ehre haben, mein Wissen mit einem Experten wie Ramses Emerson zu vertiefen.«
    Der Kellner kam, um unsere Bestellungen aufzunehmen. Ich bat ihn, einen weiteren Stuhl an unseren Tisch zu schieben. Mein Schwager musterte Sir Malcolm mit unverhohlenem Interesse und merkte sich jedes Detail. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht vorhätte, ein weiteres Mal in die Identität des fraglichen Gentleman zu schlüpfen. Im Vorjahr hatte er das kurz probiert und war haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt, da der echte Sir Malcolm urplötzlich bei uns auftauchte. Ich hätte mir fast gewünscht, es wäre zu einer Konfrontation der beiden gekommen – Sir Malcolm im Doppelpack, von Angesicht zu Angesicht, gleichermaßen schockiert. Da wäre selbst dem eloquenten Halbbruder meines Göttergatten nichts Gescheites mehr eingefallen, womit er sich geschickt aus der Affäre hätte ziehen können.
    »Mutter.« Nefret tippte mich behutsam an. In diese reizvolle Vorstellung versunken, hatte ich den Gesprächsfaden verloren. Sir Malcolm hatte mich etwas gefragt.
    »Wie bitte?«, fragte ich.
    »Ich will es einmal direkter formulieren«, sagte der Sir, der meine leichte Entrücktheit irrtümlich für Verblüffung hielt. »Ich glaube, wir können uns gegenseitig helfen, Mrs Emerson. Ihr werter Gatte will doch immer noch bei diesem Grab mitmischen. Ich kann mich für ihn einsetzen.«
    »Unmöglich.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Überhaupt nicht. Carnarvons Torheit, sich illegal in dem Grab aufzuhalten, bringt ihn in eine zweifelhafte Lage. Wenn Monsieur Lacau zu überzeugen wäre, dass Seine Lordschaft und Carter wertvolle Artefakte mitgehen ließen, hätte die Antikenverwaltung jede Handhabe, ihre Konzession zu annullieren.«
    Aus Nefrets Kehle rang sich ein gequältes Stöhnen, gleichwohl überließ sie es mir zu antworten. Ich schwieg beharrlich, während ich den infamen Vorschlag erwog. Sir Malcolm fuhr mit wachsender Begeisterung fort: »Bislang sind es nur Gerüchte. Aber wenn Sie und ich – sowie die weiteren nächtlichen Beteiligten – zu Monsieur Lacau gingen und wir uns gegenseitig unsere Zeugenaussagen bestätigten, dann könnte er es nicht länger ignorieren. Und wenn doch, dann müsste man ihm eben mit einer öffentlichen Enthüllung drohen. Sie haben Freunde im Zeitungsgewerbe; einer dieser Journalisten war ebenfalls Zeuge von Carnarvons Aktion. Er würde sich die Finger lecken nach so einer Story.«
    »Wie ich sehe, haben Sie alles bis ins Kleinste durchdacht«, sagte ich.
    »Der Professor ist eine unanfechtbare Autorität«, salbaderte Sir Malcolm unbeirrt weiter. »Seine Reputation ist außerordentlich. Niemand würde darauf kommen, dass er und ich – ähm –«
    »Gemeinsame Sache machen«, murmelte ich. »Sehr richtig. Dass er Sie nicht ausstehen kann, ist schließlich ein offenes Geheimnis. Wenn Ihr Plan Erfolg hätte, würden Sie aber doch sicher erwarten, dass wir uns erkenntlich zeigen, nicht?«
    Sir Malcolms fahle Wangen nahmen einen fiebrigen Rotton an. »Sie haben die Grabbeigaben gesehen. Jedes dieser Stücke wäre die Trophäe in einer Sammlung.«
    Nefret konnte sich nicht mehr beherrschen. »Wie können Sie so etwas vorschlagen?«, platzte sie heraus.
    »Na, na«, beschwichtigte ich. »Ich möchte ja nicht unhöflich sein, Sir Malcolm, aber ich denke, Sie gehen jetzt besser, bevor meine Tochter etwas Unüberlegtes tut. Sie ist eine ungemein integre Person, müssen Sie wissen.«
    Der subtile Hinweis stieß bei Sir Malcolm auf taube Ohren. Er war ein leidenschaftlicher Sammler, ein prinzipienloser Fanatiker, aber auch ein cleverer Stratege, der wusste, wann er sein Pulver verschossen hatte. Er erhob sich, winkte seinem Diener, der zu ihm hastete und ihm seinen Spazierstock reichte.
    »Überlegen Sie es sich, Mrs Emerson, und beraten Sie sich mit Ihrem werten

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