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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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würde die Angelegenheit ihm in gewisser Hinsicht Spaß bereiten. Als die Einstellung wieder scharf wurde, setzte mit einem Knacken der Ton ein.
    Der Mann mit dem Rücken zur Kamera sagte gerade:»… wir anbieten, ist die Chance, die Sache zu beenden, hier und jetzt, kein weiteres Blutvergießen, keine weiteren Aggressionen, kein Schmerz, keine weiteren Verluste an Leben. Wäre es nicht gerechtfertigt, dafür auch ein wenig aufzugeben?«
    Wednesday brach seine Wanderung ab und drehte sich um. Er blähte die Nasenlöcher. »Erstens«, knurrte er, »sollten Sie sich klar machen, dass Sie von mir verlangen, für uns alle zu sprechen. Was ein offenkundiger Unfug ist. Wie um alles in der Welt kommen Sie, zweitens, darauf, ich würde glauben, dass ihr Leute euer Wort halten werdet?«
    Der Mann mit dem Rücken zur Kamera bewegte den Kopf. »Sie tun sich selber Unrecht«, sagte er. »Dass ihr keine Führer habt, ist klar. Aber Sie sind derjenige, auf den die anderen hören. Sie achten auf das, was Sie sagen. Und was das Worthalten betrifft, nun, diese Vorgespräche werden gefilmt und live übertragen.« Er zeigte nach rückwärts auf die Kamera. »Einige Ihrer Leute schauen in diesem Augenblick zu. Andere werden Videoaufzeichnungen zu sehen bekommen. Die Kamera lügt nicht.«
    »Jeder lügt«, sagte Wednesday.
    Shadow erkannte die Stimme des Mannes mit dem Rücken zur Kamera. Es war Mr. World, der Mann, der mit Town auf dem Handy gesprochen hatte, als Shadow in Towns Kopf war.
    »Sie glauben uns nicht«, sagte Mr. World, »dass wir unser Wort halten werden?«
    »Ich glaube, dass Ihre Versprechen gemacht sind, um gebrochen zu werden, und Ihre Eide nur dazu, ihnen wieder abzuschwören. Aber ich werde mein Wort halten.«
    »Freies Geleit ist freies Geleit«, sagte Mr. World, »und die Parlamentärflagge ist das, worauf wir uns geeinigt hatten. Ich sollte Ihnen übrigens mitteilen, dass Ihr junger Protege sich wieder in unserem Gewahrsam befindet.«
    Wednesday schnaubte. »Nein«, sagte er. »Das glaube ich nicht.«
    »Wir waren dabei, Möglichkeiten zu erörtern, wie mit dem anstehenden Paradigmenwechsel umzugehen ist. Wir müssen nicht Feinde sein. Oder?«
    Wednesday zeigte sich erschüttert. »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um …«
    Shadow bemerkte etwas Seltsames an Wednesdays Bild auf dem Fernsehbildschirm. Ein rotes Glitzern brannte auf seinem linken, dem Glasauge. Der Punkt hinterließ ein phosphoreszierendes Nachbild, sobald er sich bewegte. Wednesday schien sich dessen nicht bewusst zu sein.
    »Wir leben in einem großen Land«, sagte Wednesday bedächtig. Er bewegte dabei den Kopf, und der rote Laserpunkt rutschte auf seine Wange. Gleich darauf schob er sich wieder auf das Glasauge. »Es bietet Platz für …«
    Es gab einen Knall, der von den Fernsehlautsprechern gedämpft wurde, und eine Seite von Wednesdays Kopf explodierte. Sein Körper sackte nach hinten.
    Mr. World erhob sich und ging aus dem Bild.
    »Das wollen wir noch einmal sehen, diesmal in Zeitlupe«, sagte die Stimme der Sprecherin beruhigend.
    Aus dem Schriftzug DIREKTÜBERTRAGUNG wurde WIEDERHOLUNG. Langsam bewegte sich jetzt der rote Laserzeiger auf seinen Zielpunkt, Wednesdays Glasauge, zu, und wieder löste sich seine Gesichtshälfte in eine Wolke von Blut auf. Standbild.
    »Ja, es ist immer noch God’s Own Country«, sagte die Sprecherin, ganz Nachrichtenreporterin, die einen abschließenden Kommentar lieferte. »Die Frage ist nur, welche Götter sind gemeint?«
    Eine andere Stimme – Shadow glaubte, sie als die von Mr. World zu erkennen, jedenfalls hatte sie dieselbe halbvertraute Eigenart – sagte: »Wir schalten nun zu Ihren im Programm ausgewiesenen Sendungen zurück.«
    Bei Cheers versicherte Coach seiner Tochter gerade, dass sie wirklich äußerst schön sei, genau wie ihre Mutter.
    Das Telefon klingelte, und Officer Liz schreckte hoch. Sie nahm den Hörer ab. »Okay. Okay. Ja. Okay.« Sie legte den Hörer auf, erhob sich und sagte zu Shadow: »Ich muss Sie jetzt doch in die Zelle stecken. Gehen Sie aber nicht aufs Klo. Die Leute vom Sheriffsamt in Lafayette müssten bald hier sein, um Sie abzuholen.«
    Sie nahm ihm Handschellen und Fußfesseln ab und sperrte ihn in die Wartezelle. Bei geschlossener Tür war der Gestank noch unerträglicher.
    Shadow setzte sich auf das Betonbett, holte den Libertydollar aus der Socke und bewegte ihn vom Finger zur Innenhand, von einer Position zur anderen, von einer Hand in die andere,

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