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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Fahrer an, dann ließ er das Fenster herunter. »Das hier ist nicht korrekt«, sagte Chad. »Ich wollte das nur noch mal gesagt haben.«
    »Ihre Einwände sind zur Kenntnis genommen worden und werden an die zuständigen Stellen weitergeleitet«, sagte der Fahrer.
    Die Pforte zur Außenwelt öffnete sich. Es schneite immer noch, die Flocken taumelten durchs Schweinwerferlicht. Der Fahrer stellte den Fuß aufs Gas, und dann fuhren sie die Straße zurück auf die Main Street.
    »Haben Sie das mit Wednesday gehört?«, sagte der Fahrer. Seine Stimme klang jetzt verändert, älter, vertraut. »Er ist tot.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Shadow. »Ich hab’s im Fernsehen gesehen.«
    »Diese Scheißer«, sagte der weiße Beamte. Es war das Erste, was er überhaupt sagte; seine Stimme war rau und akzentschwer, und es war, wie beim Fahrer, eine Stimme, die Shadow kannte. »Ich sag euch, das sind Scheißer, diese Scheißer.«
    »Danke, dass ihr mich rausgeholt habt«, sagte Shadow.
    »Keine Ursache«, sagte der Fahrer. Im Licht eines entgegenkommenden Autos wirkte sein Gesicht bereits älter. Er sah jetzt auch kleiner aus. Als Shadow ihn das letzte Mal sah, hatte er zitronengelbe Handschuhe und ein kariertes Jackett getragen. »Wir waren gerade in Milwaukee. Mussten wie die Teufel fahren, nachdem Ibis uns angerufen hat.«
    »Dachten Sie, wir gucken zu, wie die Sie einsperren und auf den Stuhl schicken, wo ich doch noch darauf warte, Ihnen den Kopf mit dem Hammer zu zertrümmern?«, fragte der weiße Hilfssheriff finster, während er in seiner Tasche nach einer Packung Zigaretten kramte. Sein Akzent war osteuropäisch.
    »Die richtige Kacke fängt in einer Stunde oder noch weniger an zu dampfen«, sagte Mr. Nancy, der sich mit jedem Augenblick ähnlicher wurde, »wenn nämlich wirklich jemand kommt, um Sie abzuholen. Wir halten kurz, bevor wir auf den Highway fahren, um Sie von den Fesseln zu befreien und in Ihre eigenen Klamotten zu stecken.« Tschernibog hielt grinsend einen Handschellenschlüssel hoch.
    »Der Schnäuzer gefällt mir«, sagte Shadow. »Passt zu Ihnen.«
    Tschernibog strich sich mit einem vergilbten Finger über die Barthaare. »Danke.«
    »Wednesday«, sagte Shadow. »Ist er wirklich tot? Das war nicht nur irgendso ein Trick?«
    Er begriff, dass er sich, so töricht es war, an einer trügerischen Hoffnung festgehalten hatte. Aber Nancys Gesichtsausdruck verriet ihm alles, was er wissen musste, und die Hoffnung starb.

ankunft in amerika
     
     
    14000 v. Chr.
     
    Kalt war es und dunkel, als sie die Vision hatte, denn im fernen Norden war das Tageslicht eine graulich trübe Zeit in der Mitte des Tages, der kam und ging und wieder kam: ein Zwischenspiel in der andauernden Dunkelheit.
    Sie waren kein großer Stamm, auch nicht nach den Maßstäben jener Zeit, sie waren Nomaden der Nördlichen Ebene. Einen Gott hatten sie, der der Schädel eines Mammuts war und das zu einem groben Umhang geformte Fell eines solchen. Nunyunnini nannten sie ihn. Wenn sie nicht auf Wanderschaft waren, ruhte er in Mannshöhe auf einem Holzrahmen.
    Sie war die heilige Frau des Stammes, die Hüterin seiner Geheimnisse, und ihr Name war Atsula, die Füchsin. Atsula wanderte vor den zwei Stammesbrüdern, die den Gott auf langen Stangen trugen. Man hatte ihn mit Bärenfellen verhängt, damit er nicht von respektlosen Augen, und auch nicht zu Zeiten, da er nicht heilig war, gesehen werde.
    Sie durchstreiften die Tundra mitsamt ihren Zelten. Das edelste der Zelte war aus Karibufellen gefertigt, es war das heilige Zelt, und sie saßen zu viert darin: Atsula, die Priesterin, Gugwei, der Stammesälteste, Yanu, der Kriegsführer, und Kalanu, die Kundschafterin. Sie rief sie zu sich an diesen Ort, am Tage, nachdem sie ihre Vision empfangen hatte.
    Atsula schabte etwas Flechte ins Feuer, dann warf sie, mit ihrer verkrüppelten linken Hand, getrocknetes Laub hinein: Es entstand ein grauer, in den Augen beißender Rauch, der einen Geruch verströmte, der scharf und seltsam war. Dann nahm sie einen hölzernen Kelch von dem hölzernen Gestell und reichte ihn an Gugwei weiter. Der Kelch war halb gefüllt mit einer dunkelgelben Flüssigkeit.
    Atsula hatte die pungh -Pilze gefunden – jeder davon besaß sieben Punkte, und nur eine wahrhaft heilige Frau konnte einen siebenpunktigen Pilz finden –, sie hatte sie in der Dunkelheit des Mondes gesammelt und auf einer Schnur aus Hirschknorpel getrocknet.
    Gestern hatte sie vor dem Schlafengehen die drei

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