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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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der Schüssel da ist der Hasenpfeffer – ach, ich kann Ihnen auch selber einen Teller zusammenstellen.« Was sie auch gleich tat. Sie nahm einen Plastikteller, häufte ihn mit Leckereien voll und reichte ihn anschließend Shadow. Dann sah sie Wednesday an. »Willst du nicht auch was essen?«
    »Ich stehe ganz zu deinen Diensten, meine Liebe.«
    »Du«, sagte sie zu ihm, »redest so viel Scheiße, dass man sich fragt, wieso deine Zähne nicht braun sind.« Sie gab ihm einen leeren Teller. »Bedien dich selbst«, sagte sie.
    Die hinter ihr stehende Nachmittagssonne ließ ihr Haar in einer Platinaureole erstrahlen. »Shadow«, sagte sie, während sie herzhaft in eine Hühnerkeule biss. »Das ist ein netter Name. Warum nennen Sie sich so?«
    Shadow befeuchtete mit der Zunge seine Lippen. »Als ich noch ein Kind war«, sagte er, »lebten wir, meine Mutter und ich, also, wir waren, ich meine, sie war, na ja, eine Art Sekretärin bei einem Haufen von amerikanischen Botschaften. Wir sind von Stadt zu Stadt gezogen, durch ganz Nordeuropa. Irgendwann ist sie krank geworden und musste sich vorzeitig pensionieren lassen, da sind wir dann in die Staaten zurückgekehrt. Ich wusste nie, was ich mit den anderen Kindern reden sollte, deswegen habe ich mir immer Erwachsene ausgesucht und bin ihnen überallhin wie ein Schatten gefolgt, ohne was zu sagen. Ich brauchte einfach die Nähe von Leuten, nehme ich mal an. Ich weiß nicht. Ich war damals ein etwas klein geratener Junge.«
    »Sie sind aber doch noch gewachsen«, sagte sie.
    »Ja«, sagte Shadow. »Ich bin gewachsen.«
    Sie wandte sich wieder an Wednesday, der eifrig etwas aus einer Schüssel löffelte, das nach kaltem Gumbo aussah. »Ist das der Junge, der überall für so viel Aufregung gesorgt hat?«
    »Du hast davon gehört?«
    »Ich halte die Ohren offen«, sagte sie. Und zu Shadow: »Gehen Sie denen aus dem Weg. Es gibt zu viele Geheimgesellschaften da draußen, und die kennen keine Loyalität und keine Liebe. Ob kommerziell, unabhängig oder staatlich, die sitzen alle im gleichen Boot. Es gibt welche darunter, deren Kompetenz zweifelhaft ist, aber auch solche, die äußerst gefährlich sind. He, alter Wolf, ich habe neulich einen Witz gehört, der dir gefallen müsste. Woher weiß man, dass der CIA nichts mit der Kennedy-Ermordung zu tun hatte?«
    »Den kenn ich schon«, sagte Wednesday.
    »Schade.« Sie wandte sich wieder Shadow zu. »Aber das Gruselkabinett, also die Leute, die Sie kennen gelernt haben, die sind noch wieder was anderes. Die existieren, weil jeder weiß, dass sie existieren müssen.« Sie leerte ihren Pappbecher, in dem sich vermutlich Weißwein befunden hatte, und erhob sich. »Shadow ist ein guter Name«, sagte sie. »Ich möchte jetzt einen Moccacino. Kommt mit.« Sie ging los.
    »Was ist mit dem Essen?«, fragte Wednesday. »Du kannst es doch nicht einfach hier liegen lassen.«
    Sie lächelte ihm zu, zeigte auf das Mädchen mit dem Hund und streckte dann die Arme aus, wie um die Haight und die ganze Welt zu umfassen. »Sollen sie sich davon laben«, sagte sie und ging weiter, sodass Wednesday und Shadow sehen mussten, dass sie hinterherkamen.
    »Denk dran«, sagte sie zu Wednesday, nachdem die beiden aufgeschlossen hatten, »ich bin reich. Mir geht es prima. Warum sollte ich dir also beistehen?«
    »Du bist eine von uns«, sagte er. »Du bist genauso vergessen und ungeliebt wie wir alle. Da ist es doch ziemlich ersichtlich, auf wessen Seite du stehen solltest.«
    Sie kamen zu einem Straßencafé und gingen hinein. Es gab nur eine Kellnerin, eine, die ein Augenbrauen-Piercing sozusagen als Kastenzeichen trug, und eine Frau hinter dem Tresen, die für das Kaffeekochen zuständig war. Die Kellnerin kam mit einem automatischen Lächeln auf sie zu, wies ihnen Plätze an und nahm dann ihre Bestellungen entgegen.
    Easter legte ihre schmale Hand auf Wednesdays eckige graue Rechte. »Ich sag’s dir doch«, sagte sie. »Mir geht es großartig. An meinen Festtagen tun sie sich immer noch an Eiern und Kaninchen gütlich, an Süßem und an Fleisch, um Wiedergeburt und Kopulation symbolisch darzustellen. Sie stecken sich Blüten an die Hüte und schenken sich gegenseitig Blumen. Sie tun es in meinem Namen. Jedes Jahr werden es sogar mehr. In meinem Namen, alter Wolf.«
    »Und du wirst von ihrem Gottesdienst und ihrer Liebe reich und fett?«, sagte er kühl.
    »Sei doch nicht so ein Arschloch.« Plötzlich klang sie sehr müde. Sie nippte an ihrem

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