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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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sitzt auf dem Rand der Toilettenschüssel und versucht, die Feuchtigkeit abzuschütteln, ehe sie zaghaft auf den Boden springt. Es ist eine riesige Ratte, sie schlittert erst und pirscht dann über die Fliesen durch den zweiten Badezimmereingang in die Küche, wo ich ihr zu der Tüte mit Pizzaresten von Le Madri folge, die aus irgendeinem Grund neben dem Mülleimer von Zona auf der gestrigen Ausgabe der New York Times auf dem Boden steht, und die Ratte packt, vom Geruch angelockt, die Tüte mit der Schnauze und schüttelt wie ein Hund den Kopf, um an die Lauch-Ziegenkäse-Trüffel-Pizza zu kommen, wild quiekend vor Hunger. Ich stehe so unter Halcion, daß die Ratte mir weniger Sorgen macht, als sie wahrscheinlich sollte.
    Um die Ratte zu fangen, kaufe ich eine extra-große Mausefalle in einem Haushaltswaren-Geschäft an der Amsterdam. Außerdem beschließe ich, die Nacht in unserer Familien-Suite im Carlyle zuzubringen. Außer einer Ecke Brie im Kühlschrank habe ich nichts an Käse im Haus, und ehe ich das Apartment verlasse, lege ich das ganze Stück – es ist eine wirklich fette Ratte – mit einer sonnengetrockneten Tomate und einem Sträußchen Dill apart garniert auf die Falle und spanne sie. Aber als ich am nächsten Morgen zurückkomme, hat die Falle die Ratte wegen ihrer enormen Größe nicht getötet. Die Ratte liegt nur da, gefangen, quiekend, und peitscht mit ihrem scheußlich öligen, rosa durchscheinenden Schwanz den Boden; er ist so lang wie ein Bleistift und doppelt so dick und macht jedesmal ein klatschendes Geräusch, wenn er auf das Parkett aus weißer Eiche schlägt. Mit einer Kehrschaufel – nach der ich erst eine gottverdammte Stunde suchen muß – treibe ich die verletzte Ratte in die Enge, als sie sich gerade aus der Falle befreit hat, und hebe das Biest hoch, was sie in Panik versetzt und sie noch lauter quietschen läßt; sie zischt mich an und fletscht ihre kleinen gelben Rattenzähne, und ich kippe sie in eine Bergdorf-Goodman-Hutschachtel. Aber dann bahnt sich das Biest seinen Weg nach draußen, und ich muß es in der Spüle einquartieren, die ich mit einem durch nie benutzte Kochbücher beschwerten Brett abdecke, während ich in der Küche sitze und über Möglichkeiten nachdenke, Mädchen mit diesem Tier zu quälen (daß mir jede Menge einfallen, ist nicht weiter verwunderlich), und eine Liste mache, auf der, abgesehen von der Rattenfolter, das Aufschneiden und Aushöhlen beider Brüste und eng um den Kopf geschlungener Stacheldraht vermerkt sind.

Noch ein Abend
    McDermott und ich sind heute abend zum Dinner bei 1500 verabredet, und er ruft mich um halb sieben rum an, vierzig Minuten vor unserer verabredeten Zeit (er konnte zu keiner anderen Zeit für uns reservieren außer um zehn nach sechs oder um neun, wenn das Restaurant zumacht – es ist auf kalifornische Küche spezialisiert, und die Dinnerzeiten sind ein lieber Brauch, den sie aus diesem Staat importiert haben), und obwohl ich gerade dabei bin, mir mit Zahnseide die Zähne zu reinigen, liegen meine sämtlichen Funktelefone neben dem Waschbecken im Badezimmer, und ich kann das rechte beim zweiten Klingeln abheben. Bis jetzt trage ich eine schwarze Armani-Hose, ein weißes Armani-Hemd und einen rot-schwarzen Armani-Schlips. McDermott läßt mich wissen, daß Hamlin mitkommen will. Ich bin hungrig. Es entsteht eine Pause.
    »Und?« frage ich, meinen Schlips richtend. »Okay.«
    »Und?« McDermott seufzt. »Hamlin will nicht ins 1500.«
    »Warum nicht?« frage ich und drehe den Wasserhahn zu. »Er war gestern abend da.«
    »Also … was versuchst du, McDermott, mir mitzuteilen?«
    »Daß wir woanders hingehen«, sagt er.
    »Wohin?« frage ich mißtrauisch.
    » Ham lin hat Alex Goes to Camp vorgeschlagen«, sagt er.
    »Moment. Ich plaxe.« Nachdem ich die Antiplaque-Spülung in meinem Mund durchgespült und meinen Haaransatz im Spiegel überprüft habe, spucke ich das Plax aus. »Veto. Is nicht. Da war ich letzte Woche.«
    »Ich weiß. Ich auch«, sagt McDermott. »Außerdem ist es billig. Wo sollen wir sonst hingehen?«
    »Hatte Hamlin keinen verdammten Alternativvorschlag?« knurre ich irritiert.
    »Ähm, nein.«
    »Dann ruf ihn an und laß dir einen machen«, sage ich, während ich aus dem Badezimmer gehe. »Ich scheine meinen Zagat verlegt zu haben.«
    »Willst du dranbleiben, oder soll ich dich zurückrufen?« fragt er.
    »Ruf mich zurück, du Clown.« Wir hängen ein.
    Minuten vergehen. Das Telefon klingelt. Ich warte gar

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