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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Er stieg in den hinteren Teil des Winnebago, wo er sich Mantel, Stiefel und Handschuhe anzog. Dann kletterte er aus dem Fahrzeug und sagte: »Okay. Gehen wir.«
    Wednesday sah ihn mit Belustigung, aber auch noch einem anderen Ausdruck an – Ärger vielleicht. Oder Stolz. »Warum protestieren Sie nicht?«, fragte er. »Warum verkünden Sie nicht großspurig, dass das alles ganz unmöglich ist? Warum zum Teufel tun Sie einfach, was ich sage, und bleiben dabei so verdammt ruhig?«
    »Weil Sie mich nicht dafür bezahlen, Fragen zu stellen«, erwiderte Shadow. Dann sagte er, und die ganze Wahrheit, die darin lag, überfiel ihn erst, als ihm die Worte aus dem Mund kamen: »Außerdem kann mich seit der Sache mit Laura sowieso nichts mehr überraschen.«
    »Seit sie von den Toten zurückgekehrt ist?«
    »Seit ich erfahren habe, dass sie mit Robbie gevögelt hat. Das hat richtig wehgetan. Alles andere kratzt nur ein bisschen an der Oberfläche. Wo wollen wir jetzt hin?«
    Wednesday deutete mit dem Finger nach vorn, und sie marschierten los. Bei dem Boden, auf dem sie gingen, handelte es sich um irgendeine Art Gestein, glatt und vulkanisch, hin und wieder auch glasig. Die Luft war frisch, aber nicht winterkalt. Mit unbeholfenen Seitenschritten stiegen sie den Hügel hinunter. Sie stießen auf einen unebenen Pfad und folgten ihm. Shadow blickte hinunter zum Fuß des Hügels.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte er, aber Wednesday legte nur einen Finger an die Lippen und schüttelte schroff den Kopf. Stille.
    Es sah aus wie eine mechanische Spinne aus blauem Metall und mit glitzernden LED-Lampen, besaß aber die Größe eines Traktors. Das Ding hockte am Fuß des Hügels. Hinter ihm lag eine Reihe von Knochen, daneben jeweils eine flackernde Flamme, kaum größer als ein Kerzenlicht.
    Wednesday bedeutete Shadow, sich von diesen Gegenständen fern zu halten. Shadow machte einen Schritt zur Seite, was sich auf diesem glatten Untergrund als Fehler erwies, denn er verdrehte sich dabei den Knöchel und stürzte holterdiepolter, rollend und rutschend, den Hang hinab. Im Vorbeirauschen griff er nach einem Felsstück, worauf der gezackte Obsidian ihm den Lederhandschuh aufriss, als wäre er aus Papier.
    Shadow landete unten am Hügel zwischen der mechanischen Spinne und den Knochen.
    Er stützte sich auf, um auf die Füße zu kommen, hatte dadurch unversehens ein Stück Knochen in der Hand, offenbar einen Schenkelknochen, und …
    … stand auf einmal im Tageslicht, rauchte eine Zigarette und sah auf seine Armbanduhr. Um ihn herum standen Autos, einige leer, andere nicht. Er wünschte, er hätte auf den letzten Becher Kaffee verzichtet. Er musste ganz dringend pinkeln, und langsam wurde es wirklich kritisch.
    Einer von den örtlichen Polizeikräften kam auf ihn zu, ein bulliger Typ mit angegrautem Seehundschnäuzer. Den Namen des Mannes hat er schon wieder vergessen.
    »Ich weiß nicht, wie Sie uns entgehen konnten«, sagt Mr. Örtliche Polizeikraft entschuldigend und gleichzeitig verwirrt.
    »Es war eine optische Täuschung«, antwortete er. »Das kommt bei ungewöhnlichem Wetter schon mal vor. Der Dunst. Vermutlich eine Luftspiegelung. Sie sind auf einer anderen Straße gefahren. Wir dachten, es wäre diese.«
    Mr. Örtliche Polizeikraft wirkt enttäuscht. »Aha. Ich dachte schon, es wäre vielleicht so eine Geschichte wie bei Akte X «, sagt er.
    »So was Aufregendes ist es leider nicht.« Er leidet gelegentlich unter Hämorrhoiden, und sein Arsch hat gerade auf eine Weise zu jucken angefangen, die einen neuerlichen Anfall ankündigt. Er wünscht sich auf den Beltway in Washington zurück. Er wünschte, es wäre ein Baum in der Nähe, hinter den er sich stellen könnte: Der Harndrang wird immer schlimmer. Er wirft die Zigarette zu Boden und tritt drauf.
    Mr. Örtliche Polizeikraft geht zu einem der Streifenwagen und bespricht etwas mit dem Fahrer. Beide schütteln den Kopf.
    Er zieht sein Telefon hervor, ruft das Menü auf, blättert und geht zum Eintrag »Wäscherei«, der ihn so amüsiert hat, als er ihn eintippte – eine Anspielung auf die Fernsehserie Solo für O.N.C.E.L. und plötzlich fällt ihm auf, dass das ja gar nicht stimmt, da war es doch eine Schneiderei gewesen; was er meinte, war die Serie Mini Max oder die unglaublichen Abenteuer des Maxwell Smart , und er bekommt wieder dieses seltsame Gefühl, immer noch, nach all den Jahren, ist es ihm etwas peinlich, dass ihm als Kind nicht aufgegangen war, dass es sich da um

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